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Kompetenzraster sollen sein - ein Muss?

So klingt es jedenfalls immer öfter aus der Bildungsbehörde. Nachdem einige Oberschulen wohl die Mühe auf sich genommen haben und schulinterne Raster entwarfen, sollen jetzt, nach Pilotierungsphasen zumindest in Grundschulen, diese flächendeckend eingeführt werde.

Wozu brauchen wir Lehrkräfte diese neuen Formen der Leistungsdokumentation und der Leistungsbeurteilung?

Gab es eine massenhafte Kritik der Kolleginnen und Kollegen an den bisherigen Formen? Davon ist uns nichts bekannt. Es sieht also danach aus, dass dieser Wunsch nach Erneuerung mal wieder nicht Pädagogenwunsch und begründete Notwendigkeit ist, sondern auf Gedanken der Bildungsadministration beruht. Kurz gesagt: Kann es sein, dass schon wieder eine neue Saue durch das Dorf getrieben wird, die uns ohne Not und Wunsch weitere Mehrarbeit bescheren soll? Das wird verneint: „Es soll die Arbeit erleichtern!“ Heißt es.

10 Jahre her!

Nehmen wir die Entwicklung in den Blick, dann haben die Raster mit der Einführung der Bildungsstandards zu tun. Nehmen wir einmal die in Deutsch und Mathe heraus. Die Bildungsstandards haben in der Lehrerschaft nie den Eingang und die Bedeutung gefunden, den sie von den Kultusministern zugedacht bekommen hatten. Denn man wollte in der föderalistischen BRD doch etwas Vergleichbares, Messbares haben, damit wollte man Leistungen in den verschiedenen Bundesländern gegeneinander stellen. Allein dies ist immer nur mit den Pisa-Ergebnissen begründet worden, eine pädagogische Not gab es nie dafür. Die Standards werden in den beiden Fächern dargestellt durch ca. 120 Kompetenzen (früher Fähigkeiten und Fertigkeiten, z.T. auch schon als Kompetenzen bezeichnet). Manchmal findet man auch noch Lernziele, die nennt man Kompetenzerwartungen oder Kompetenzhorizonte. (Man frage den Verfasser nach dem Sinn!) Diese Standards mussten dann eingeteilt werden um die Kinder zu beurteilen, also war der sogenannte Regelstandard das Mittelmaß von 5 Stufen.

Dieses alles war den meisten Lehrkräften offenbar zu unverständlich und zuwider

Den Behörden gelang es nicht, das Aufgeschriebene zu erklären. Manchmal haben wir den Eindruck, dass es benutzt wird ohne zu wissen was dahinter stecken soll. Man begibt sich auf eine Metaebene, auch der Begriffe, die in bestimmten Gruppen und Ebenen nicht mehr hinterfragt werden (sollen?). Nun ist man auf die Idee gekommen, dass man es vereinfachen möchte, weil wir und die Eltern angeblich Probleme haben, die bisherigen Dokumentationen wie z.B. einen Lernentwicklungsbericht zu verstehen. Man möchte ein Kompetenzraster vorlegen, welches einen schnellen Überblick über den Leistungsstand geben soll. Das sollen die Lehrkräfte erstellen, fortlaufend führen und eventuell auch digitalisiert erstellen. Erreicht dann im Überblick z.B. ein Viertklässler die meisten Kreuze im Raster über dem Kästchen für Regelstandard, kann er auf das Gymnasium. All das ist sehr zweifelhaft, läuft es im Endeffekt doch wieder auf eine Durchschnittszensur hinaus, denn wie sollen die verschiedenen Leistungen dann gewichtet und gemittelt werden? Der Arbeitsaufwand, so klingt es zumindest aus Pilotierungsschulen, ist sehr hoch, man hat den Tisch voller DinA3-Bögen und muss die Übersicht behalten. Vor der Einführung einer solchen Maßnahme muss an den Schulen ausreichend Gelegenheit gegeben werden Notwendigkeit, Sinn, Inhalt und Form zu diskutieren. Die Ergebnisse der Schulen, die da pilotieren, müssen vorliegen. Eine erneute überflüssige Reform einzuführen, daran ist den meisten an den Schulen nicht gelegen. Und vom vielen Messen, das haben wir schon oft geschrieben, wird die Sau nicht fett.

Die Schülerleistungen verbessern sich damit nicht, und ob die Lehrer Kompetenzraster brauchen, um ihren Unterricht besser zu machen, wagen wir zu bezweifeln. Zumindest können die Profis an den Schulen das sicherlich am Besten beurteilen. Es muss bewiesen werden, dass hier eine Arbeitserleichterung stattfindet und nicht eine Mehrarbeit durch Dokumentationen entsteht, die uns zum wiederholten Male aufgezwungen wird. Denn, schon im Jahre 2008 hatte sich die Schulbehörde verpflichtet: „Die Bildungsbehörde wird die Dokumentationsverpflichtungen der Lehrkräfte reduzieren und im Primarbereich damit beginnen.“ Das möchten wir dann gern auch so sehen.

Kontakt
Karsten Krüger
Schriftleiter des Bildungsmagaz!ns
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