Zum Inhalt springen

Schwerpunkt

Kraft für den schulischen Alltag

Inga von Hagen ist Sonderpädagogin und Stadtverbandsvorstandssprecherin der GEW Bremerhaven

Inga von Hagen ist Sonderpädagogin In Bremerhaven
Inga von Hagen | Foto: Susanne Carstensen

Nach dem Referendariat war es für mich nicht die Frage ob sondern nur welcher Gewerkschaft ich beitrete. Die GEW war da schnell gefunden und auch wenn das Infomaterial anfangs nach einem kurzen Durchblättern recht schnell im Altpapier landete, hätte es mir bei einem Ausbleiben doch irgendwie gefehlt.

Als mich eine Einladung zum sogenannten „Erweiterten Vorstand der GEW Bremerhaven“ erreichte, konnte ich mir darunter nicht sehr viel vorstellen. Einen Versuch war es wert und so fand ich mich bald darauf zum ersten Mal im Marschenhof in Wremen wieder. Dort diskutierten Gewerkschafter:innen Positionen, die Strategie der nächsten Zeit sowie konkrete Aktionen.

Denken, planen, umsetzen

Anfangs fand ich es sehr mühsam, mich durch die vielen Abkürzungen, Namen und Informationen zu kämpfen. Gleichzeitig wurde mir eine sehr große Offenheit entgegengebracht. Nach und nach bekam ich eine Idee davon, worüber diskutiert wurde und ich begann Hintergründe sowie Zusammenhänge zu erkennen und Abhängigkeiten zu durchschauen. Vor allem aber wurde mir klar, dass sämtliche Aktionen der GEW Bremerhaven und natürlich auch im Land Bremen nicht „vom Himmel fallen“, sondern jeweils von Mitgliedern erdacht, geplant und umgesetzt wurden. Ehe ich mich versah, war ich ein Teil dieser „Aktiven“ und erlebte Aktionen von der ersten Idee bis hin zu ihrer Umsetzung im Sinne von Verbesserungen für alle Kolleg:innen.

Redezeitbegrenzung

Würde ich derzeit eine schlichte „Kosten-Nutzen-Aufstellung“ meiner Mitgliedschaft bzw. Aktivität vornehmen, so würde der hohe Zeitaufwand für die Gremienarbeit und sonstige Termine mit Sicherheit auf der Kostenseite stehen. Ebenso das Unverständnis für bestimmte, in meinen Augen etwas zäh verlaufende Diskussionen, bei denen ich mich über Redezeitbegrenzungen grundsätzlich freue… Manchmal fällt es mir auch ziemlich schwer geduldig zu bleiben, wenn ich mit sehr vehementen Forderungen konfrontiert werde, Einzelinteressen von mehreren Seiten gleichzeitig zu unterstützen, gerne auch mal bei komplett gegensätzlichen Interessenslagen.

Im Austausch zu neuen Impulsen

Es gibt aber auch eine deutliche Nutzenseite. Dort steht auf jeden Fall der Austausch mit anderen Leuten, die sich ebenfalls dafür interessieren, was da gerade im Bildungsbereich passiert oder schon passiert ist. Es macht mir Mut und gibt mir Kraft, wenn ich mich mit Personen unterhalte, die den Grundgedanken der Inklusion trotz aller üblen Rahmenbedingungen auch noch nicht verloren geben wollen und die stattdessen die fortschreitende Ökonomisierung des Bildungsbereichs als Gefahr sehen. Es macht mir Mut, wenn ich mit anderen Gewerkschafter:innen gemeinsame Aktionen oder Veranstaltungen wie zum Beispiel die Grundschultage oder die pädagogische Woche mit plane, auf denen ich dann neue Ideen und Impulse bekomme und oft sehr interessante Dozent:innen und Kolleg:innen kennenlernen darf. Ich freue mich sehr wenn es uns gelingt, dass sich Kolleg:innen der Grundschulen treffen um sich in gemütlicher Runde auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen.

Viel zusammen lachen

Es hilft mir, dass ich in der GEW auf Gleichgesinnte treffe, die sich für ähnliche Ziele einsetzen. Ich habe schon viel von den Sichtweisen, den Erfahrungen und dem Austausch mit anderen Gewerkschafter:innen mit unterschiedlichen Professionen profitiert. Ich finde es immer wieder spannend, wenn wir gemeinsam versuchen Gegebenheiten zu hinterfragen und uns wieder daran erinnern, was wir für richtig halten in unserem Beruf und wie wir da auch wieder mehr hinkommen (Stichwort Artikel 26 der Bremischen Landesverfassung). Der für mich dickste Punkt auf der Nutzenseite ist die Abendgestaltung in Wremen. Auch wenn ich nach einem Erweiterten Vorstandswochenende nicht selten am Samstagnachmittag aufgrund akuten Schlafmangels auf dem Sofa ende, so gibt mir so ein Wochenende auch immer ganz viel Kraft mit auf den Weg in den schulischen Alltag. Es tut einfach gut, wenn wir nach der Arbeitsphase den Abend gemeinsam draußen oder auf der Kegelbahn genießen, dabei manches Mal die besten oder sagen wir mal „interessantesten“ Ideen entwickeln und vor allem auch ganz, ganz viel zusammen lachen.