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Frischluft: Assist wie es ist!

Es ist die Zeit der Fußballweltmeisterschaft und staunend bewundern wir gerade den Torlinienassistenten, die Maschine, die uns zeigt wann der Ball eine Linie überschritten hat.

Redete man früher von den kleinen Helferlein für dieses und jenes, heißen diese heute Assistenten. Eine Flanke, die vom Mittelstürmer in das Tor geköpft wurde, heißt nun mehr ein Assist. Und der 2. Mann hinter dem Bundestrainer nennt sich Assistent.
Der Schiedsrichter hat auch drei Assistenten, von denen zwei immer an der Linie assistieren und einer in der Coachingzone. Ja, das ist eine echte Aufwertung, denn ich wuchs unter MTAs und PTAs auf und wußte immer nicht, wem diese assistieren.
Den Forschern und Wissenschaftlern oder den Apothekern bei ihren Experimenten. Und der Assistenzarzt als schlecht bezahlter Krankenhausangestellter, den kenne ich
persönlich. So wundert mich auch nicht, wenn die allgegenwärtige und dämliche
Autowerbung in das Assihorn stößt. Da werden die Blechkisten mit Seitenwindassistent, mit Einparkassistent und neuerdings auch mit Spurwechselassistent geliefert. Und alles damit die Pommes Frites und Handys
und Zigaretten während der Fahrt nicht kalt werden. Fahren kann ja bald der Autopilotassistent, da muss keiner mehr selbst ins Steuer greifen.
Und damit ist natürlich immer wieder mehr Möglichkeit gegeben,wenn man diese Hilfen annimmt, dass man für wichtige Dinge mehr Zeit hat.
Also nehmen wir die Bildung. Vor Jahren kursierte ein Papier eines Behördenmitarbeiters, sagen wir dritte Ebene, welcher die Einführung von Assistenten in den Schulen forderte, die die niederen Arbeiten wie das Kopieren übernehmen sollten, die Ein-Euro-Assistenen sozusagen.
Wurde schnell zurückgezogen. Heute denke ich bei den vielen Aufgaben, die wir haben, es wäre eine gute Idee gewesen. Und siehe da, die soeben vorgelegte Studie zur Hochschule sieht sowohl in der Ausbildung als auch in der zu üppigen Belastung der Lehrkräfte ein zentrales Problem. Und der Vorschlag zur Einführung von Assistenzen, die uns die Arbeit, die uns vom eigentlichen Unterrichten abhält, vom Leibe halten, erlebt eine Auferstehung. So könnten sie arbeiten:

Der Kopierassistent, der auch die entsprechende Literatur und das Material zusammensucht. Der Dokumentationsassistent, der in der Klasse sitzt und auf meine Zeichen hin dokumentiert oder neuerdings in die schicken Kompetenzraster die Kreuze immer weiter und immer wieder von links nach rechts rücken lässt; dafür kann er eine ganze Wand bekommen, für die individualisierten A3- bis A1-Blätter. Einen Testassistenten nehmen wir dazu, der für mich die Tests wie VerA und Pisa und Timms vorbereitet, nachbereitet und in das Internet einspeist.
Der Sonderpädagoge hat beide Arme frei, denn ihm hilft der Sozialassistent und neuerdings der Individualdiagnose-Assistent, der auch für die Führung der Portfolios jedes Schülers zuständig ist. Und schick ist erst mein Konferenz – und Dienstbesprechungsassistent, der auch die Elterngespräche assistiert. Und übermorgen ist Klassenfahrt, da habe ich einen Fahrt- und Freizeitassi dabei. Für die Grundschule haben wir die Lesehelfer, nein Leseassistenten.
Und wir Lehrkräfte können uns endlich zurücklehnen und danken, denn die Automobilindustrie lieferte wieder einmal tolle Ideen für die Pädagogik, die von Frau Quante-B. und ihren Assistenten gern aufgenommen wurden. Niemand hat etwas gegen qualitative Unterstützung im Klassenraum, wir würden allerdings lieber die Unterrichtsverpflichtung dramatisch senken.
Nieder mit den faden Helfern, es leben die Assistenten. Und Assistentinnen natürlich.