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GEW Bremerhaven

Endlich konstruktive Gespräche

Frust und 34 Freistellungsanträge am SZ Carl von Ossietzky. Ein Zwischenstand

Gerrit Bliefernicht | Stadtverbandsvorstand Bremerhaven

Als Resultat einer Auseinandersetzung der Schulleitung der gymnasialen Oberstufe des Schulzentrums Carl von Ossietzky mit dem Schulamt in Bremerhaven reichten Kolleg:innen zahlreiche Freistellungsanträge beim Schulamt ein, mittlerweile sind es 34. Zwei Faktoren haben dabei eine wesentliche Rolle gespielt: Zum einen ist die Arbeitsbelastung über die Jahre hinweg spürbar gewachsen, was sich durch die Pandemie und die Digitalisierung im Hau-Ruck-Verfahren deutlich verschärft hat, zum anderen hat das Schulamt unsere Schulleitung durch drastische Veränderungen in der Stundenzuweisung überrascht.

Abordnungen und Kürzungen

Während bereits 20 Kolleg:innen unserer Schule an anderen Arbeitsplätzen in Bremerhaven aushalfen, sollten weitere Abordnungen hinzukommen – und das, obwohl gleichzeitig Lehrkräfte an der CvO-GyO Überstunden machten und der Druck durch Projekte wie „Schulen im Abitur“ zunahm. Weitere Kürzungen der Stundenzuweisung drohten zudem, die unser Schulleben in Frage gestellt hätten. Diese Gemengelage führte dazu, dass viele unserer Kolleg:innen kürzlich Freistellungsanträge stellten – teils als politisches Signal, teils, um im Bedarfsfall wirklich den Arbeitsplatz wechseln zu können.

Mit Hilfe der Presse

Eine Reaktion hierauf blieb zwar aus, aber die begleitende mediale Berichterstattung sorgte für Bewegung. Hilfreich war vor allem der „butenunbinnen“-Bericht, da hier professionell gearbeitet wurde und man die gewählten Interessensvertretungen der CvO-GyO zu Wort kommen ließ. So konnte sowohl auf die Situation an der CvO-GyO wie auf den Lehrkräftemangel in Bremerhaven aufmerksam gemacht werden. Bereits die Ankündigung dieses Berichts sorgte dafür, dass konstruktive Gespräche zwischen allen Beteiligten begonnen wurden.

Verständlicher Kompromiss

Im Zuge dieser konnten einige Zielvorstellungen gemeinsam festgelegt werden. Zunächst einmal sind weitere Abordnungen und Kurszusammenlegungen während der Q-Phase in Zukunft nicht mehr zu befürchten. Das schafft Planbarkeit für die Schulleitungen und Verlässlichkeit für die Schülerschaft, da so Lehrkräftewechsel vermieden werden. Im Gegenzug wird angestrebt, zu kleine Kurse bereits bei der Einrichtung zu unterbinden, was eine Schulprofilschärfung der drei Oberstufen Bremerhavens zur Folge haben dürfte – und ggf. weitere Abordnungen. Diese Vorgehensweise ist als verständlicher Kompromiss vor dem Hintergrund des gravierenden Personalmangels in der Sek I zu werten: Es wäre zur Zeit schwierig, parallele Kurse mit sehr niedrigen Schüler:innenzahlen in Bremerhaven zu rechtfertigen.

Schließlich verständigte man sich noch auf die Position, dass es sowohl einer Veränderung der kommunalen Zuweisungsrichtlinie bedarf wie es ebenfalls hilfreich wäre, die Landeszuweisungsrichtlinie zu reformieren, da die reinen Oberstufenzentren der Sek II sonst perspektivisch dadurch benachteiligt werden, dass diese im Unterschied zur Sek I keine pauschale Zuweisung über den unmittelbaren Bedarf hinaus als Manövriermasse für Schulentwicklung, -leben, Reserve, etc., mehr bekommen.

Grundsatzproblem Lehrkräftemangel

Die Diskussion hierüber wird gewerkschaftlich kritisch zu begleiten sein, um zu verhindern, dass durch die pauschale Zuweisung innerhalb der Schulautonomie letztlich doch drastische Einschränkungen umgesetzt werden müssen. Weiterhin wird durch den zurückliegenden Prozess erneut deutlich, dass unbedingt tragfähige Konzepte zur Behebung des Lehrkräftemangels im Land Bremen eingesetzt werden müssen. Andernfalls ist weder an eine nachhaltige Entlastung der Kollegien, noch an eine Erhöhung der Bildungsqualität im Land Bremen zu denken.