Bremerhaven
Lernen in einer „Schicksalsgemeinschaft“
Grundschultag in Bremerhaven
Zur Eröffnung des Grundschultages der GEW Bremerhaven gab Dr.in Nina Blasse, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni Kassel, eine Übersicht hinsichtlich des Forschungsstandes zum „Anfangsunterricht“. Dabei spielt ein gewisses „Schicksal“ eine nicht unbedeutende Rolle. Im Selbstverständnis der Grundschule lassen sich drei Bereiche von Bildungszielen und -inhalten unterscheiden: soziale, kognitive und allseitig orientierte. Gemeint sind die Vorbereitungen auf systematisches Lernen und die weiterführende Schule, aber auch darauf, Lebensanforderungen zu bewältigen. Nun stellt die Primarstufe einen eigenständigen und spezifischen Bildungsabschnitt dar.
Anhand wissenschaftlicher Studien konnte die Referentin nachweisen, dass Kinder sich früh auseinandersetzen mit dem Übergang in die Schule und ihrer kommenden Rolle; ihr Wohlbefinden einen deutlichen Einfluss hat auf Lernmotivation, -verhalten und damit -erfolg; aus Kindersicht der Kontakt zu Gleichaltrigen eine erheblich höhere Bedeutung hat als jener zur Lehrkraft. Letzteres heißt, dass die Kinder einer Schulklasse in ihrer Zusammensetzung, auf die sie keinen Einfluss haben, eine „Schicksalsgemeinschaft“ bilden. Ihre Lernvoraussetzungen spielen eine wichtige Rolle, darin das phonologische Bewusstsein und fachbezogene Selbstkonzepte, sowie ihre Familien- und Wohnsituation. Das Sprengelprinzip wohnortnaher Beschulung führt zudem zu einer Homogenisierung der Gruppe. Dem Schicksal kann jedoch gerade im Anfangsunterricht auf die Sprünge geholfen werden, so er sich an den grundlegenden psychologischen Bedürfnissen der Kinder ausrichtet. Positives Selbstkonzept, Lernfreude, keine leistungsbezogene Angst, Freiheitsspielräume im Unterricht und kooperative Lernformen ermöglichen Entwicklungszuwächse. Allerdings müssen die individuellen Folgen der schicksalhaften Klassenzusammensetzung noch tiefgehender erforscht werden. Dies gilt ebenfalls u.a. für die Unterrichtsgestaltung, allgemeindidaktische Überlegungen und das Agieren der Pädagog*innen speziell im Anfangsunterricht.
Nina Blasse gewährte somit einen differenzierten Einblick in Wissen und Nichtwissen über den Anfang schulischen Lernens, auf den es bekanntermaßen ankommt. In anschließenden sieben Workshops sammelten die achtzig Teilnehmenden praktische Ideen zu verschiedenen Themen des Schulbeginns.