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Bundesgewerkschaftstag 2021

„Die GEW denkt Bildung weiter - über Corona hinaus“

Gewerkschaftstag in Leipzig: Maike Finnern ist unsere neue Vorsitzende | Nick Strauss ist neuer GEW-Bundesschatzmeister. In Kampfabstimmung durchgesetzt.

29. Gewerkschaftstag der GEW
Unter dem Motto „Bildung. Weiter denken!“ tagt der 29. ordentliche Gewerkschaftstag der GEW vom 9. bis 11. Juni 2021 digital in Leipzig, 10. Juni 2021 (Foto: Kay Herschelmann)

Pandemie bedingt fand der dreitägige Bundesgewerkschaftstag der GEW erstmals nahezu digital in Leipzig statt. Der Leitantrag „Bildung krisenfest machen“ wurde verabschiedet. 432 Delegierte diskutierten und wählten. Die wichtigste Personalie war die neue Vorsitzende Maike Finnern aus Bielefeld (ausführliche Berichterstattung auch in der E&W).

Hier eine kleine Presseschau zu den Tagen von Leipzig:

Handelsblatt:

Die Aufgabenliste der neuen GEW-Vorsitzenden ist lang. Beim Lehrkräfte-Bashing sind viele schnell dabei: lange Ferien, ab mittags frei und jetzt auch noch der Ärger mit dem Homeschooling. Allzu viele Lehrer hätten es sich im Lockdown bequem gemacht, kritisierte etwa NRW-Vizeministerpräsident Joachim Stamp. „Respektlos“ sei das, sagt Maike Finnern. Kämpfen will die frühere Realschullehrerin, die zuletzt GEW-Landesvorsitzende in NRW war, vor allem für die Chancengleichheit im Bildungssystem. Seit fast 60 Jahren sei Deutschland hier kaum weitergekommen, kritisierte sie. Mit neun Milliarden Euro stütze die Politik die Lufthansa in der Krise, während die Nothilfen für Kitas, Schulen, Ausbildung und Hochschulen nur 7,5 Milliarden Euro umfassten. Das sei „beschämend“. Die rund 280.000 GEW-Mitglieder erwarten aber auch von ihrer neuen Vorsitzenden einiges. Baustellen wie die ungleiche Bezahlung von verbeamteten und angestellten Lehrern, die Aufwertung des Grundschullehramts oder die durch den Lehrermangel bedingte Überlast bleiben.“

Bayrischer Rundfunk:

Maike Finnern: "Es ist das größte Problem, dass wir es 15 Monate nach Beginn der Pandemie immer noch nicht geschafft haben, Schulen zum Beispiel mit Luftfiltern auszurüsten. Das können die Kommunen und Schulträger nicht allein machen, das überfordert die Haushalte." Finnern geht davon aus, dass es keine monatelangen Schulschließungen mehr geben wird. Man könne es zwar nicht ganz ausschließen, "wir haben aber eine etwas andere Situation als im letzten Jahr. Die Bereitschaft bei den Beschäftigten in den Schulen, sich impfen zu lassen, ist enorm hoch", betonte die Gewerkschafterin. Sie warnte vor einer Überforderung der Schülerinnen und Schüler nach der langen Corona-Pause. "Es kann nicht im Vordergrund stehen, jetzt Klassenarbeiten zu schreiben und Leistungs-Überprüfungen abzunehmen."

Neue Westfälische Zeitung:

Maike Finnern aus Bielefeld will sich für mehr Investitionen an Schulen einsetzen und die grundlose Befristung von Lehrenden abschaffen lassen. Ihre künftige Aufgabe werde nun unter anderem sein, die Bundesländer darauf aufmerksam zu machen, dass sie die jetzige Phase bis zum kommenden Schuljahr nutzen müssen, um in Schulen zu investieren. Und das nicht nur in Luftfilteranlagen, sondern auch in Heizungen, Waschbecken und Fenster, die sich öffnen lassen. In ihrer neuen Führungsrolle möchte sie die GEW als Organisation weiter stärken. „Die GEW denkt Bildung weiter, die GEW hat die Aufgabe, die Politik zu verpflichten, Bildung weiterzudenken – über die Corona-Krise hinaus.

Der neue achtköpfige GEW-Vorstand:

  • Vorsitz : Maike Finnern
  • Stellvertretung : Andreas Keller
  • Finanzen : Nick Strauss, Bremerhaven (siehe untenstehenden Artikel)
  • Frauen-, Gleichstellungs-, Geschlechterpolitik : Frauke Gützkow
  • Tarif- und Beamtenpolitik : Daniel Merbitz
  • Jugendhilfe und Sozialarbeit : Doreen Siebernik
  • Schule : Anja Bensinger-Stolze
  • Hochschule und Forschung : Andreas Keller
  • Berufliche Bildung und Weiterbildung : Ralf Wilhelm Becker

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Nick Strauss, 53 Jahre (Foto: Susanne Carstensen)

„Die Streikkasse muss immer gut gefüllt sein“

Mit „Schockfaktoren“ (Nick) oder schnell wechselnden Begebenheiten kennt sich Nick Strauss bestens aus. „Innerhalb von 60 Stunden bin ich damals im Jahr 2006 von Londoner Eastend in Deutschland angekommen und stand als Lehrer vor einer 8. Klasse in Bremerhaven-Lehe. 15 Jahre später bin ich innerhalb von 60 Stunden nach Leipzig gefahren und hatte die Hoffnung im Gepäck, mit ausreichend Stimmen Bundesschatzmeister der GEW zu werden. Beides hat geklappt. Unser Schatzmeister (GEW Land Bremen) ist in Sachsen von den Delegierten des 29. Gewerkschaftstages in den Geschäftsführenden Vorstand unserer Bildungsgewerkschaft gewählt worden. Dort leitet er in den nächsten vier Jahren den Vorstandsbereich Finanzen.

Satte Mehrheit

Um den Posten hatte sich auch Hans Maziol aus Baden-Württemberg beworben. Die Abstimmung verlief äußerst spannend. Im ersten Wahlgang konnte sich keiner klar durchsetzen. Kurz vor der zweiten Abstimmung zog Hans zurück. Danach entschied sich eine satte Mehrheit (61,8 Prozent) für Nick. „Die demokratische und streitvolle Debattenkultur in Bremen hat mir geholfen, mich gut zu behaupten.“ Herzliche Glückwünsche dazu hat er schon viele bekommen und jetzt auch schriftlich von der BLZ-Redaktion.

Inklusion und Internationales

Nick hat in Leipzig ein Zehn-Punkte-Plan für sein erstes Amtsjahr präsentiert. „In einer kraftvollen und unabhängigen Basis sehe ich unsere Stärke. Besonders durch Tarifkämpfe wachsen wir. Deswegen ist es richtig, die Beiträge zugunsten des Kampffonds, der Streikkasse der GEW, zu erhöhen“, sagte er in seiner Bewerbungsrede. „Nun kommt es darauf an, auch von der Bundesebene die Forderung nach mehr Geld für Bildung in den Bundestagswahlkampf einzubringen. Das DGB-Steuerkonzept zeigt, dass dies finanzierbar ist – ebenso wie eine bessere finanzielle Unterstützung der Regionen, die wie Bremen, in der Bildung vor sehr großen Herausforderungen stehen.“ Vor allem die Bereiche Inklusion und Internationalismus will Nick voranbringen.

Erster Erfolg

Nick wird die Finanzen der GEW Bremen noch bis zum Bremischen Gewerkschaftstag im Herbst verantworten, auf dem ein:e Nachfolger:in gewählt wird. Danach wird sein Blick verstärkt nach Frankfurt und auf die kommenden Aufgaben gehen. „Eine gewisse Demut ist wichtig - viele GEWler:innen haben mich nicht gewählt - die muss ich versuchen mitzunehmen. Da habe ich was zu tun!“ Einen ersten Erfolg hat er aber schon verbucht. „Die Rabattkarte für Frankfurter Bäder habe ich schon eingelöst - fünf Mal genutzt in den ersten zwei Wochen!“