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Fachkräftemangel

Kita-Gipfel in der Stadt Bremen

Der Senat Bremen veranstaltete am 16./17. Februar 2023 in Kooperation mit dem DGB und der Universität Bremen einen Kitagipfel.

konzentriert spielendes Kitakind
Foto: Susanne Carstensen

Senatorin Sascha Aulepp und Dr. Ernesto Harder (DGB) ziehen gemeinsames Resümee

Wir sind uns einig: Kinder brauchen zum Aufwachsen optimale Bedingungen. Dazu gehören auch gute Kitas. Die Kitas sind für die frühkindliche Entwicklung von besonderer Bedeutung. Kinder lernen den Umgang mit anderen durch ständige Interaktion. Rücksicht auf kleinere Kinder zu nehmen, sich zu entschuldigen und zu bedanken, andere ins Spiel mit einzuschließen, hinter sich selbst aufzuräumen und zu teilen – das lernen Kinder von und miteinander.

Uns eint die Überzeugung, dass wir attraktive Kitas flächendeckend brauchen, Kitas, die optimale Bedingungen für unsere Kinder bieten. Das ist nur zu gewährleisten, wenn die dort Beschäftigten, die mit und für unsere Kinder arbeiten, sehr gute Bedingungen haben. Und wir müssen es gleichzeitig schaffen, allen Kindern ein gutes, qualifiziertes Angebot zu machen. Die quantitative Frage ist auch eine soziale Frage, gerade für die Kinder, die die höchsten Förderbedarfe haben, stehen noch viel zu wenig Plätze zur Verfügung. Auch das wollen wir schnellstmöglich ändern.

  • Wir wissen, dass die verschiedenen Zielsetzungen widersprüchlich sind, und ihre gemeinsame Erreichung der berühmten „Quadratur des Kreises“ gleicht, denn:

  • Wir brauchen schnell Plätze für alle Kinder und müssen gleichzeitig auf hohe Standards achten.

  • Wir brauchen da, wo die Herausforderungen besonders hoch sind, mehr Plätze, aber gerade da auch am schnellsten eine Verkleinerung der Gruppen.

  • Wir brauchen jetzt personelle Entlastung trotz Fachkräftemangel und gleichzeitig hohe pädagogische Qualifikationen.

  • Wir brauchen eine Ausweitung der verlässlichen Betreuungszeiten zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf und gleichzeitig die Bereitstellung von Betreuungszeit für 5.000 zusätzliche Kinder.

Abschließende Antworten auf all diese Fragen waren innerhalb von zwei Tagen nicht zu erwarten. Allerdings war der Kitagipfel geprägt von guten Diskussionen, intensiver Arbeit in den Arbeitsgruppen und eines regen Austausches. Als Auftakt für einen gemeinsamen Prozess ist der Gipfel gut geeignet und das große Interesse an dem Gipfel unterstreicht das. Wir müssen und werden weiter miteinander im Gespräch bleiben, weiter gemeinsam an konkreten Lösungen und Umsetzungsschritten arbeiten. Wir brauchen einen Kita-Pakt aller beteiligten Interessengruppen und demokratischer Parteien. Erste Ansätze und konkrete Maßnahmen für einen Kita-Pakt haben wir bereits miteinander gefunden:

  • Verkürzung der Ausbildung

Um mehr Menschen für die Erzieher:innen Ausbildung zu gewinnen, soll geprüft werden, wie eine Verkürzung der Ausbildung bis zum Abschluss staatlich geprüfte Erzieher:in möglich ist. Eine Möglichkeit ist es, dass Anerkennungsjahr wegfallen zu lassen und die von der Fachschule abgehenden Erzieher:innen im erstes Jahr ihrer der Arbeit in der Entgeltgruppe TVöD S8 a oder b jeweils in der Stufe 1 zu beschäftigen. Die Vorbereitung auf die staatliche Anerkennung muss dann im Dienstplan integriert werden. Die Kräfte sind auf den Personalschlüssel anteilig anzurechnen.

  • Führungs- und auch Fachkarrieren ermöglichen

Durch gezielte und verstärkte Personalentwicklung soll den Erzieher:innen und Sozialpädagog:innen mehr Perspektiven zur beruflichen Weiterentwicklung geboten werden. Die Berücksichtigung von fachlichen Schwerpunkten der einzelnen Fachkraft müssen stärker in den Organisationstrukturen (z.B. im Bereich Inklusion, als  Ausbildungskoordinatorin, etc.) betont werden. Hierbei müssen beratende, begleitende und lehrende Fähig- und Fertigkeiten von älteren berufserfahrenden Kolleg:innen gezielt gefördert werden.

  • Ausweitung der Ausbildungskapazitäten

Um den Mehrbedarf an Plätzen sowie die langfristige Verkleinerung von Gruppen personell zu decken, benötigen wir mindestens doppelt so viele Ausbildungskapazitäten wie bisher. Da für bestimmte Zielgruppen PiA ein attraktives Ausbildungsangebot ist, sollten die Plätze schrittweise erhöht werden mit dem Ziel der Verdreifachung. Gleichzeitig muss viel stärker als bisher, vor allem in Abschlussklassen, für die Vorzüge der InRA-Ausbildung geworben werden. Wir werden die notwendige Erweiterung und Weiterentwicklung unserer Fachschulen kooperativ, gemeinsam mit den Schulleitungen, der Verwaltung, den Trägern, den Beschäftigten, ihren Interessenvertretungen und den Gewerkschaften, konzeptionieren und begleiten.  

  • Finanzen und Bau:

Wir brauchen jetzt zusätzliche 5.000 Kita-Plätze in der Stadtgemeinde Bremen, die sehr schnell geschaffen werden müssen. Die damit verbundenen Herausforderungen sind gewaltig und erfordern eine sichere Finanzgrundlage, neue Instrumente und Maßnahmen. Der Bau von zusätzlichen rund 50 Kitas kostet rund 450 Mio. Euro. Diese enormen Investitionen müssen jetzt abgesichert werden. Kitabauten werden zudem bislang regelmäßig als Einzelprojekte mit individueller Gestaltung realisiert. Um schneller zu werden, brauchen wir eine serielle Planung und Realisierung. Auch die Wertgrenzen der Richtlinie Bau für vereinfachtes Bauen müssen nach oben auf 10 Mio. € angepasst werden, um zügig arbeiten zu können.

  • Neue Wege in die Betreuungs- und Erziehungsarbeit:

Neben der massiven Steigerung der regulären Ausbildung brauchen wir auch neue Wege für Personen, die in unseren Kitas arbeiten wollen. Wir müssen auch für Menschen, die die formalen schulischen Qualifikationen nicht vorweisen können, den Weg in die Arbeitswelt der Kitas eröffnen, wo sie als Zweit- und/oder Drittkräfte eingesetzt werden.

  • Neue Kitas in Quartieren mit besonderen Herausforderungen

Die neuen Einrichtungen werden überwiegend dort entstehen wo die Herausforderungen besonders groß sind. In diesen Quartieren brauchen wir die besten Kitas, mit der besten Ausstattung und den besten Konzeptionen. Speziell in diesen Einrichtungen muss mit der Verkleinerung der Gruppen begonnen werden und das Qualifikationsniveau der Fachkräfte gesteigert werden. Die konkrete Ausgestaltung und Konzeptualisierung dieses Vorgehens muss bei der Fortsetzung des KiTa-Gipfel bearbeitet werden.

Wir müssen, wir können die Aufgaben und Probleme nur bewältigen, wenn alle Beteiligten – Beschäftigten wie Eltern, Behörden wie Träger, Gewerkschaften und Politik – gemeinsam miteinander daran arbeiten. Wir machen weiter. Wir sind verabredet, den vor uns liegenden Prozess und den Ausbau gemeinsam, dialogorientiert und solidarisch anzugehen. Wir bleiben dazu im gemeinsamen Gespräch in den verschiedenen Arbeitszusammenhängen, Gremien und politischen Gesprächskreisen. Und wir werden den hier begonnen Diskurs weiter fortsetzen. Noch in diesem Jahr im Herbst wollen wir auf einer Fortsetzung des Gipfels über den erreichten Stand und den weiteren Weg mit allen Beteiligten beraten.

Das ist ein gemeinsames Resümee des Kita-Gipfels, das von Sascha Aulepp (SKB) und Dr. Ernesto Harder (DGB) unterzeichnet wurde.

Programm und Ablauf:

An der Universität Bremen (GW1, Universitätsallee, 28359 Bremen) gibt es als Auftakt Vorträge, u.a. von Elke Alsago, ver.di Fachgruppenleiterin Erziehung, Bildung und Soziale Arbeit, und zudem thematische Workshops in drei Kategorien – Ausbau, Fachkräftemangel und Qualität – um miteinander ins Gespräch zu gehen und Lösungsansätze zu finden. Veranstaltet wird der Kita-Gipfel von DGB, Die Senatorin für Kinder und Bildung und der Universität Bremen.

Ziel des Kita-Gipfels ist es, einen kurz-, mittel- und langfristigen Pfad aufzuzeigen, wie wir Kinderbetreuung und frühkindliche Bildung für alle Beteiligten qualitativ hochwertig und gerecht organisieren wollen. Ziel ist, dass alle Kinder über drei einen Kitaplatz und alle unter drei, deren Eltern das wünschen, in Bremen eine Kinderbetreuung bekommen.

Um das zu erreichen, müssen die Ausbau-Ziele entsprechend angesetzt werden. Gleichzeitig führen erhöhte Förderbedarfe und steigende Heterogenität der Kinder (Inklusion und Migration), unattraktive und unzureichende Ausbildungsmöglichkeiten Fachkräftemangel sowie jahrelange Verzögerung beim Ausbau dazu, dass die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten immer schwerer werden.

Anspruch des Gipfels ist es, die mit dem Betrieb, Ausbau und der Weiterentwicklung der frühkindlichen (Bildungs-)Einrichtungen verbundenen Probleme und Perspektiven umfassend und nachhaltig zu beleuchten, um verbindliche Wege zu verabreden und in abgestimmten Schritten zu erreichen, Gemeinsamkeiten festzuhalten und Differenzen zu benennen.

Workshops

Die folgenden Workshops werden angeboten:

Bereich A: Ausbau von Betreuungsplätzen

  • Workshop A1: Betreuungsplätze für alle Kinder
  • Workshop A2: Ausbau beschleunigen und alternative Wege diskutieren
  • Workshop A3: Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Bereich B: Fachkräftemangel

  • Workshop B1: Fachkräftegewinnung
  • Workshop B2: Attraktivierung des Berufs – Strategie Weiterbildung

Bereich C: Qualität

Anmeldung, Kontakt und ausführliche Informationen zu den Workshops
Bildungswerk ver.di in Bremen gGmbH

Quellen: DGB Region Bremen-Elbe-Weser, 16.01.2023Bildungswerk der Vereinten Dienst­leis­tungs­ge­werk­schaft (ver.di) in Niedersachsen e.V., 18.01.2023

Auftakt: Donnerstag, 10 bis 11 Uhr

Grußworte:

  • Ernesto Harder, DGB Bremen-Elbe-Weser
  • Claudia Bernhard, Senatorin für Gesundheit, Verbraucherschutz und Frauen
  • Anja Stahmann, Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport
  • Sascha Aulepp, Senatorin für Kinder und Bildung

Vorstellung des Programms

Eröffnungsvorträge: Donnerstag, 11 bis 12 Uhr

  • Input 1: Dr. Elke Alsago, ver.di-Bundesfachgruppenleiterin Erziehung, Bildung und Soziale Arbeit
  • Input 2: Heinz Hilgers, Präsident Kinderschutzbund

Mittagspause

Workshop-Phase I: Donnerstag, 13 bis 16 Uhr

Tagesabschluss & Auswertung Workshops: Donnerstag, 16.15 bis 17 Uhr

Get together

Auftakt: Freitag, 9 bis 9.30 Uhr

Grußworte:
Prof. Dr.-Ing. Maren Petersen, Konrektorin für Lehre und Studium

Rückblick 1. Tag, Ausblick 2. Tag

Workshop-Phase II: Freitag, 9.30 bis 12 Uhr

Abschlussveranstaltung: Freitag, 12 bis 13.30 Uhr