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Frischluft:

Irgend’was geht immer!

Kollege Holger K. ( Name von der Redaktion nicht geändert) bat mich um Veröffentlichung

Er wurde angerufen, aus Berlin, vom Vizekanzler. Da war er natürlich überrascht, und sein Mann auch. Was sollte dieser Anruf? Ob er sich vorstellen könnte Staatssekretär beim Wirtschaftsministerium zu werden. Und eigentlich sofort. Da war er natürlich sehr überrascht, sein Mann aber auch. Er stutzte nur kurz, denn von Wirtschaft hatte er eigentlich keine Ahnung. Er war Lehrer in Bremen, allerdings Allrounder. Mit Wirtschaft hatte er wenig am Hut, jedoch suchte er diese manchmal abends auf , auch mit Freunden, wenn anderer Durst als der nach Wissen in ihm hochkam. Er ist aber ein hilfsbereiter Mensch und so ein Posten wird einem wie ihm natürlich nicht jeden Schultag angeboten. Er musste nur noch seinen Mann fragen, ob er mit nach Berlin kommen würde. Der Mann war natürlich überrascht, aber das war Holger ja auch. Also sagte er zu. Und von da an hätte eine steile Karriere ihren Anfang nehmen können. Aber dann, im letzten Moment, flatterte ihm der Weserkurier vom 29.12.2015 mit Seite 10 auf den Tisch! Seinem Mann natürlich auch. Da war ein tolles Bild von seiner Bildungssenatorin. Und diese wird gefragt:“ War es wirklich so überraschend, als Sieling sie im Juni anrief und fragte, ob sie Senatorin in Bremen werden wollen?“ Und die Antwort: „Nein, das hat sich gar nicht angedeutet. Das glaubt mir zwar kein Mensch - außer vielleicht mein Mann - aber wir sind wirklich aus allen Wolken gefallen. Es war nicht in unserer Lebensplanung vorgesehen... Aber mein Mann hat dann gesagt, daß er auf jeden Fall mit nach Bremen kommt, und damit war die Entscheidung für mich nicht mehr schwer.“ Holger fühlte sich wie in einem Parallelfilm. Auch ihn hatte niemand nach seiner beruflichen Tätigkeit gefragt. Ebenfalls wurde er nicht nach Qualifikationen gefragt. Er musste auch keine vorlegen. Er würde das dreifache an Gehalt verdienen und hatte eigentlich keine Ahnung. Frau Bogedan verdient damit jetzt 10000. Allerdings hat sie das Kinderressort dazu, und davon hat sie Ahnung, weil sie ja ein Kind hat. Und sie wollte weg aus NRW, weil „Dort regnet es in vielen Schulen durch - und zwar flächendeckend.“ Und dann sagte sie noch, und das kannte Holger auch von seinem SVW, „Wir sind aber gut aufgestellt“, meinte aber nicht sich und den Mann, sondern den Senat! Daran störte Holger das aber, denn auch Werder war immer gut aufgestellt, alle 11 auf dem Platz, es hatte aber nicht unbedingt zum Besseren geführt. Und so kam er in’s Grübeln. Sein Mann aber auch. Und als er dann auch noch las, dass Gesundheitssenatorin Quante-Brandt, die ja von Gesundheit keine Ahnung hatte und die auch noch Wissenschaft mitmacht, doch irgendwie von allem Ahnung hat und sich schnell einarbeitete, da schwankte Holger doch hin und her. Er hatte immer an gute Fortbildungen geglaubt, an Qualifizierungsmaßnahmen, an Zertifikate, an Prüfungen, an Einstellungsgespräche, an Qualifikationen, an Berufserfahrung. Dies alles sollte tatsächlich auf viele Politiker und SenatorInnen nicht zutreffen? Irgendetwas kam in ihm hoch, in seinem Mann aber auch. War es Sodbrennen oder war ihm Übel geworden? Dann fiel ihm noch ein, dass er ja in keiner Partei war, das eigentliche Hauptkriterium, und ihm fehlte die Doktorarbeit z.B. über die Entwicklung des Wohlfahrtstaates in Dänemark (Bogedan). Kurz gesagt: Er sagte dem Vizekanzler ab, sein Mann übrigens auch. Der Vizekanzler war natürlich überrascht, sein Mann übrigens auch. (Tipp: Schulaufsicht geht z.B. immer, man muß nur angerufen werden!)

Wilfried Meyer