Schwerpunkt
„Keinen Tag ohne Qualität im Ganztag"
Bundesweite GEW-Tagung: Der Koalitionsvertrag und die Finanzierungslücke
Am 11./12. November fand in Göttingen die bundesweite GEW-Tagung „Keinen Tag ohne Qualität im Ganztag" statt. Bereichsübergreifend organisiert von den Vorstandsbereichen Jugendhilfe - Sozialarbeit und Schule diskutierten die Mitglieder verschiedenster Berufsgruppen zum Thema Ganztag. Die inhaltlichen Akzente wurden durch ein mindestens ebenso breites Spektrum an Professor*innen, Bildungsforscher*innen und leitenden Mitarbeiter*innen verschiedener Bildungsinstitute bzw. Behörden gesetzt.
Multiprofessionelle Zusammenarbeit
Ganz deutlich wurde bei der Veranstaltung, dass ein gelungener Ganztag von einer funktionierenden multiprofessionellen Zusammenarbeit abhängt. Hierbei ist die Kommunikation auf Augenhöhe zwischen den verschieden Professionen ein zentraler Aspekt. Denn nur wenn dies gewährleistet ist, können alle zusammen für einen bestmöglichen Ganztag im Sinne des Kindes arbeiten. Neben einer Haltung des gegenseitigen Respekts bedarf es deshalb hinreichend bezahlter Arbeitszeit, die zur Verfügung gestellt werden muss, damit dieser wichtige Austausch zwischen allen Professionen regelmäßig stattfinden kann. Dabei kam die Frage auf, ob die Arbeitszeit in diesem Zusammenhang grundsätzlich neu definiert werden muss.
Qualitätsdefinition fehlt
Auch einer Ganztagskoordination als Steuerungsinstanz wurde eine wichtige Funktion zugesprochen. Dies öffnet zudem die Möglichkeit, dass nicht unterrichtende Pädagog*innen mit in der Schulleitung sind. Ganz deutlich wurde gesagt, dass es nicht nur zu einem Ausbau der Quantität kommen darf, sondern auch die Qualität ausgebaut werden muss. Und diese Qualität muss immer vom Kind her gedacht werden.
Über die Notwendigkeit, einen qualitativ hochwertigen Ganztag zu schaffen, besteht auf dem Papier Einigkeit. Auch im Koalitionsvertrag der Ampelregierung steht, dass diese „den Ausbau der Ganztagsangebote mit einem besonderen Augenmerk auf die Qualität weiter unterstützen" (Seite 95). Nur steht nirgends festgeschrieben, wie diese Qualität definiert ist oder sichergestellt werden soll.
Expertise der GEW einsetzen
Für die GEW steht fest, dass die Qualität im Ganztag auch von den äußeren Rahmenbedingungen abhängt. Natürlich müssen diese entsprechend stimmen. Das heißt, dass die notwendigen zeitlichen und räumlichen Ressourcen gegeben sein müssen. Ausreichend Personal muss genauso vorhanden sein wie Qualifizierungsmöglichkeiten. Die Themen Mitbestimmung und Arbeitszeiten müssen arbeitnehmerorientiert geregelt sein. Hierfür müssen wir uns weiter einsetzen. Denn wir haben die Expertise, in Bezug auf die Rahmenbedingungen genauso wie auf der inhaltlichen Ebene. Und auch innerhalb unserer gewerkschaftlichen Strukturen ist es notwendig, professionsübergreifend auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Gute Rahmenbedingungen hängen aber auch ganz entscheidend von der Finanzierung ab. Die anwesende Referatsleiterin vom Bundesbildungsministerium äußerte, dass auch dem Bund hierfür „das Geld nicht aus der Tasche quillt". Die Mittel, die der Bund zur Verfügung stellt, werden aber nicht ansatzweise ausreichen.