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Männer in der Grundschule

Frauendomäne Schule

und der geringe Anteil der Männer

Als Grundschullehrer macht man sich schon Gedanken, wenn z.B. die Auswahl der Schule auf der Tagesordnung steht.
Ein Kriterium ist dann sicher, ob ich der einzige Mann im Kollegium bin und ob sich die Situation „Schulleiter und Hausmeister männlich, Mehrheit der Lehrkräfte weiblich“ geändert hat. Lange Zeit hat es so ausgesehen als ob sich diese Lage an den Schulen verändern würde.
Heute sage ich, dass ich Glück hatte, an meiner Schule waren damals 7 weitere Männer tätig. Heute ist der Trend eher rückläufig und nicht nur in Schulen anzutreffen: Es „findet ein schleichender Veränderungsprozess statt: Der Exodus von Männern aus allen sogenannten Care-Berufen. Das sind die Professionen, die im weiten Sinne etwas mit Kümmern um Menschen zu tun haben, in Pflege, Erziehung, Medizin, Pädagogik, Psychologie/-therapie sowie Theologie...Männerwelten verengen sich zusehends auf Maschinen, IT und Geld.“
Diese These, auch gefühlt richtig, zu belegen und vertreten von  Prof. Fantini, Uni Bremen, ist überhaupt nicht mehr gewagt, sondern bestätigt sich täglich. Der Wunsch vieler Kolleginnen zumindest der Grund- und Oberschule nach gemischt-geschlechtlichen Teams ist pädagogisch sehr begründet, haben viele Kinder und Jugendliche Probleme mit ihren Rollen in Familie und Schule. Auch berichten Kolleginnen, dass jene ihnen manchmal respektlos gegenübertreten, was mit den Vorbildern in der Familie zusammenhängt. „Positive, reale männliche Vorbilder fehlen.“ Wer hier genau hinschaut, der sieht massive Schwierigkeiten im sozialen Miteinander, im Umgang der sozialen Wesen, die nun einmal auch mit dem Kümmern einhergehen, welches hier nicht negativ bewertet werden soll. Wer soll die Berufe denn ausführen, wenn sie auch schlecht bezahlt und im Ansehen, im Image schon längst Schaden erlitten haben.
Spricht jemand von einer Karriere, wenn er den Pflegeberuf, den Sanitäterjob, die Erziehung der Kinder als Profession wählt?
Im Gegenteil, das Bild dieser Berufe in der Öffentlichkeit wurde in den letzten Jahren heruntergewirtschaftet. Es zählt, wenn im Konsumrennen, im Kaufrausch Statussymbole errungen werden, die den Menschen als Wurst vor den Gesichtern baumelt. Für viele unerreichbar, von einigen der Elite dann auch noch oft betrügerisch erworben.

Die Un-Verhältnismäßigkeit der Einkommen wurde oft genug beschrieben, es hat sich aber nichts geändert, weil die Politik nicht reagiert. Wie lange reden wir in Schule schon von „Wertschätzung“, auch im Gehalt? Dieses wurde im Gegenteil abgesenkt, Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld gestrichen, mehr Arbeit auf weniger Schultern verteilt... Versuche der Bremer Behörde mit einem Flyer für mehr Männer in den Schulen zu werben: gescheitert.

Bewundernswert und zu unterstützen: Das Projekt der Bremer Uni „Rent a teacherman“, männliche Studenten werden an Grundschulen vermittelt sieht seine Aufgabe so begründet: Die Zahlen sprechen für sich: gerade mal 12% der Lehrkräfte in der Grundschule sind männlich. Im Bereich der vorschulischen Erziehung ist der Anteil sogar geringer. Je jünger die Schülerinnen und Schüler, desto geringer ist der Anteil der männlichen Lehrer.“ (http://www.fb12.uni-bremen.de/fileadmin/Dateien/ MaeindieGS_Projektflyer-21.pdf ) Das Projekt hat 15 männliche Studenten an „männerfreie“ Grundschulen vermittelt. Sie arbeiten mit Erfolg als päd. Assistenten. Im letzten Jahr feierte das, 2015 ausgezeichnete Projekt im Haus der Wissenschaft 5 jähriges Bestehen. Schirmherrin Frau Bogedan unterstützt das Projekt. (War es vielleicht bezeichnend, dass sie nach einführenden Worten und dem ersten Musikstück die Veranstaltung verließ? Und auf der Homepage findet sich kein Hinweis, Verantwortliche sind nicht genannt?!) Prof. Fantini und die Lehramtstudenten fordern „sofortige Imagekampagnen..., damit schnellstens Männern das Kümmern an sich, insbesondere an Schulen wieder so nahe wie möglich gebracht wird.“  Das unterstützen wir ausdrücklich.

Kontakt über die Redaktion oder unter:  iboffice(at)uni-bremen(dot)de