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Ausbau der Geschlechterdemokratie

Rede auf dem Gewerkschaftstag

Bremer Gewerkschaftstag „Gleichberechtigung verwirklicht?“ Ist Geschlechterpolitik/ Frauenpolitik überhaupt noch notwendig? Gleiche Rechte und Chancen für Frauen und Männer sind doch schon längst selbstverständlich!
Aber komisch: Nur ein paar Stichworte:
Noch immer „wählen“ junge Frauen – bei zumeist besseren Schulleistungen als Jungen - frauentypische Berufsausbildungen und Studiengänge aber keine MINT-Fächer. Tradierte Rollenbilder prägen nach wie vor die Selbstwahrnehmung, auch (und gerade) in der Schule werden Haltungen erlernt. Frauen werden schlechter bezahlt.
Zur Entgeltgleichheit: In Bremen beträgt die Lohndifferenz zwischen den Geschlechtern 25%. Frauen haben geringere Aufstiegschancen und erledigen den Großteil der Haus- und Familienarbeit.
Wir in der GEW sind dabei nicht die Insel der Seligen:
Auch im LehrerInnenberuf gibt es solche Ungleichheit. Strukturelle Ungleichbehandlungen gehen mit Haltungen einher, die allzu oft noch als selbstverständlich und als Norm gesetzt erlernt und übernommen werden. Neben sozialem Status, Herkunft, Bildungshintergrund, Beeinträchtigungen oder sexueller Orientierung ist Geschlecht einer der wichtigsten sozialen Platzanweiser in unserer Gesellschaft!

Geschlechterrollenbilder existieren nach wie vor und sie wirken in Bildung und Erziehung – und wir wirken daran mit! Tja – so weit zu „Gleichberechtigung verwirklicht“! Aber in unserer tollen Gewerkschaft doch?!? Ich träume jetzt mal ein wenig…..
Bei uns in der GEW sind Frauen in gleicher Weise und in gleichem Umfang • aktiv – in Leitungsfunktionen – zu Bundesgremien delegiert • Entscheidungsträgerinnen – für GEW-Tätigkeiten vom Hauptamt freigestellt • Sie leiten ihre Organisationseinheiten im Team – vertreten die GEW nach außen in der Öffentlichkeit • in unserer Bremer GEW arbeiten Funktionäre und Funktionärinnen mit TandempartnerInnen zusammen, um ihnen Einblicke in die Arbeit zu ermöglichen und sie als Nachwuchskräfte für Leitungstätigkeiten zu gewinnen • Wir führen systematisch Mentoringprogramme durch, in denen junge Frauen von erfahrenen GewerkschafterInnen begleitet und ermutigt werden, ein Arbeitsfeld oder eine Funktion zu übernehmen. Damit haben wir es geschafft, viele junge Frauen einzubinden und sie in ihrer Entwicklung zu unterstützen • Die Mentees und/ oder Tandempartnerinnen nehmen gemeinsam mit ihren erfahreneren GewerkschaftskollegInnen an Sitzungen / Tagungen der Bundesgremien teil • Wir machen Empowerment-Seminare, um junge Frauen in ihrer Entwicklung als GEW-Funktionärinnen zu unterstützen • Wir haben einen Haushaltstitel zur Finanzierung von Kinderbetreuung • Wir bieten gezielt Schulungen für junge Frauen an, um die Selbstorganisation von jungen Frauen in der GEW unterstützen • Auf den Bremer Gewerkschaftstagen wird jeweils ein Bericht abgegeben über die Fortschritte in der Gewinnung und Einbindung von jungen Frauen in Gremien und Funktionen und Führungspositionen • Im Landesvorstand haben wir ein Frauenreferat mit stundenweiser Freistellung, um Maßnahmen zu initiieren und zu koordinieren, Frauen für die Mitarbeit in der GEW und für die Übernahme von Funktionen zu gewinnen

So weit der Traum. Schöne neue Welt – schöne heile GEW-Welt ? Na ja... Leider sieht die Wirklichkeit anders aus. Wir haben ein Problem – ein Problem mit den Frauen. Oder etwa mit den Männern? In der Gruppe der jungen Frauen verzeichnet die GEW Mitgliederzuwächse, aber nur vergleichsweise wenige von ihnen werden in der GEW aktiv oder übernehmen Funktionen. Auch in der GEW in Bremen ist (noch) nicht die schöne heile Welt der Geschlechterdemokratie angekommen. Es ist klar: Wir müssen bestehende Strukturen verändern, damit es für Frauen, insbesondere junge Frauen, attraktiv wird, sich einzubringen.
In den letzten Monaten ist daher auch einiges passiert: Es haben sich mehrmals Kolleginnen zusammen gesetzt und überlegt, was und wie sich ändern muss. Nun hat der Gewerkschaftstag im Oktober beschlossen, ganz vorne in die Satzung als Ziel aufzunehmen:
„Ausbau der Geschlechterdemokratie“. Ein Arbeitskreis Frauenpolitik, ein Haushaltstitel „Kinderbetreuung“ und die Einrichtung eines Frauenreferats (mit Freistellungsstunden) wurde beschlossen. Na, das ist doch schon mal was! Nun muss es weiter gehen!