Nach der Bürgerschaftswahl im Herbst 1983 kündigte der neue Bildungssenator Horst-Werner Franke auf der Personalversammlung der Bremer Schulen ein umfangreiches Stellenabbau- und Schulschließungsprogramm an. Begründet wurde dies mit einer Schülerzahlprognose, die bis 1992 einen Rückgang von ca. 91000 auf ca. 60000 vorhersagte. Diese Prognose war fehlerhaft. In Wirklichkeit betrug die Schülerzahl in der Stadtgemeinde Bremen 1992 ca. 80000. Außerdem stieg der Unterrichtsbedarf an den Berufsschulen erheblich durch die Zunahme schulischer Vollzeit-Ausbildungsgänge aufgrund des Lehrstellenmangels. Die Fehlprognose diente zur Legitimation einer Haushaltspolitik, die auf einen massiven Personalabbau im Öffentlichen Dienst abzielte, um mit diesem ungeeigneten Mittel der steigenden Verschuldung Bremens Herr zu werden. Aber die Schulden stiegen weiter, was in erster Linie durch Steuerausfälle und steigende Sozialausgaben aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit verursacht wurde.
Der Rotstift regiert
Der Personalabbau an den Schulen wurde durch einen langfristigen Einstellungsstopp und durch die Versetzung von Lehrkräften in außerschulische Arbeitsfelder realisiert (Museen, Universität, Bibliotheken, Weiterbildung). Aufgrund der Arbeitsbedingungen an den Schulen gab es viele Kolleg*innen, die diese Angebote gern annahmen. Damit gerieten sie in Konkurrenz zu den ca. 1000 arbeitslosen Lehrkräften, die dort in großer Zahl mit befristeten Verträgen, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, Honorarjobs und Werkverträgen beschäftigt waren. Ein weiterer Versuch der Bildungsbehörde das Personal in den Schulen zu reduzieren, bestand 1984 in der Ankündigung, alle Sozialpädagog*innen aus den Vorklassen und den Ganztags-Gesamtschulen abzuziehen und zum Senator für Soziales zu versetzen. Die erfolgreiche Kampagne der GEW gegen diese Abbaumaßnahme dauerte über ein Jahr.
Das umfangreiche Schulschließungsprogramm, das im März 1984 verkündet wurde, enthielt eine lange Listen von ca. 40 Standorten, die aufgegeben werden sollten. Da die Schüler*innenzahl nicht im erwarteten Ausmaß sank, wurde es nur zum Teil realisiert. Mehr als die Hälfte der Gebäude wird heute noch genutzt, insbesondere an den größeren Standorten (u.a. BBZ, Leibnizplatz, Vorkampsweg, Hemelinger Straße, Barkhof). Die Empörung bei Lehrkräften, Schüler*innen und Eltern über das Senatskonzept war groß, aber es kam zu keinen großen gemeinsamen Widerstandsaktionen. Vereinzelter Widerstand, wie die Besetzung des Gymnasiums an der Parsevalstraße, wurde ohne Ergebnis beendet. Die Gewerkschaften waren in der Defensive, nicht nur im Bildungsbereich. Dies war bei der Besetzung der AG-Weser-Werft im Herbst 1983 deutlich geworden, als ihre Schließung nicht verhindert werden konnte. Die GEW war stark an den Solidaritätsaktionen mit den streikenden Werftarbeitern beteiligt, ebenso wie 1984 an der internationalen Solidarität mit den streikenden britischen Bergarbeitern, die sich gegen die Schließungspläne der Thatcher-Regierung wehrten.
Ein neues Feld der Interessenvertretung waren die befristeten Verträge im außerschulischen Bereich und – im Rahmen eines Sonderprogramms für arbeitslose Jugendliche - auch im Schulbereich. Sie wurden durch das Angestelltenreferat im Landesvorstand betreut, das sich langsam professionalisierte. Zunächst umstritten waren in der GEW die neuen Projekte, die die arbeitslosen Lehrkräfte 1982/83 selbst organisiert hatten. Die Stadtteil-Schule organisierte Förderunterricht außerhalb der Schule und finanzierte sich aus Mitteln des Arbeitsamtes. Das Institut für Erwachsenenbildung (IFE) war eine selbstverwaltete Schule des zweiten Bildungsweges. Es wurde argumentiert, dass sie von der Forderung nach Neueinstellungen in den Schulen ablenkten. Aber nach längeren Debatten beschloss die Landesvertreterversammlung sie zu unterstützen. (Die Stadtteil-Schule e.V. war bis Ende der 90er Jahre ein gewerkschaftliches Selbsthilfeprojekt. Sie organisierte Förderunterricht außerhalb der Schulen. Danach wurde sie vom damaligen Vereinsvorstand zu einer Leiharbeits-Agentur der Bildungsbehörde umgewandelt. Das IFE wurde 1992 in die Erwachsenenschule integriert.)