Zum Inhalt springen

Schwerpunkt

Inklusion: Eine Schule für Alle...

Und nicht Privatschulen für wenige

Eine Schule für alle: Das ist die grundlegende und schon vor Jahrzehnten formulierte bildungspolitische Formulierung der GEW, bundesweit. Zuletzt in Bremen ausreichend dargelegt 2017 im „Reader zum Memorandum - Inklusion in Schule und Bildungspolitik.“ Dort heißt es: „Das 2-Säulenmodell und die steigende Anwahl von Privatschulen zementieren aber die sozialen Ungleichheiten. So wird der Auftrag der Inklusion in der Sekundarstufe faktisch nur den Oberschulen übertragen, einzelne Gymnasien kooperieren lediglich mit Klassen des W- und E-Bereichs. Der Inklusionsauftrag an die Schulen verlangt derzeit von den Beschäftigten, einen weitreichenden Reformprozess umzusetzen trotz struktureller Unterversorgung im Hinblick auf personelle, fachliche, sächliche und räumliche Ressourcen. Inklusion kann aber nur gelingen, wenn Politik und Behörden die Voraussetzungen dafür schaffen, dass den Schulen sowohl im Regelbereich als auch in der sonderpädagogischen Ausstattung entsprechend den realen Bedarfen Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Inklusion darf nicht unter Haushaltsvorbehalt gestellt werden.

Insbesondere der Primarbereich ist hinsichtlich der tatsächlichen Bedarfe so gering ausgestattet, dass die Ressourcen sowohl für die sonderpädagogische Förderung als auch für präventives Arbeiten nicht ausreichen.“

2019

In einem Antrag zum GEW-Gewerkschaftstag 2019 von Oberschulen und Gymnasien steht: „Das Bildungssystem in Deutschland ist unterfinanziert und unterausgestattet. Bremen steht zusätzlich auch im Vergleich der Stadtstaaten in den Bildungsausgaben für die allgemeinbildenden Schulen hinten an.“ Unter diesen Rahmenbedingungen sind in Bremen schon die mit der Schulreform von 2008 verbundenen Zielsetzungen wie zum Beispiel der Übergang zur inklusiven Schule nicht durchfinanziert und umgesetzt worden. Die weitergehende GEW-Forderung nach der „Einen Schule für Alle“ ist darum angesichts der derzeitigen Ressourcenausstattung selbst unter einer rot-rot-grünen Koalition gegenüber Schüler*innen, Eltern und Kolleg*innen nicht verantwortungsvoll umsetzbar. Das erkennt auch die GEW.

Die GEW-Forderung nach „Einer Schule für Alle“ ist in erster Linie das Eintreten für ein integriertes Schulsystem nach europäischen Vorbildern, wie es zum Beispiel in den skandinavischen Ländern existiert. Keinesfalls bedeutet die Forderung nach „Eine Schule für Alle“, dass die GEW für „Gleichmacherei“ oder für die „Einebnung von Begabungsunterschieden“ eintritt. Die meisten europäischen Länder haben heutzutage in den staatlichen Schulsystemen nur eine vertikale Gliederung, die zumeist der Gliederung in Elementarbildung, Grundschule, Mittelstufe und Oberstufe entspricht.

Deutschland und Europa

Die Existenz eines mehrgliedrigen Bildungssystems in Deutschland von Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien geht historisch bis in das deutsche Kaiserreich zurück. Auch das heutige reformierte Zwei-Säulen-System aus den neugegründeten Oberschulen einerseits sowie Gymnasien und Privatschulen andererseits stellt insofern einen europäischen Sonderweg dar, als es Kinder sehr früh nach „Begabung“ unterschiedlichen Bildungswegen zuweist und gesellschaftliche Spaltungen verstärkt.

Eine Schulform, die alle Kinder eines Jahrgangs umfasst, kann aufgrund der Heterogenität ihrer Schülerschaft nur eine inklusive Schule, d.h. eine Schule mit vielfältigen Bildungsangeboten, sein. Darin eingeschlossen sind natürlich auch die Bildungsangebote, die Kinder dazu befähigen, nach der Schule eine universitäre Ausbildung aufzunehmen. Lehrkräfte an beiden Schulformen müssen erkennen, dass ein Weg zurück zu homogenisierten Lerngruppen nicht mehr möglich ist. Die zunehmende Heterogenität der Schülerschaft ist Herausforderung und Chance zugleich, beide Schulsysteme von innen heraus zur Akzeptanz von Verschiedenheit und zu differenzierten Bildungsangeboten weiterzuentwickeln.

2022

Beide Schulformen, Gymnasien und Oberschulen, müssen also in inneren Schulentwicklungsprozessen unter Beteiligung von Lehrkräften, Beschäftigten, Eltern und Schülern darum ringen, sich dem Schulgesetz entsprechend zu inklusiven Schulen weiterzuentwickeln.“ Die GEW setzt sich dafür ein, sieht aber die Behörde in der Pflicht, die Voraussetzungen für diese Prozesse zu schaffen. Das ist leider bisher nicht gelungen und die vergangenen Jahre, hier nur die letzten fünf betrachtet, haben nicht viel Optimismus in den Schulen verbreiten können. Zum Teil ist das Gegenteil passiert, denn der Personalmangel ist an allen Ecken spürbarer geworden. Gesagt, geschrieben und gefordert ist eigentlich alles, wir wollen endlich Taten sehen.

Literatur: 2017-09-27 Reader Bremer Memorandum.pdf
Antrag an den Bremer Gewerkschaftstag der GEW November 2019, Bremen 29.10.2019