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Schwerpunkt

Die Frau mit Nehmerqualitäten

Zeugnis für Sascha Karolin Aulepp, Senatorin für Kinder und Bildung

Fächer:

Arbeitspensum:   befriedigend
Empathie mit den Beschäftigten:   nicht ausreichend
Frustrationstoleranz:  sehr gut
Ideen:     befriedigend
Umsetzung Koalitionsvertrag: mangelhaft
Interesse an der Vielfalt der Bildungsthemen: ausbaufähig
Personalmanagement:  knapp ausreichend
Souveränität/Ausstrahlung: knapp ausreichend
Unangreifbare Interviewantworten: sehr gut
Zusammenarbeit mit dem Personalrat Schulen: mangelhaft

Bemerkungen:

Sascha Aulepp ist tapfer. Keine andere Senatorin muss so viele negative Schlagzeilen verkraften (sogar mehr als Dr. Maike Schaefer). Wenn ihr brisante Fragen gestellt werden, findet sie politisch routiniert eine ausweichende Antwort. Gerne benutzt sie bei ihren Stellungnahmen zu Bildungsproblemen den Satz „Das müssen wir uns einmal genau ansehen.“ Ihr Lieblingsthema ist die Personalgewinnung. Ihre Vorstellungskraft, neue Leute mit den vielfältigsten Professionen in die Klassenzimmer, Hörsäle oder Kindergärten zu bringen, ist kaum zu überbieten. Bei den Qualifikationen der neuen Schulbeschäftigten ist Aulepp zu sehr vielen Kompromissen bereit. Andere Bildungsthemen werden weniger intensiv bearbeitet. Der Personalrat wünscht sich mehr Verständnis für das überlastete Schulpersonal. Echte Entlastungen wurden von ihr nicht in Aussicht gestellt. Viele Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag 2019 warten auf Erledigung und werden wohl im nächsten Vertrag wieder auftauchen (müssen).

Im Juli 2021 übernahm sie das Ressort, nachdem Claudia Bogedan mitten in der Legislatur zur Hans-Böckler-Stiftung wechselte. Aulepps Personalentscheidungen waren - gelinde formuliert - nicht immer glücklich. Die Benennung der Vier-Wochen-Staatsrätin Regine Komoss war eine klare Fehlentscheidung. Dass Komoss ein Fremdkörper in sozialen Gefügen war und ist, hätte man vorher wissen können. Eine gute Wahl war dagegen die neue Pressesprecherin, eine Lehrerin und ehemalige GEW-Landesvorsitzende. Aulepp profitiert von ihrer langjährigen, praxisnahen Bildungsexpertise.

Mit der knapp ausreichenden Leistung im Fach „Souveränität/Ausstrahlung“ fällt es ihr oft schwer, mit ihren Argumenten zu überzeugen. Wenn sie sich erklärt, halten es nur die Wenigsten für möglich, dass sie Probleme entschlossen angeht und lösen kann. Der Wille, mit der Interessenvertretung zu kooperieren, ist leider nur schwach ausgeprägt. Der sonst übliche monatliche Austausch wurde gleich zu Beginn ihrer Amtszeit dauerhaft abgesagt. Nur zu einzelnen politisch relevanten Themen ist sie gesprächsbereit. Auch die Zusammenarbeit mit ihrem Ressort, so hört man, könnte detailverliebter sein. Um einen besseren Einblick in die Bildungspraxis zu bekommen, würde ihr auch ein Runder Tisch, an dem auf Augenhöhe beraten und entschieden wird, helfen. An diesem Runden Tisch müssten Akteur:innen aus Kita, Schulen, Hochschulen und der Weiterbildung sitzen. Nachhaltigere Lösungen für Bildungshungrige und -beschäftigte wären das Ergebnis. Und schon hätte Sascha Aulepp – wenn es die Wähler:innen am 14. Mai und die möglichen Koalitionspartner zulassen – die Grundlage für die eine oder andere Positivschlagzeile gelegt.