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Frischluft

Igitt, wie lieb man mit uns umgeht

Zur Wahl heute mal als Werbeblock

Wie verkauft man heute ein Produkt am besten? Oder sagt man Marksegmentplatzierung. In dem man die Kunden belügt und ihnen die Lüge als Wahrheit verkauft? Hat es vor Jahren noch ausgereicht, wenn ein Brot mit tollen Zutaten fachgerecht hergestellt und dann frisch verkauft wurde, stürzen sich die Werbeanalfabeten ( „zum anbeißen“ auf dem Fühstücksbrett, „zum mitnehmen“ beim Dönermann) heute in alberne Formeln. „Wir lieben Brot“, so die Zunft der Bäcker, „mit Liebe gebacken“, „wir lieben Lebensmittel“ behauptet Edeka. Pervers schon der Versuch des Unterwäscheherstellers mit  „teilen sie unsere Leidenschaft als Minijobber“ so scheinen zu wollen als wären der Chef und alle dort Minijobber?! Kann ja sein, viel wird er vielleicht nicht arbeiten. Aber dumme Sprüche raushauen, das kann er. Wo soll das noch enden? Der Schlachter liebt wenn schon nicht die Schweine, dann doch sicher die Wurst, die er vom in Tötungsabsicht gestreichelten Schwein herstellt. Der Klempner liebt sein Rohr, der Hörgerätemensch packt sein liebes Kind ins Ohr. Und der Tischler liebt natürlich das Holz. Wobei wir bei Geliebten wie Asbest, Feinstaub und Glyphosat gelandet wären, denn wer liebt sein Produkt nicht? Wir jedenfalls:

Wir lieben Schule! Parteien lieben uns!

Und haben im Wahlkampf die volle Unterstützung der SPD, denn die lieben Bremen. Sie haben Bremen seit Jahrzehnten so doll gedrückt, liebkost und getätschelt, mal mit CDU und FDP, mal mit Grünen, aber jedenfalls immer so fest, dass in vielen Bereichen einiges vom Liebesdruck zersprungen ist. So die Straßen, die nicht saniert werden, sondern mit Schildern „Straßenschäden“ ausgestattet werden. So die Brücken, die in Liebestrunkenheit bald nachgeben werden, und so auch die tollen Schulgebäude, die unter Verguß von Liebestränen geschlossen wurden. Viel vom geliebten Rest gammelt vor sich hin oder muß in Containerstädte, sogenannte Liebesboxen (Geflüchtete, Schulkinder, Kitas...) Wohin man schaut sieht man die Liebe der Regierenden. ( Ein fieser Gedanke an Irina Prokops Festhaltetherapie kommt mir hoch. Da wurden die, die es nötig hatten, so lange gedrückt, bis sie Ruhe gaben.) Und wenn alle sich gern haben, und das können jene mich mal, dann sagen wir euch die Wahrheit: Auch wir lieben unsere Leser*innen. Und das Papier, weil es riecht so gut. Und die Druckfarbe, die so herrlich duftet. Und die Redaktion liebt sich, weil wir uns einfach durchgehend mögen.

Ich liebe mich dumm und dämlich

Und im Zuge des Wahlkampf und des Werbens trauen wir uns jetzt auch, das offen und ehrlich zu sagen. Ich z.B. liebe meine in 8 Jahren noch nicht fertig renovierte Schule immer noch über alles. Marode Turnhalle, herrlich. Vergammeltes Lehrerzimmer, klasse. Kopierraum ist die Aula, innovativ. Lehrerzimmer ist die Aula, innovativ. Fächer für die Mitarbeitenden, in der Aula. Aula, nicht renoviert. Bibliothek, Schimmel. Ich könnte endlos weiterlieben was uns die Bildungsbehörde und der Senat alles Gutes getan haben in ihrer fürsorglichen Liebe. Drum kniet nieder Geliebte und danket dem Herrn. Er ist im Foto abgebildet. Seine Vorgänger lieben uns aber auch, das haben sie mir nach hause geschrieben. Also danket den Herren und seid demütig. Wut schadet nur.