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Nachruf

Ingrid Emmenecker

Jürgen Burger, Wilfried Sobich und Ursula Hartmann-Heilbronn Jürgen Burger, WilfriedSobich und Ursula Hartmann-Heilbronn

Ingrid Emmenecker 8. Juni 1938 – 29. April.2022

Emmi in der BLZ-Redaktion

Am 29. April ist unser langjähriges Redaktionsmitglied Ingrid Emmenecker im Alter von 83 Jahren verstorben. „Emmi“, wie sie meist genannt wurde, hat von 1987 bis 2015 Inhalt und Stil der BLZ wesentlich mitgestaltet und das Redaktionsklima positiv beeinflusst. Sie war vielseitig interessiert und „wertschätzend“, wie man heute sagt. Durch ihre schulische Erfahrung, ihre Arbeit als Praxislehrerin an der Uni, ihre vielen Reisen und ihre Eigenschaft, offen auf die Menschen zuzugehen, konnte sie zu fast jedem Thema selbst etwas beitragen oder eine(n) Autor(in) gewinnen. In vier Jahrzehnten schrieb sie die Buchtipps und häufig auch das „Moment mal“, in dem ihr Humor zum Vorschein kam.

Seit 2005 ist ihr die Arbeit nicht immer leicht gefallen. Kurz nach ihrer Pensionierung wurde ihr Mann Wilfried durch einen Unfall pflegebedürftig und wenn ein Redaktionsmitglied sie fragte „Wie geht es dir?“, so antwortete sie oft „Darüber will ich lieber nicht sprechen“. Nach 2015 musste sie sich dann zurückziehen.
Unser Mitgefühl gilt Caren und Rabun.
Jürgen Burger

Emmi in der Schule

Ihre letzten zwölf Jahre als Lehrerin gestaltete sie mit der Leitung dreier Grundschulklassen und ich durfte stets mit Mathematik und Musik dabei sein. Lesen und Schreiben lernten die Kinder bei ihr auch mit Themen aus dem täglichen Leben und das schon recht früh: „Mama ist im Büro“, „Papa ist immer weg“. Die Friedenswochen im November gestaltete sie zum Beispiel mit einem Gang in die Innenstadt (jüdische Gedenkstätte, Weserbrücken heute und 1945). Oder die Klasse bekam Besuch von Menschen, die ihr Heimatland verlassen mussten. Am 8. März stand einmal in einem vierten Schuljahr zu Unterrichtsbeginn auf jedem Platz der Mädchen ein kleiner Blumentopf mit Primeln. Ich erlebte die heftigen Reaktionen zahlreicher Jungen („und ich?“) und die von Ingrid geschickt geführten Gespräche.

Ich lasse es bei diesen Beispielen. Es war stets eine sehr gute Zusammenarbeit und sie war beliebt und geachtet im Kollegium.
Wilfried Sobich

Emmi in ihrer Straße

Emmi war weit gereist, politisch interessiert und engagiert. Ihr Haus war gefüllt mit den Fotos, den Farben und Andenken an ihre vielen Reisen. Stets konnten wir spannende und witzige Erzählungen von ihr hören, die bestimmt waren von der Neugier auf andere Menschen und deren Kulturen. Politisch engagiert wie sie war, fuhr sie mehrfach nach Kuba und später nach Mittel- und Südamerika, mit Interesse für die Freiheitsbewegungen, wobei viele Menschen aus diesen Ländern Gäste in ihrem Haus waren. Die Frauen in der Straße bekamen von ihr immer am 8. März eine Blume vor die Haustür gelegt.

Farbenfroh wurde man bereits im Eingangsbereich ihres Hauses empfangen, sah Bilder von Frida Kahlo und Diego Rivera,. Sie selbst trug oft Kleidung aus diesen Ländern, liebte die Farben und Formen. Und wenn man dann in den Wohnbereich kam, fand man sie vor einer Tasse mit ostfriesischem Tee sitzen, den man sofort angeboten bekam, mit Kluntje und Wulkje, schwarz wie die Nacht. So war sie trotz ihrer vielen Reisen fest verwurzelt in ihrer Heimat Brake und erzählte von ihrem liebevollen Elternhaus. Wenn man dann nach einem netten Plausch ging, holte sie  einen Korb voller irischer Segenssprüche: „Damit es dir weiter gutgehen soll“, waren ihre Abschiedsworte.

Danke, Emmi.
Ursula Hartmann-Heilbronn