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Friedenspolitik

Mein Lehrer, der Soldat

Unterricht durch Bundeswehrangehörige – ein Unding.

Als Schulbeschäftigte:r in Bremen ist man Kummer gewohnt. Es zwickt überall. Fachkräfte fehlen, viele Schulbauten sind marode, das Personal überlastet. Die Liste ließe sich leider problemlos ergänzen. Jetzt kommt ein „Aber“: Es gibt dennoch gute Gründe weiter in unserem bildungsgebeulteten Bundesland pädagogisch zu arbeiten - und nicht zu wechseln, zum Beispiel nach Bayern.

Denn im Landkreis München rekrutierte die Schulleiterin eines Gymnasiums von März bis Juni sieben Offiziersanwärter:innen der Bundeswehr, um fehlende Lehrkräfte zu vertreten. Militärangehörige unterrichteten in den Jahrgangsstufen fünf bis neun, trotz scharfer Proteste der GEW vor Ort.

Welche Inhalte von den Uniformierten vermittelt wurden, blieb unklar.

Mindestens unterschwellig wurde für Militärberufe geworben. Einer möglichen Indoktrination waren Tür und Tor geöffnet. Die UN-Kinderrechtskonvention verbietet das Anwerben von Minderjährigen zum Militär. Politische Bildung darf auf jeden Fall nicht von jungen Soldat:innen gelehrt werden. Das gehört ausschließlich in die Hände von pädagogischen Fachkräften.

Beim Thema Bundeswehr und Schulen ist Bremen wesentlich zurückhaltender. Aber auch hier gibt es Werbung für das Militär als Arbeitgeber. Am schwarzen Brett meiner Berufsschule hängt ein Schreiben, in dem Schulklassen animiert werden, die Marine in Wilhelmshaven zu besuchen. Es wird ein „interessantes Programm“, „spannende Einblicke“ und eine „Fallschirmjägershow“ versprochen.

Überall in Deutschland muss sichergestellt sein, dass den (umworbenen) Schüler:innen gesagt wird, dass Bundeswehreinsätze mit schwerwiegenden Gefahren verbunden sind, die auch tödlich enden können. Aber selbst wenn man jedem Werber einen Mahner an die Seite stellen würde, junge Menschen sind leicht zu beeinflussen. Und das wissen die Werber.