Krieg und „Kinderlandverschickung“
Nach dem Überfall auf Polen wurden die ersten Lehrkräfte zur Wehrmacht eingezogen, etwa zwei bis drei pro Schule, an erster Stelle die jungen Hilfslehrer. Um dem Lehrermangel zu begegnen, wurden die verheirateten Lehrerinnen und die vom Berufsverbot Betroffenen zum Teil als „Kriegshilfsangestellte“ wieder beschäftigt. Es mehrten sich verbindliche Sammelaktionen, Ernteeinsätze und nach den ersten Bombenangriffen im Mai 1940 Luftschutzwachen in den Schulgebäuden.
Im Januar 1941 begann wegen des Bombenkrieges die „Kinderlandverschickung“ (KLV), zunächst auf freiwilliger Basis. Die überwiegend zehn- bis vierzehnjährigen Kinder und Jugendlichen wurden in Österreich und Oberbayern in Sammelunterkünften untergebracht. Die „Lager“ unterstanden der Leitung von LehrerInnen, die sich in ausreichender Zahl hierfür gemeldet hatten. Sie erteilten dort Unterricht und organisierten das Gemeinschaftsleben. Oft waren daran die Ehefrauen von Lehrern maßgeblich beteiligt. Die HJ ernannte jeweils „Lagermannschaftsführer“, mit denen es zuweilen zu Konflikten kam. Nach Zunahme der Bombenangriffe wurde aus der freiwilligen KLV im August 1943 eine fast vollständige Evakuierung. Neue KLV-Lager wurden in Sachsen eingerichtet.
Für die wenigen zurück gebliebenen Kinder (u.a. wegen Krankheit) wurden „Sammelschulen“ eingerichtet. Ausgenommen von der KLV waren die Oberklassen der höheren Schulen, die zunehmend als Flakhelfer und als Wehrmachtshelferinnen eingesetzt wurden. Viele leerstehende nicht zerstörte Schulen wurden zu Obdachlosensammelstellen oder Zwangsarbeiterlager.
Im Februar 1945 wurden die KLV-Lager in Sachsen wegen der sich nähernden Ostfront aufgelöst. Die Rückführung nach Bremen fand in Zügen statt, die ständig durch Bombenangriffe bedroht waren. Ab Ende Februar fand in den verbliebenen Schulgebäuden wieder notdürftig Unterricht statt. Lehrer mussten im Volkssturm an Schanzarbeiten teilnehmen. Schließlich wurde Bremen am 25./26. April militärisch erobert, da die militärische Führung sich den Alliierten nicht ergab. Die Bevölkerung verbrachte die letzten Tage in den Bunkern. Während der Eroberung Bremens kam auch der NS-Bildungssenator von Hoff ums Leben.
Überleben und Widerstand unter den NS-Diktatur
Diejenigen Lehrkräfte, die 1933 ohne Pension entlassen worden waren, hatten ihre materielle Existenz verloren. Andere erhielten geringe Pensionen. Alle mussten einen neuen Lebensunterhalt finden. Der bisherige Schulleiter der Helgolander Straße, F. Aevermann, betrieb zusammen mit C. Paulmann eine Kohlen-Handlung. P. Goosmann, der spätere GEW-Vorsitzende, lieferte Waren für das Reformhaus Lichte aus und wurde von nahestehenden Kollegen unterstützt, die der Entlassung entgangen waren, wie dem Versuchsschullehrer und Kinderbuchautoren C. Dantz. Einige gaben Privatunterricht, wie der Kommunist und Chorleiter H. Böse.
Auch unter den nicht entlassenen Lehrkräften gab es widerständiges Verhalten. Hier ist besonders ein Kreis von Lehrerinnen aus der Stephani-Gemeinde zu nennen, die jüdische Kinder vor ihrer Deportation betreuten, deswegen angezeigt wurden und nur knapp einer Verhaftung und Entlassung entgingen. Sie wurden mit einer Gehaltskürzung bestraft.
Über organisierten Widerstand ist wenig bekannt. Über R. Argus, vor 1933 aktives BLV-Mitglied und Bürgerschaftsabgeordneter der KPD, der bereits 1933 in die SA eintrat, wurde von Zeitzeugen gemutmaßt, dass sein Eintritt im Auftrag der illegalen KPD erfolgte. Der einzige bekannte Vertreter des organisierten Widerstandes war H. Böse. Er hatte Kontakte zur Hamburger KPD-Widerstandsgruppe und zur Berliner Gruppe von A. Harnack/H. Schulze-Boysen („Rote Kapelle“). 1943 wurde er im Alter von 73 Jahren verhaftet und in das KZ Mißler deportiert. Er starb zwei Tage nach seiner Entlassung. Die Schule, an der er Musiklehrer war, ist heute nach ihm benannt.