Portrait
Meine Streikbereitschaft war auch immer recht groß
Vertrauensleute der GEW No. 13 | Stephan Ritschel
Ich arbeite als :
Grundschullehrer. Neben Lehren und Erziehen bilde ich Kinder in Mediation als Konfliktlösung aus.
Das interessiert mich:
Filme, Musik, Gesellschaftsspiele, Beziehungsqualität, Snacks, Papa-Zeit mit meinem Sohn, Mediation.
Das interessiert mich politisch:
Es läuft doch alles auf Solidarität in der Gesellschaft hinaus: ein solidarisches Gesundheits- und Altersvorsorge-System, ein entschiedeneres Eintreten gegen Homophobie, Rassismus, Antisemitismus, Trans- und Frauenfeindlichkeit, der Auftrag, unsere Demokratie und Arbeitnehmerrechte zu verteidigen. Arbeitskampf sollte selbstverständlich sein, doch diese Kultur findet leider immer weniger Verständnis. Dabei ist mir unbegreiflich, wie sich Führende großer Unternehmen vor die Presse stellen und behaupten können, sie hätten Verständnis für die Anliegen der Beschäftigten, aber Streiks seien „der falsche Weg“.
So bin ich auf die GEW aufmerksam geworden:
Katti Krieger stellte sie bei meiner Referendariatsauftaktveranstaltung vor – vor fast zwölf Jahren.
Darum bin ich Mitglied geworden:
Ich wollte mich politisch engagieren und damals vor allem für die Belange der Tarifbeschäftigten eintreten. Meine Streikbereitschaft war auch immer recht groß. Mittlerweile bin ich verbeamtet. Es ist schlimm, dass diese Berufsgruppe anscheinend als Leibeigene ihrer Dienstherrin zu absoluter und nichts-hinterfragender Obrigkeitsgehorsamkeit gedrillt wird.
Gewerkschaft bedeutet für mich:
Stärke durch Gemeinschaft. Die größte Stärke von Gewerkschaften ist ihre Vernetzung und die Vereinigung von Fachgruppen, Berufen und Interessen. Dadurch können die Mitglieder aktiv teilhaben an der Gestaltung ihrer Arbeitsumwelt, sind abgesichert bei Arbeitskampfmaßnahmen und bekommen Unterstützung bei ihren beruflichen Anliegen.
Gewerkschaft ist für mich nicht:
Die anderen machen lassen. Eine Gewerkschaft kann nur so stark sein wie ihre Mitglieder. Ich habe wenig Verständnis für die Haltung neuer Kolleg-Innen, gewerkschaftliches Engagement sei unnütz. Sie verkennen, dass Arbeitnehmerrechte Generationen vor uns erstreiten mussten.
Das möchte ich in der GEW machen:
Vertrauensleute-Arbeit, Kundgebungen besuchen, mich fortbilden in Schulrecht und der Arbeit und Funktion von Personalausschüssen, Arbeitskampf und Mitgliederwerbung. Die Fachgruppe „Grundschule“ würde ich gern wiederbeleben und suche dringend MitstreiterInnen.
Das war mein bisher schönstes Bildungserlebnis:
Ich habe erst diesen Sommer einige ehemalige Schülerinnen bei den mathematisch-naturwissenschaftlichen Erlebnistagen „Explore Science“ im Bürgerpark getroffen – die sind jetzt erwachsen und studieren Mathematik oder begleiten ihrerseits wiederum Gruppen von SchülerInnen.
Für diese Ziele sollte sich die GEW vor allem einsetzen:
Tarifverhandlungen, Stärkung der Oberschule als Schule für alle, Abschaffung der Gymnasien (in ihrer jetzigen Form), Inklusion aber richtig!, Kurdistan, Frauen, da sie leider noch immer den unbezahlten Löwenanteil an Care-Arbeit leisten, Arbeitszeiterfassung.
Gute Bildung ist:
anscheinend unbezahlbar …
Drei Adjektive zur Bremer Bildungspolitik:
kurzsichtig, planlos, unbeliebt
Du hast einen Bildungswunsch frei:
Lehrer*innenarbeitszeit auf 20 Stunden reduzieren – mit Arbeitszeiterfassung.