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Grundschule im Jahr 2011/2012

Hatten die Grundschullehrkräfte gehofft, dass sie endlich einmal in Ruhe Unterricht gestalten könnten, war das in vielen Fällen illusorisch. Statt die Ganztagsschulen besser auszustatten, mussten diese sich für mehr Stunden stark machen

Ganztagsschul-Hickhack
Aus den verheißungsvoll gestarteten Verhandlungen der Schulleitungen der Ganztagsschulen, z.B.um mehr Leitungsstunden, wurde letztlich ein Flop. Die Behörde zog ihre Zusagen kurzfristig vor den Sommerferien zurück und vertröstete erst einmal auf Sommer 2012. Dafür kreierte sie an einer Grundschule ein neues Modell, die Verlässliche Grundschule plus, wobei plus hieß, Mittagessen und 10 Lehrerwochenstunden pro 20 freiwillige Kinder am Nachmittag. Das war nicht gerecht gegenüber den Ganztagsschulen, die weniger Lehrerstunden für den Nachmittag haben. Nun stellten einige Grundschulen den Antrag auf eben dieses V+ -Modell und hofften auf positiven Zuschlag. Der blieb aus und es wurde ein neues Modell angekündigt: Die offene Ganztagsschule. Dieses Modell ist pädagogisches Auslaufmodell, weil es für die Kinder nicht verpflichtend ist, die Lehrerstunden gegenüber V+ wieder gekürzt werden, und dadurch am Nachmittag eher Betreuung als Unterricht stattfinden kann. Ein rhythmisierter Schultag sähe anders aus. Aber dafür reicht das Geld nicht. Da sich die Regierungsfraktionen nicht sehr einig waren, bleiben jetzt von angeblich 15 Bewerbungen für die offene Ganztagsschule noch 8 übrig, zusätzlich soll es 2 gebundene Ganztagsschulen geben. Warten wir den Morgen ab, ob es so bleibt.

Testeritis
Fast 600 Unterschriften gegen die Vera-Tests in Klasse 3 forderten die Senatorin auf, diese zumindest zeitweilig zu beenden und endlich in den Schulen bessere Bedingungen für Unterricht zu schaffen. Eine Behördenarbeitsgruppe, aufgefüllt mit einigen wenigen Schulleitungen, hat dreimal getagt, wollte sich aber einer grundsätzlichen Kritik von GEW und Grundschulverband, die als Gäste teilnahmen, nicht stellen. Ob es ein gemeinsames Arbeitsergebnis dieser AG geben wird ist fraglich. Das von der Senatorin in Aussicht gestellte mögliche Moratorium wurde in ihrem Namen für 2012 von der „Qualitätsabteilung“ abgelehnt. Somit kann es zu kleinen Veränderungen an der Testdurchführung kommen, was aber an der grundsätzlichen Untauglichkeit für Brennpunktschulen und besonders für eine inklusive Schule nichts verändert. Die von der GEW und dem Personalrat geforderten Entlastungen für Lehrkräfte wird es vorläufig wohl nicht geben. Im Gegenteil, parallel zu dieser Diskussion über Vera installierte die Behörde Zwangsfortbildungen für Lehrkräfte der 4. Klassen von den Schulen, die in Klasse 3 geschrieben und deren Kinder aus uns bekannten Gründen „schlecht abgeschnitten“ hatten. Übungsmaterial: Alte Tests. Das ist absurd, weil Teile genau dieser Tests als ungeeignet für viele Kinder, besonders sozial benachteiligte, eingeschätzt wurden. Weil diese Fortbildungen mit den Schulleitungen, den Lehrkräften, den Schulprogrammen und dem Personalrat nicht abgestimmt waren, hat man sie inzwischen einfach umbenannt zu Fachkonferenzen mit Fortbildungs-Input, was aber am Inhalt nichts geändert hat. Um die bis Sommer betroffenen 4.-Klasse-Lehrkräfte jetzt nicht noch einmal zu zwingen, sind jetzt die der 2. Klasse dran. Die GEW und der Personalrat behalten sich weitere Schritte vor. Es wird demnächst eine Veranstaltung der GEW zu den Tests geben.
Für alle Maßnahmen, die oben genannten, und weitere ist unsere Haltung klar:
Würde die Erfahrung, die Kraft, das Wissen und die Fähigkeiten der Lehrkräfte in Planungs-und Entscheidungsprozesse eingebunden, zumindest abgefragt, könnten Maßnahmen entstehen, die dem Unterricht, den Kindern und der Schule samt Lehrkräften zugute kommen würden. So werden Entscheidungen von Menschen getroffen, die vielleicht die Macht dazu haben, die aber keinen Einblick (mehr) in praktische Pädagogik haben.
Wir sind dafür, dass pädagogische Entscheidungen von Pädagoginnen und Pädagogen getroffen werden.