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1. Mai

Gefühlt irgendwie nicht dabei

1. Mai 2021: (M)Eine Meinung

11 Uhr vor dem Impfzentrum der Stadthalle. Geschätzt ein paar hundert, es waren nach butenunbinnen und Weserkurier wohl ca. 420 Gewerkschaftsmitglieder. Das war kläglich. Und der DGB prahlte sogar etwas damit, dass man im Gegensatz zum letzten Mai 2020 sich den Platz „erkämpft“ habe. Warum hat man erstens so wenige Menschen mobilisieren können? Warum hat man sich zweitens nicht getraut, einen Demozug in Gang zu setzen? Diese Frage muss sich eine Gewerkschaft gefallen lassen und sich auch selbst stellen.

Im Regen stehen

Mal abgesehen vom schlechten Wetter: Eine schwunglose, langweilige Veranstaltung, die dann vom Regen aufgelöst wurde. Was ist denn an der Losung unserer Vorsitzenden Marlies Tepe „kämpferisch“: Es ginge jetzt ums „Umverteilen“? Ja wie und was, von oben nach unten oder wie sonst. Und auch inmitten und eingerahmt von Senatorinnen, alten und aktuellen Bürgermeistern, designierter Bildungssenatorin, der Linken Senatorinnen Vogts und Bernhard, konnte bei mir keine kämpferische Stimmung zur Durchsetzung unserer Forderungen aufkommen. Frau Düring des Lobes voll über den Senat, „tolle Arbeit“ in der Pandemie, „tolle Zusammenarbeit“, also eigentlich alles toll, aber gegen was sollte ich denn da noch demonstrieren? Hatte sie sich bei der GEW nicht informiert, dass es zum Beispiel mit der GEW und ihrem Personalrat gar keine Zusammenarbeit gegeben hatte.

Wer mit wem, für was und gegen was?

Auch das Motto hat mir nicht gefallen, war zu unscharf: „Solidarität ist Zukunft“. Zukunft ist auch Solidarität. Ist Solidarität Zukunft? Und gerade dieser Begriff der Solidarität und auch der der Zukunft scheint mir derart überstrapaziert gerade in diesen Coronamonaten. Seid solidarisch, tragt Maske… Wer soll mit wem, wir alle zusammen. Sind das reichste Zehntel der Gesellschaft, welches sich gerade dumm und dusselig verdient, solidarisch mit den neunzig Prozent? Doch im Aufruf des DGB heißt es: „Nur…mit Unternehmen, die …nicht auf schnelle Profite setzen, wird es uns gelingen, rasch die Krise zu überwinden.“ Zusammen mit denen, die auf langsame Profite setzen? Und wer sind die? Sind das die guten Partner, Sozialpartner?

Mittelscharf oder scharf?

Sind wir nicht gegen Ausbeutung und Profit machen? Wie entsteht der Gewinn denn, wenn nicht durch Arbeitende? Bin ich in der falschen Gewerkschaft? Und warum müssen wir den Senat und Senatorinnen am 1. Mai loben, gab es nicht genügend Punkte, die wir kritisieren müssen und gegen die eine Gewerkschaft sprechen muss. Da klang mir zu viel SPD-Solidarität durch und zu wenig Kritik. Das Lob von Annette Düring meiner Bildungssenatorin zu deren Abgang fand ich schon peinlich. Hat sie wohl die Bildungsmisere in Bremen nicht mitbekommen. Wenig bis nichts Gelungenes, aber nur Lob vom DGB, warum?  Es wird wohl so sein, dass die „Sozialpartnerschaft“ zwischen Unternehmen/Regierungen und der Gewerkschaft, das Kämpfen für einen starken „Sozialstaat“, eine scharfe, abgrenzende und interessengeleitete Gewerkschaftskultur und auch Kritik nicht mehr möglich macht. Das bedauere ich zutiefst.

Alternativen?

Die Frage darf erlaubt sein warum beim DGB 420 Mitglieder erscheinen und bei einer alternativen Veranstaltung mit Demo fast das Doppelte an Menschen erscheint. Relativiert man mal deren Rufe nach Kommunismus und Revolution, dann waren viele Aussagen dort durchaus im Sinne der Arbeiter und Angestellten, jedenfalls mit mehr Power und Engagement geäußert. Das Foto drückt die Stimmung beim DGB-Mai ganz gut aus, trostlos. Und das Foto wurde während der Reden gemacht! Unser Redakteur zwischen dem alten und neuen Bürgermeister. Auch das einmalige Hochhalten des geschenkten, roten DGB-Schals hat mir wenig geholfen.