Zum Inhalt springen

Schwerpunkt

Die praktische Solidarität vor Ort kommt an

Die vielfältige internationale Arbeit der GEW

Carmen Ludwig, Referentin für Internationales, GEW-Hauptvorstand
Carmen Ludwig, Referentin für Internationales, GEW-Hauptvorstand (Foto: GEW)

Die GEW will die internationale Solidarität und Zusammenarbeit stärken – gerade jetzt! So lautet der Titel des auf dem Gewerkschaftstag 2022 in Leipzig beschlossenen Antrags zur internationalen Arbeit. Diese umfasst ein breites Feld: Sie beinhaltet die Beratung unserer Kolleg*innen an den Deutschen Auslandsschulen, das Eintreten für gute öffentliche Bildung weltweit und gegen Kinderarbeit, die Zusammenarbeit mit NGOs in der Globalen Bildungskampagne sowie mit anderen Bildungsgewerkschaften. Einen besonderen Stellenwert haben dabei die Seminare für Lehrkräfte zum Unterricht über den Holocaust, die die GEW zusammen mit der polnischen Bildungsgewerkschaft ZNP und der israelischen Histadrut HaMorim regelmäßig durchführt. Angesichts der vielen Krisen in der Welt bleibt auch die internationale Solidaritätsarbeit eine wichtige Aufgabe.

Hilfe für Belarus, Türkei, Syrien und den Iran

Die GEW beteiligt sich regelmäßig an den Eilaktionen unseres globalen Dachverbands, der Bildungsinternationale (BI). In der BI sind mehr als 380 Bildungsgewerkschaften weltweit organisiert, die GEW-Vorsitzende Maike Finnern ist Mitglied des Vorstands. Gemeinsam können Bildungsgewerkschaften so gegen die Einschränkung von Gewerkschaftsrechten protestieren. Gewerkschaften treten in vielen Ländern für demokratische Rechte ein und geraten deshalb unter Druck. Besonders brisant ist die Situation aktuell im Iran und in Belarus, wo Gewerkschafter*innen wegen ihres Engagements inhaftiert sind. Hier engagiert sich auch der DGB, mit dessen Unterstützung geflüchtete Kolleg*innen aus Belarus in Bremen aufgenommen wurden. Solidarische Unterstützung benötigen aktuell auch die Menschen im Erdbebengebiet in der Türkei und in Syrien. Der DGB-Fonds „Gewerkschaften helfen“ leistet hier einen wichtigen Beitrag. Auf einer Delegationsreise der BI in die Türkei im April konnte sich Maike einen Eindruck von der verheerenden Situation vor Ort machen: „In der Stadt Hatay ist kein Haus mehr bewohnbar. Viele Menschen sind traumatisiert. Immer noch versuchen Menschen, Trümmer mit bloßen Händen zu beseitigen.“

Bildung in Zeiten des Krieges

Mehr als 3000 Bildungseinrichtungen in der Ukraine wurden durch den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der russischen Regierung beschädigt. Dennoch versuchen die Lehrkräfte, den Unterricht aufrechtzuerhalten – teilweise online. „Unsere Lehrkräfte unterrichten auch aus Kellern, Bunkern, U-Bahn-Stationen und zerstörten Wohnungen“, berichtet Olha Chabaniuk, die Vizepräsidentin der ukrainischen Bildungsgewerkschaft TUESWU. Die GEW ist im engen Austausch und unterstützt deren humanitäre Arbeit vor Ort. Viele Kolleg*innen haben sich solidarisch gezeigt und an den Heinrich-Rodenstein-Fonds der GEW gespendet. Mit diesen Mitteln können nach Deutschland geflüchtete Kolleg*innen unterstützt werden. Hinzu kommen Sommercamps, die die GEW zusammen mit der Jugendorganisation „Die Falken“ und TUESWU für Kinder ukrainischer Lehrkräfte in Deutschland organisiert.

Bereichernde Begegnungen

Engagement im Bereich Internationales wird meistens ehrenamtlich von Kolleg*innen geleistet. Den Austausch ermöglicht die GEW auf der Jahrestagung Internationales. Auch eine Umfrage zum ehrenamtlichen Engagement ist in Arbeit. Interessierte können mit dem Newsletter Internationales auf dem Laufenden bleiben (www.gew.de/internationales/newsletter-international/). Um mehr Austausch mit den Landesverbänden zu ermöglichen, wurde eine neue AG Internationales des Hauptvorstands eingerichtet.

Ein positives Moment der internationalen Arbeit sind sicher die bereichernden Begegnungen mit Gewerkschafter*innen aus anderen Ländern. Auch wenn angesichts der Konflikte und Krisen weltweit die Herausforderungen enorm und die Möglichkeiten begrenzt sind, so sehen wir in der Arbeit, dass praktische Solidarität vor Ort ankommt und einen wichtigen Unterschied machen kann.