Hans-Georg Mews, am 25. Mai 1931 in Kolberg (Ostsee) geboren, wuchs als 3. von 6 Kindern in einer Zimmermannsfamilie auf. Nach 4 Jahren Grundschule ging er dort in die Mittelschule. 1945, da war der Vater vermisst, musste die Familie aus dem brennenden Kolberg fliehen. Es folgte ein langer Treck bis in das damalige Böhmen und von dort - vertrieben - später wieder in den Norden zurück. Ein Schicksal, das Millionen Menschen seinerzeit widerfuhr und meist Not, Hunger und Elend oder auch Tod mit sich brachte. Die Familie Mews „landete“ schließlich in Calbe an der Saale. Hier hat Hans-Georg zunächst mit Landarbeit zur Ernährung der großen Familie beigetragen. Von 1946 - 47 besuchte er die Mittelschule in Calbe und wechselte danach zur Karl-Marx-Oberschule, wo er im Juni 1950 das Abitur ablegte. Im Oktober 1950 begann er in Köthen (Anhalt) eine dreijährige Lehrerausbildung. Im 3. Jahr war er fast ausschließlich im Unterricht eingesetzt - wegen des immensen Lehrermangels in der DDR.
Nach dem 17. Juni 1953 musste er fliehen und war nach dem Notaufnahmeverfahren in der Bundesrepublik zur Arbeit bei der Moorkultivierung in Großmoor bei Celle eingesetzt. Von dort aus bewarb er sich an der PH Bremen. Nach dem (Neu-)Studium von Oktober 1953 bis Februar 1956 legte er hier seine 1. Lehrerprüfung ab und wurde zum 1. April 1956 an der (Haupt-)Schule an der Schleswiger Straße in Walle eingestellt. Im selben Jahr, genau an seinem 25. Geburtstag, heiratete er seine Mitstudentin Ingeborg D. 1958 wechselte er an die (Grund-)Schule am Pulverberg und bestand dort Ende April 1960 seine 2. Lehrerprüfung mit Auszeichnung. Im März 1961 wurde er zum 1. Vorsitzenden des (bremischen) Schullandheimvereins „Verdener Brunnen“ e.V. gewählt. Diese Funktion übte er lange Jahre aus. Auch war er ehrenamtlich in diesem Bereich auf Landes- und Bundesebene in herausgehobener Position tätig. Ihm ist es mitzuverdanken, dass später, als Schullandheime existentiell gefährdet waren, in Bremen parteiübergreifend eine Art Bestandsgarantie für viele Heime erreicht werden konnte. Eine solche vorgenannte ehrenamtliche Tätigkeit gehörte zu seinem Selbstverständnis vom Lehrerberuf ebenso wie seine Mitarbeit in Lernbuchausschüssen und in der Lehreraus- und -fortbildung. Von Oktober 1966 bis März 1967 „musste“ er als Pädagogischer Mitarbeiter in der Schulbehörde die Stellungnahmen der Lehrerkollegien zu einem neuen Grundschullehrplan auswerten und auch Grundlagen für die (von den Schulen geforderte) Selbstbewirtschaftung von Haushaltsmitteln erarbeiten.
Ein zweites Mal war er von April 1968 bis Juli 1969 in die Planungsabteilung der Schulbehörde abgeordnet, um einen Schulentwicklungsplan für Bremen und speziell für den Bremer Osten zu entwerfen. Im Februar 69 war er bereits beauftragt, den Bau und die Gründung der Schule am Ellenerbrokweg sowie die Planung der späteren Gesamtschule Ost zu koordinieren. Zum 1. August 1969 wurde er - zunächst kommissarisch - Leiter dieser Schule, die zeitweise über 2000 Schüler verkraften musste. Von 1970 an planten sein Kollegium und er zusammen mit der Sonderschule für Lernbehinderte an der Dudweiler Straße einen Schulversuch, in dem (lern-)behinderte Kinder nicht mehr ausgegliedert werden. Am 1. August 1977 endlich wird dann als Modellversuch die Schule im vollen Einvernehmen von Eltern und Lehrern eine kombinierte Grund- und Sonderschule.
Zum 15. November 1977 wird er zum Leiter der Abteilung Schulplanung beim Senator für Bildung berufen. Hier gehörte es zu seinen Aufgaben, die - inzwischen politisch beschlossene - Schulentwicklungsplanung für Bremen voranzutreiben und umzusetzen, insbesondere die bauliche und personelle Versorgung der Schulen zu planen und für den Vollzug zu sorgen. 1980 wurde er Nachfolger des aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig ausgeschiedenen Landesschulrats Banse. Auch Hans-Georg Mews schied gesundheitsbedingt vorzeitig zum 31. Juli 1992 aus diesem Amt aus. Er war der letzte „oberste bremische Pädagoge“; danach wurde diese Stelle nicht wieder besetzt...
Diese besondere bremische Lehrer-Karriere von Hans-Georg Mews wäre ohne seine gesellschaftspolitischen Aktivitäten nicht denkbar gewesen. Schon 1954 trat er als Student in den damaligen Verein Bremer Lehrer und Lehrerinnen (VBLL) in der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft ein. 1972 und 73 wurde er zum 1. Vorsitzenden des VBLL gewählt. 1973 spitzte sich in der Stadt Bremen die innergewerkschaftliche Auseinandersetzung um die „richtige politische Ausrichtung“ so zu, dass sich ein weiterer bremischer Ortsverein gründete: Der Verband Bremer Lehrer und Erzieher (VBLE), zu dessen 1. Vorsitzenden Hans-Georg Mews 1973 und 74 gewählt wurde. Nach der organisatorischen „Neuaufstellung“ des bremischen GEW-Landesverbandes 1975 mit fünf bremischen Stadtbezirken und Bremerhaven als sechstem war der im letzten Jahr verstorbene Hans Stelljes 1. Landesvorsitzender. Dessen Verdienste in dieser schwierigen innergewerkschaftlichen Situation wurden in der BLZ 05 - 2009 gewürdigt. Stellvertretender Landesvorsitzender war von 1975 bis 78 Hans-Georg Mews und – in der Aufgabenteilung mit Hans Stelljes - für die stadtbremischen Angelegenheiten von Schule und Lehrern zuständig. In diese Zeit fällt die von ihm so besonders betriebene Zusammenarbeit mit dem bremischen Zentralelternbeirat (ZEB) und der Gesamtschülervertretung (GSV) Bremen. Dies, sowie seine damalige Mitgliedschaft im Kreisvorstand des DGB, im Gesamtpersonalrat und im Rundfunkrat von Radio Bremen gaben ihm auch die Möglichkeit , in solchen Gremien für die gewünschten bildungspolitischen Veränderungen und Verbesserungen in den bremischen Schulen zu werben. An der gesetzlichen Ausarbeitung der neuen einheitlichen Bremer Lehrerausbildung (Stufenlehrkräfte) war er ebenso wie an der Novellierung des Schul- und des Schulverwaltungsgesetzes beteiligt. Für ihn war es dann überhaupt kein Widerspruch, in die Schulbehörde berufen zu werden - sozusagen auf die andere Seite der gesellschaftlichen und politischen Wirkungskräfte der damaligen Zeit.
Als Landesschulrat hatte er 1984 entscheidenden Anteil an der Gründung des Bremer Schulmuseums „Auf der Hohwisch“. Dies wird im Dezember-Mitteilungsblatt „Schulgeschichten“ des dortigen Fördervereins, dessen Ehrenvorsitzender er bis zuletzt war, gewürdigt.
Diejenigen, die diesem Nachruf bis hierher gefolgt sind, fragen sich nun vielleicht: „Dies alles war in Bremen doch nicht möglich, ohne SPD-Mitglied zu sein?“ Ja, aber gut 10 Jahre nach seiner Flucht aus der DDR - da war er schon 9 Jahre in der GEW - war er erst wieder bereit, sich in einer politischen Partei zu organisieren und trat der SPD bei. Sicherlich gibt es auch ältere GEW-Mitglieder, die kritische oder negative Erinnerungen an seine GEW-Tätigkeit haben, ihre Auseinandersetzungen mit ihm und uns, als wir damals mit ihnen um unsere gewerkschaftspolitische Ausrichtung und Positionen rangen. Doch heute - rückblickend - können sich hoffentlich alle der Wertung des GEW-Landesvorstandes in dessen Kondolenz-Anzeige anschließen, dass Hans-Georg Mews sich „besonders um die Bremer Schulreform der 70er Jahre ... verdient gemacht hat“. Oder wie es seine frühere Schule am Ellenerbrokweg formulierte „Seine Menschlichkeit und sein außergewöhnlicher Einsatz für eine bessere Zukunft der bremischen Schüler werden uns unvergesslich bleiben.“