Schwerpunkt
Im Westen brennt es lichterloh
Schulleitungen sind völlig verzweifelt
Stellvertretend für eine Vielzahl von Schulleitungen hatten sich die Grundschule Pastorenweg und die Grundschule am Halmerweg, unterstützt von weiteren Schulen, an den Beirat gewandt: „Wir sind völlig verzweifelt“. Warum? Hier folgt die uns bekannte Aufzählung der Probleme, von Frau Sascha Aulepp verniedlichend Herausforderungen genannt, die sich seit Jahren angestaut haben: Traumatisierte, nicht deutschsprechende, sozial-emotional auffällige, aus verschiedenen Wertesystemen kommende Kinder, ohne Strukturen, zum Teil hungrig. Kinder, die Potenzial haben und Fähigkeiten mitbringen, „die wir stärken müssen“, die Schulen aber „verzweifeln, weil wir ihnen nicht gerecht werden können.“
Nicht wundern
Auch wenn der Weserkurier das als „erschreckend“ bezeichnet, muss festgehalten werden, dass sich der Schrecken über die Jahre, in denen die Behörde und der Senat versagt und die Augen verschlossen hat, gelegt und bei manchen einer Wut und Enttäuschung, oder eben Verzweiflung, gewichen ist. Die SPD weiß Bescheid, der Zentrale Elternbeirat weiß Bescheid, wir wissen es alle: Die Schulen können unter den Bedingungen von unterbesetzten Kollegien, hohem Krankenstand, fehlenden Unterstützungssystemen, Bürokratie und zum Teil auch maroden Gebäuden, eigentlich nicht mehr arbeiten. Eigentlich. Irgendwie wird der Laden am Laufen gehalten und auch das neue „Qualitätsinstitut“ wird daran nichts, absolut nichts, ändern. Die Ergebnisse aller aktuellen Tests sind nur Spiegelbild dieser Situation.
Bundesweit sieht es so aus
Die Robert Bosch Stiftung stellte zuletzt ebenfalls fest: „Personalmangel, Bürokratie und Arbeitsbelastung“ sind die größten Probleme. „Vor allem in Schulen in sozial benachteiligter Lage sind die Lernrückstände…gravierend.“ „Rund die Hälfte der Schulen kann aktuell keine weiteren zugewanderten Schüler:innen mehr aufnehmen.“ (Deutsches Schulbarometer/ 1055 Schulleiter:innen im Oktober/November 2022)
Die Bremer Politik rudert
Auf all dieses reflexartig von der Bremer Bildungsbehörde mit Forderungen nach mehr Mathematik, mehr Deutsch, Schulung von Lehrkräften zu reagieren, das wird die Situation nur verschärfen. Der Hilfeschrei diverser Schulen aus dem Westen ist nur stellvertretend für andere Stadtteile und hat übrigens geballt schon mindestens einmal vor zehn Jahren stattgefunden. Passiert ist nichts. Da war der jetzige Parteiobere Mustafa Güngör schon Bildungsdeputierter. Und vor ihm die Senatorin Bringfriede Kahrs. Also: sowohl die Politikerinnen des Stadtteils (u.a. Petra Krümpfer) als auch die Beiratsmitglieder wissen es, nur wie und warum sollen sie gegen die eigene Partei agieren? Welche Mittel bleiben denn, um die Situation zu ändern? Der Run auf Schulleitungsstellen, der Run auf ein Lehrkräftestudium findet aus oben genannten Gründen nicht statt. Eine Ausbildung in benötigten Fächern findet auch nicht mehr statt. Die Verantwortlichen zeigen immer auf die vertane Zeit vor ihrer Amtszeit und merken gar nicht, dass irgendjemand, sofern es überhaupt politisch gewollt ist, einfach wieder mit Investitionen im Bildungsbereich starten muss. Anders wird es nicht funktionieren.
Fazit
Die Karre wurde sehenden Auges gegen die Wand gefahren. Die Beschäftigten sollen es ausbaden. Das wird sicher an weitere Grenzen stoßen.