Moment mal
Ein Stück mehr Bildungsgerechtigkeit
Startchancen-Programm hilft auch Schulen in Bremen und Bremerhaven
Das bildungsmagaz!n berichtet im Heft 3/2024 (Seiten 10-29) ausführlich über die Bildungshaushalte in unseren beiden Städten und darüber hinaus. Das Wort Unterfinanzierung kommt darin leider häufig vor. Ein unstrittiger Befund – bei Bildungsexperten, bei Beschäftigten in Kitas, Schulen und Universitäten, auch bei manchen Bildungsministerien. Die Nöte und der Mangel sind groß. Was also tun? Die Ampel und die Länder haben ein Startchancen-Programm aufgelegt. Ein Zehn-Jahres-Vorhaben, 20 Milliarden Euro schwer. 43 Schulen in Bremen und Bremerhaven werden profitieren.
Das Gute vorweg
1. Bund und Länder haben sich – trotz Bildungsförderalismus – geeinigt. Okay, die Verhandlungen waren lang und zäh. Aber gut, dass sich 16 Zuständige aus den Ländern und eine eigentlich Unzuständige im Bund verständigt und diesmal das größere Ganze gesehen haben.
2. Die Gelder werden erstmals zum Teil nach Sozialindex verteilt. Erfreulich, dass die Mittelvergabe diesmal nicht nur nach dem Prinzip Gießkanne (Königsteiner Schlüssel) abläuft. Das Geld kann also in sogenannten Brennpunkten eingesetzt werden. Eine Chance für ein bisschen mehr Bildungsgerechtigkeit, ein bisschen mehr Sprachkompetenz, ein bisschen weniger Armut, ein bisschen weniger Förderbedarf.
Das weniger Gute
1. Es werden nur rund zehn Prozent aller Schüler:innen erreicht, aber gut 20 Prozent sind arm oder armutsgefährdet. Oder anders formuliert: Das Programm kann nur ein Einstieg in eine dauerhafte, solide Finanzierung benachteiligter Schulen sein. Es muss erweitert und verstetigt werden.
2. Verbunden mit dem Startchancen-Programm ist die klare Vorgabe: Innerhalb der zehn Jahre soll an den geförderten Schulen die Zahl der Kinder halbiert werden, die die Mindeststandards in Deutsch und Mathe verfehlen. Das ist sehr ambitioniert. Kann das klappen? Eher nicht.
Immer wenn Bildungspolitiker:innen Ziele plakativ ausgeben, besteht die Gefahr des Scheiterns. Erinnert sei zum Beispiel an den großen Bildungsgipfel 2008 in Dresden, als Bundeskanzlerin Angela Merkel versprach: Deutschland wird eine „Bildungsrepublik“. Damit das gelingt, sollten die Ausgaben für Bildung und Forschung auf stolze zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) steigen. Bilanz nach 16 Jahren: Versprochen gebrochen.