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Home-Office

In Trainingshose zur Telefonkonferenz

Vereinbarkeit von Beruf-Familie-Corona: Bericht zum kontaktlosen Dienstbetrieb

12. März 2020 – Shut down

Dem Personal in der Verwaltung wird mitgeteilt, dass die Schul- und Kitaschließungen mit der Dienst- und Anwesenheitspflicht von Beschäftigten einhergehen. Zwischen Panik und Ignoranz nehmen wir diese Corona-News angesichts dessen wahr, dass sich ein Großteil der Angestellten bis zu diesem Zeitpunkt keine Gedanken zu einem Arbeitsplatz außerhalb des liebevoll eingerichteten Büros gemacht hat. Wo sollen wir arbeiten? Das Mysterium Home-Office steht plötzlich auf der Agenda und nicht mehr nur im Audit Beruf und Familie. Viele Beschäftigte stellen fest, dass zwischen den Alltagsgegenständen in Küche oder Wohnzimmer gar kein Platz für einen mobilen Arbeitsplatz zur Verfügung steht. Home-Office-Vertraute plagen sich mit der Frage, wie die geforderte Aufrechterhaltung des Dienstbetriebes unter einem Dach mit der Familie nun 24/7 gelingen kann. Glück den Alleinstehenden? Ein Hoch auf das separate Arbeitszimmer?

16. März 2020 – Beginn einer gefühlten Ausgangssperre

Der Wecker klingelt, die Arbeitstasche steht gepackt im Flur, das Auto ist vollgetankt. Moment mal. In blasser und dem Wachwerden geschuldeter, nur schwer in Gang kommender Erinnerung rutschen die Tagesthemen des Vorabends wieder in den Sinn. Ich arbeite jetzt von zu Hause aus. Gut, dann mal Kaffee vorbereiten und die Technik prüfen. Beginnt der Dienstbetrieb, weil ich meinen mobilen Arbeitsplatz einschalte oder wenn entweder der OWA-Zugang zu den Outlook-Dateien oder der VPN-Tunnel zu den Serverdaten funktioniert? Viele Beschäftigte haben zu diesem Zeitpunkt weder das eine noch das andere, da auch die technischen Dienstleister für die kommunalen Arbeitgeber mit der Abarbeitung ihrer Aufträge zur Einrichtung der Heimarbeitsplätze nicht hinterherkommen. Es stellt sich die Frage, ob die Personalräte pauschal zustimmen oder sich via Videokonferenz noch zu jedem Antrag beraten, und wenn, ob sie das auch mit einem für diesen Zweck eingerichteten Arbeitsplatz machen. Die Antworten stehen aus. Laptops müssen aus den Lagern geholt und eingerichtet werden, die Help-Hotlines der Dienstleister glühen, der CO2-Ausstoß für die Internetnutzung steigt. Ein Montag, fast wie jeder andere.

26. März 2020 – Dauerwunsch gesund bleiben

Das Engagement der Beschäftigten ist groß und der Kontakt untereinander hat (entgegen der öffentlichen Meinung, dass das Home-Office der allgemeinen Arbeitsverweigerung zu Gute käme) zugenommen. Verwaltungsmitarbeiter*innen haben sich über ihren rotierenden Einsatz in den Amtsstuben und Geschäftszimmern verständigt. Besonders gefährdete Kollegen*innen haben besondere, kollegiale Erfahrungen machen dürfen. Es zählt nicht nur die Hoffnung gesund zu bleiben, sondern der ernst gemeinte Wunsch, dass sich niemand durch unachtsames Agieren anderer mit Covid-19 ansteckt. Daher durften Akten und Unterlagen mit in die eigenen vier, nun Arbeitswände genommen werden und Dienstbesprechungen wurden kurzerhand digitalisiert oder mittels gut organisierter Mailumläufe abgehalten. Befinden wir uns in einer gelungenen Ausnahmesituation? Welche Trainingshose wird zur Business-Hose erklärt?

15. April 2020 – Runde drei 

Nachrichten aus der Behörde: Die Schulen und Kita bleiben bis mindestens 4. Mai geschlossen, Ausnahmen werden bekannt gegeben. Die Arbeit zu Hause schützt mich weiterhin vor einer Ansteckung und der Arbeitgeber schützt sich vor einem allzu großen Dienstausfall. Die bis dato deutsche Zurückhaltung in Sachen Heimarbeit wackelt und die Zeit bringt es mit sich, dass wir die gängige Präsenzkultur überdenken müssen. Es ist erlaubt, die Rahmenbedingungen unserer Arbeit und die des eigenen Vermögens in dieser Situation auf den Prüfstand zu stellen. Gibt es ein Exit aus dem Haus-Büro?

Mai 2020 – der Blick nach vorn

Welche Schlüsse ziehen wir in Sachen Arbeit und Beschäftigung aus dieser Krise? Ist der Faktor Gesundheit zukunftsfähig? Wie flexibel ist Flexibilität am Arbeitsplatz geworden?