Interview
GEW bei Antikriegstag am 3. Oktober in Berlin
Interview mit Barbara Heller vom Bremer Friedensforum. Sie ist GEW-Mitglied.
Du warst in Berlin, dein Eindruck?
Ich war froh, dass es die Friedensdemo gab. Es ist kaum auszuhalten, dass in den Kriegen in der Ukraine und im Nahen Osten immer mehr Menschen sterben und immer größere Zerstörungen von Infrastruktur und Umwelt stattfinden. Da tut es gut, sich mit vielen Kriegsgegnern zu treffen. Statt sich entschieden für Waffenstillstand einzusetzen, liefert Deutschland für beide Kriege mit die meisten Waffen. Das ist unverantwortlich und widerspricht dem Friedensgebot des Grundgesetzes und der Charta der Vereinten Nationen. Laut Umfragen will die Mehrheit der Deutschen mehr Diplomatie und weniger militärisches Eingreifen. Das Regierungshandeln ist davon unbeeindruckt. Umso wichtiger ist es, für die Forderungen nach Waffenstillstand, Diplomatie und Verhandlungen auf die Straße zu gehen. Die Demo war ein Anfang und zeigte die Existenz der Friedensbewegung. Die Beteiligung war längst nicht ausreichend.
Wir hatten ein Interview mit einer „Emma“ von der DFG/VK im Landesverband Berlin-Brandenburg zum 3. Oktober. Sie behauptet, man anerkenne nicht den Angriff Russlands auf die Ukraine und sprach von „Rechtsoffenheit“ der Demo. Ebenso von „Putin-Propaganda“.
Auweia. Das war eine Gruselgeschichte. Versuche, die Friedensbewegung zu diffamieren, gibt es ja öfter, je näher Deutschland an den Krieg rückt. Diese Aktivitäten haben das Ziel, Land und Leute kriegstüchtig zu machen. Wir haben von Anfang an den Einmarsch Russlands in die Ukraine verurteilt. Nur haben wir nicht die Vorgeschichte vergessen. Und die NATO ist für weit mehr völkerrechtswidrige Kriege verantwortlich als Russland. Es ist bitter, dass eine regionale Gruppe der ältesten pazifistischen Organisation in Deutschland vollständig ihre Wurzeln leugnet. Gut, dass das in der gesamten DFG/VK keine Mehrheitsposition ist. Die DFG/VK in Bremen und Niedersachsen ist ihrer pazifistischen Überzeugung treu geblieben und dem Bremer Friedensforum ein wichtiger Bündnispartner.
Du organisierst als Gewerkschaftskollegin seit Jahren die Kundgebungen vom Bremer Friedensforum mit. Warum?
Ich bin seit 51 Jahren Gewerkschafterin, inzwischen in Rente. Ich war Personalrätin und gewerkschaftlich aktiv. Das bedeutet für mich nicht nur den Einsatz für bessere Bezahlung und gute Arbeitsbedingungen. Es war für mich auch Engagement für gesellschaftspolitische Themen. Es ist kein Zufall, dass in Deutschland immer mehr Menschen ärmer werden und wenige reicher. Es ist politisch gemacht und gewünscht. Wer, wenn nicht die Gewerkschaften, müsste hier die Interessen der ArbeitnehmerInnen vertreten? Politik gibt Milliarden für die Rüstung aus. Für Bildung, Gesundheit, Wohnraum, Verkehr, Umweltschutz usw. fehlt das Geld. Das ist in Bremen sehr spürbar. Geld für Rüstung ist an sich schon amoralisch, weil mit einem Bruchteil der Militärausgaben der Hunger in der Welt besiegt werden kann. Rüstung schadet der Umwelt. Waffen töten. Krieg als letzte Konsequenz von Hochrüstung hat immer und überall den einfachen Menschen geschadet, viele verlieren im Krieg alles, inklusive Gesundheit und Leben. Von meiner Gewerkschaft DGB/GEW wünsche ich mir, dass sie sich entschiedener gegen den Kriegskurs der Regierung stellt.
Es gibt den Berliner Appell: „Gegen neue Mittelstreckenwaffen und für eine friedliche Welt“. Was läuft aktuell?
Für diesen Aufruf werden Unterschriften gesammelt. Auch Gewerkschaften rufen dazu auf. Unterschriftenlisten gibt es beim Bremer Friedensforum, info@bremerfriedensforum.de und da, wo sich Menschen versammeln, zur Unterschrift aufrufen, besonders wichtig natürlich bei Gewerkschafts-, bzw. Betriebsversammlungen.
Das geht auch online https://nie-wieder-krieg.org/