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Anpfiff zur 2. Halbzeit

Denkbar ungünstig starteten die Schüler*innen, Eltern und Pädagog*innen vor sechs Monaten in das neue Schuljahr:

Foto: R. Blaschke, Gesellschaftsspielchen

Weder in Bremen noch in Bremerhaven konnten alle Stellen besetzt werden, insgesamt fehlten 85 Lehrkräfte. Mittlerweile arbeiten mehrere hundert Kolleg*innen in Bremen in den Schulen ohne vollständige Lehrerausbildung, in Bremerhaven hat jede/r Sechste kein 2. Staatsexamen.

Diese Situation spielt sich ab vor einer sich weiterhin deutlich verschlechternden Sozialstruktur. Innerhalb eines Fünfjahreszeitraums (2011 – 2016) stieg die Armutsgefährdungsquote  von Personen unter 18 Jahren um 4,8% (auf 36,6 %), die Anzahl der Menschen mit Migrationshintergrund um 12,1 % (auf 50,9 %) und die Sozialleistungsempfänger*innen um 2,1 % (auf 18,5 %). All diese Trends sind im Bundesland Bremen stärker ausgeprägt als im Bundesdurchschnitt.

Die Landesvorstandssprecher*innen der GEW Bremen mahnen vor diesem Hintergrund eine noch stärkere Beachtung der Bildungspolitik an: Ein tatsächlich inklusives Schulsystem muss gerade im Kontext von Armut und Migration Voraussetzungen für Lernerfolge aller Kinder schaffen. Trotz der angekündigten zusätzlichen Gelder werden die bislang genannten Summen nicht reichen. Zu ergänzen sind folgende Aspekte:

1. „Eine absolute Fehleinschätzung“ nennt Ina von Boetticher die von Behördenseite getroffene Feststellung, eine bessere Bezahlung von Grund- und   Sekundarschullehrkräften sowie die Reduzierung der Unterrichtsbelastung würde keine Auswirkungen auf die Gewinnung neuer Lehrkräfte haben. „Für eine inklusive Schule müssen die Arbeitsbedingungen stimmen“, ist sie sicher.

2. Als „kritisch“ schätzt Christian Gloede den Ansatz ein, durch ein neues Institut für Qualitätsentwicklung Verbesserungen zu erzielen. „Daten liegen seit Jahren genügend vor“, stellt er fest, „woran es aber mangelt ist, dass es den Schulen mindestens genau so lange an hinreichend Personal, sachbezogener und räumlicher Ausstattung sowie Zeit zur Konzeptentwicklung fehlt“.

3. Auf eine weitere wichtige Voraussetzung für das Gelingen pädagogischer Arbeit weist Bernd Winkelmann hin. „Auch wenn die Erhöhung der Referendarszahlen ausdrücklich zu begrüßen ist, so sind weitere Anstrengungen im Bereich der Qualifizierung zu unternehmen“. Die GEW fordert dazu u. a. eine Erhöhung der Studierendenzahl bei Lehrämtern sowie eine berufsbegleitende Weiterbildung für Quer- und Seiteneinsteiger*innen. Insbesondere zu beachten ist dabei die Anforderung, Theorie und Praxis zu verknüpfen.

Bremen steht, das zeigen diese ausgewählten Gesichtspunkte, vor entscheidenden Weichenstellungen. Gerade im Wissen um die Herausforderungen innerhalb des Bundeslandes, der drastisch gestiegenen Zahl von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf, der hohen Quote von Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache, den Mühen beim Erwerb von Kulturtechniken, fordern die drei Landesvorstandssprecher*innen der GEW eine zweite Schuljahreshälfte der maximalen Offensive in der Bildungspolitik.

Der Anpfiff dazu muss am 5.02. erfolgen, bislang sind im Team der Pädagog*innen jedoch noch nicht alle Positionen besetzt und hinreichend erfolgversprechende Strategien ausgearbeitet.

Für Nachfragen stehen zur Verfügung:
Christian Gloede | Mobil: 0174-9790755
Ina von Boetticher | Telefon: 0421 3376 431
Bernd Winkelmann | Mobil: 0162-9731230

Bremen