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Gewerkschaftstag in Leipzig

Irgendwie motivierend

Bremer(havener) beim Bundesgewerkschaftstag der GEW in Leipzig

Foto: Susanne Carstensen

„Bildung. Weiter denken!“ lautete das Motto des außerordentlichen Gewerkschaftstages der GEW in Leipzig (21.-24. Juni). 432 Delegierte legten die Position der GEW zu bildungs- und tarifpolitischen Themen fest. Die Bremer Delegation beteiligte sich engagiert. Hier einige Eindrücke:

Inga von Hagen: Gesprächsangebot

Schon der erste Abend barg auch ein erstes „Highlight“. Der Plan war wohl, dass das Showprogramm uns mit heißen Rhythmen, kritischer Satire und launig motivierenden Reden auf die folgenden Tage einstimmen wollte. In Sachen Satire ging das schief. In der Mehrheit deutlich jüngere Kolleg:innen fanden den Auftritt gar nicht komisch und protestierten mit absolut abwertenden Worten. Ein bisschen weniger „Hau-drauf-Rhetorik“ und ein bisschen mehr Verständnis für andere wäre besser gewesen. Und was passierte dann? Bei Twitter hätte es wahrscheinlich eine Eskalationsschleife erster Güte gegeben. Bei der GEW gab es ein Gesprächsangebot und den ernstgemeinten Versuch, sich mit der jeweiligen Sichtweise auseinanderzusetzen. Ach, und das war für mich dann doch irgendwie motivierend.

Carmen Rehkopf: Bildung mitgestalten

In einer Gewerkschaft zu sein, und sich zu engagieren, wurde auf dem BuGT in Leipzig deutlich. Die Sorgen, Probleme, Wünsche und Herausforderungen, die benannt wurden, werden sachlich diskutiert und in Anträgen verabschiedet. Diese dann umzusetzen, ist die schwerste Aufgabe, die nur mit einer aktiven starken Gewerkschaft machbar ist. Für neue Mitglieder ist dies zu Anfang ein fast undurchdringlicher Dschungel und schreckt ab. Doch wem die Mitgestaltung der Erziehung und Bildung am Herzen liegt, ist bei der GEW genau richtig.

Elke Suhr: Arbeitszeit senken

Für alle Bildungsbeschäftigten benötigen wir gute Regelungen zur Arbeitszeit. Die GEW hat mit Beschluss des Antrages 2.04 den Auftrag, die Bundesregierung aufzufordern, endlich einen Gesetzesentwurf zur Reform des Arbeitszeitgesetzes vorzulegen, welches die Anforderungen des EuGHs umsetzt und dabei die Besonderheiten pädagogischer und wissenschaftlicher Arbeit berücksichtigt.

Bianca Berger: Bildungsgewerkschaft

Die GEW ist längst nicht mehr nur „Lehrer“-Gewerkschaft. Viele Delegierten machten deutlich, dass eine Bildungsgewerkschaft die Perspektive der Nichtunterrichtenden Pädagog:innen einzubeziehen hat. Anträge zur Schulsozialarbeit wurden diskutiert. Es wurde beschlossen, dass die GEW eine gesetzliche Verankerung von Schulsozialarbeit in allen Landesschulgesetzen fordert, um die Rahmenbedingungen zu verbessern.

Corinna Genzmer: Inklusion und GEW

Einstimmig wurde der Hauptvorstand beauftragt, dass sich Inklusionsbegleiter:innen, persönliche Assistenten, Schulbegleiter:innen und Teilhabeassistenten (es gibt noch viele weitere Bezeichnungen) in der GEW organisieren. Denn Inklusion scheint nicht nur in Bremen ohne diese Berufsgruppe in Kita und Schule kaum leistbar zu sein. Der Hauptvorstand bekam einen Aufgabenkatalog, um dieses Ziel zu erreichen. „Für eine Schule für alle vor Ort" hieß ein weiterer Antrag: Mit „wachem Auge“ Einfluss nehmen auf die Umsetzung des Rechts auf Ganztagsbetreuung ab 2026. Dieser Antrag beeinflusst maßgeblich unsere Arbeit in der AG „Ganztag“ und unterstützt auch auf Bundesebene die Bremer Forderungen gegenüber der Senatorin.

Barbara Schüll: Multiprofessionell

In Leipzig wurde deutlich, dass Schule heute multiprofessionell ist. Schule ist Arbeitsplatz für verschiedene Professionen und wir sprechen uns deutlich dafür aus, dass die Zusammenarbeit, die Regelung der Arbeitszeit aller Beschäftigten, neu geregelt werden muss. Wir brauchen Zeit zur Kooperation der Teams und für gemeinsame Schulentwicklung.

Sabine Faust: Rentner:innen und Studierende entlasten

„Entlastungspaket für alle – Energiepauschale auch für Rentner:innen und Studierende“, so lautete ein Dringlichkeitsantrag des BSA (Bundessenior:innenausschuss). Dieser wurde verabschiedet. Es ist unredlich, die Rentner:innen auszuschließen und mit dem Argument der Rentenerhöhung abzuspeisen.

Bernd Winkelmann: Internationale Solidarität

Mit Erschrecken wurden die Stellungnahmen von den Kolleg:innen aus Ungarn, Polen, Belarus, Russland Ukraine, Türkei angehört. Gewerkschaftsmitglied zu sein und gemäß unseren Überzeugungen zu handeln, sind für uns Selbstverständlichkeiten. Für die oben genannten Pädagog:innen ist das unmöglich. Ihnen gilt unsere Unterstützung. Erschrecken auch über die Situation von Kindern, denen das Recht auf Bildung weiterhin verwehrt wird. Sie sollen arbeiten, nicht lernen. Die GEW-Stiftung „fair childhood“ wirkt dem entgegen. Nur dürfen die Berichte nicht verhallen: Mehr Spenden sind nötig, mehr politischer Einfluss, jedoch ebenso eine große Ausdauer in diesem Prozess.

Andreas Staets: Austausch und Geschichte

Neben dem Ringen um Positionen und Kompromisse an der Theke und auf der großen Bühne gibt es am Rande auch viel Austausch über praktische Fragen: Könnt Ihr Euren Layouter empfehlen? Wo schreibt man Juristenstellen am besten aus? Referent:innen werden gewonnen und Termine abgesprochen. Und dann arbeitet die GEW noch ihre Geschichte auf. In einer Mittagspause geht um den Rausschmiss kommunistischer Kolleg:innen aus der Gewerkschaft in den 70er Jahren im Landesverband Hamburg bzw. in der Gesamt-GEW. Wir wollen das auch in Bremen thematisieren. È

Weitere Infos findet Ihr hier: https://www.gew.de/gewtag22