Zum Inhalt springen

GEW Intern

Hartmut Drewes

Ein Nachruf von Gerhard Schäfer und Wilfried Meyer

Hartmut verstarb am 5. Februar 2025. Bis zuletzt war er im Bremer Friedensforum engagiert. Darüber hinaus war er als Fotograf ein erstrangiger Chronist und Dokumentarist der bremischen Friedensbewegung und anderer sozialer Bewegungen vor Ort. Hartmut hat nicht nur im Feld von Frieden und Abrüstung Akzente gesetzt, und zwar lange vor dem millionenfachen Protest der Friedensbewegung der frühen 1980er Jahre („Krefelder Appell“) im Rahmen der Christlichen Friedenskonferenz (CFK). Deren Internationale Kommission leitete er von 1972 bis 1979. Hartmut gehörte dem CFK-Sekretariat bis zur Auflösung der Institution an. Sein Wirken auch mit seinen osteuropäischen Kontakten ist die entspannungs- und versöhnungspolitische Alternative zur allseits geübten „Kriegstüchtigkeit“ in der gegenwärtigen Bundesrepublik.

Dieses intensive friedenspolitische Engagement war kein Produkt des Zufalls, sondern klare Konsequenz aus der Geschichte des deutschen Faschismus. Hartmut war ein halbes Jahr vor dem Überfall auf Polen in Hildesheim geboren und in einem deutschnationalen Elternhaus mit einer besonderen Verehrung für Hindenburg groß geworden. Die Kriegserfahrung des Sechsjährigen (Hildesheim war am 22. März 1945 fast komplett zerstört worden), der Umgang der Konservativen mit der ersten und dann „zweiten Schuld“ und das sich anschließende evangelische Theologiestudium in Tübingen, Berlin und Göttingen hatten seine Gedanken und Empfindungen bestimmt und dazu beigetragen, dass er bereits während der Zeit als „Hilfsprediger“ in Nordholz die Kritik an seiner antimilitaristischen Einstellung zu spüren bekam. Nach zwei Staatsexamina in Theologie und dem Vikariat arbeitete er in Blumenthal und von 1972 bis 2000 als evangelischer Pastor in Bremen-Oslebshausen, gleichsam inmitten der Arbeiterklasse und der Arbeiterbewegung. Seine langjährige Mitgliedschaft in der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ (VVN) und der Gewerkschaft ÖTV/Verdi, dann später in der GEW, sind Ausdruck dieser auf Demokratie, soziale Gerechtigkeit, Frieden und Antifaschismus ausgerichteten Haltung.

Viele kennen ihn als öffentlichen und klaren Redner bei verschiedensten Anlässen auf dem Bremer Marktplatz: Chile-Solidarität, Kundgebung gegen den völkerrechtswidrigen Irakkrieg der USA, Initiative zur Zivilklausel mit Bremer Hochschullehrkräften oder Eröffnung der Deutsch-Russischen Friedenstage, mit dem Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkrieges und die verhungerten und ermordeten sowjetischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Bremen auf dem Osterholzer Friedhof.

Wir verneigen uns vor der Persönlichkeit Hartmuts und seinem herausragenden Engagement für Frieden, Abrüstung und Versöhnung. Wir gedenken unseres Gewerkschaftsmitglieds, das als Christ und Mensch liebenswürdig, zugewandt, offen, friedfertig und mit einem argumentativen Fundus in vielen Kreisen gewirkt hat.