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„Die Anforderungen in der Schule sind gestiegen“

Es ist Freitagnachmittag, der Ausbildungspersonalrat am LIS tagt. Die BLZ hat sich eingeladen, um einige Fragen zu stellen. Hier eine Zusammenfassung der Antworten:

Mit welchen Problemen kommen eigentlich die Referendare zum APR? Wo drückt es am meisten?

Es sind die verschiedensten Anforderungen, die gleichzeitig gestellt werden. Da sind die Termine, die man vom LIS her einhalten muss, dann kommt die Schule und nicht zuletzt sind da ja auch noch die SchülerInnen mit ihren Ansprüchen. Die Zusammenballung dieser Anforderungen wird dann punktuell zu viel. Da ist ein großes Problem zu sehen - und das alles vor dem Hintergrund der unsicheren Einstellungssituation, die jetzt noch unsicherer geworden zu sein scheint.
In den Lehrproben kann man noch sehr viel selbst gestalten, aber die Anforderungen in der Schule sind ständig gestiegen. Und das Schulgutachten und die damit einhergehende Mitarbeit an der Schulentwicklung spielt eine immer größere Rolle. Das führt dazu, dass man immer mehr Aufgaben an der Schule übernimmt. Und dieser Standard wird dann bei den nächsten Referendaren schon als normal angesehen. Und der ist dann irgendwann nur noch sehr schwer zu erfüllen, vor allem für Referendare, die Familie haben.

Wie ist es mit dem Portfolio?

Das wird von den verschiedenen Fachleitern sehr unterschiedlich gehandhabt. Bei einigen wird ganz klar vorgegeben, was darin enthalten sein soll, bei einigen bleibt es unklar. Auch die Prüfungsrelevanz ist nicht immer einsichtig, fraglich ist, ob es überall in gleichem Maße gelesen wird.
Außerdem fragt sich, ob ein gut gemachtes Portfolio mit klaren Vorgaben zu Inhalten nicht die 2. Examensarbeit (die sogenannte Hausarbeit) ersetzen kann. Denn deren Aussagekraft kann unter den gegebenen Bedingungen und Vorgaben nur gering sein. Hausarbeiten ohne konkreten Unterrichtsbezug haben wir im Rahmen unseres Studiums schon genug geschrieben. Bei einem Portfolio, das über die gesamte Ausbildungsdauer geschrieben wird und verschiedene Prozesse reflektiert, ist der Lerneffekt für die Referendare sicher größer.

Gibt es außergewöhnliche Belastungen?

Eine große Belastung ist sicher die Menge des bedarfsdeckenden Unterrichts. Besonders für die Referendare, für die aufgrund der geänderten Einstellungstermine die Hospitationsphase fast ganz wegfällt und die dadurch mangels klar formulierter Positionen des LIS zu mehr Unterricht verpflichtet werden, als die PO vorschreibt. Es müsste mehr Zeit für Hospitationen geben.

Wie wirken sich die aktuellen Kürzungen auf die Stimmung aus?

Wie den Medien schon entnommen wurde, bedeutet das für viele angehende Lehrer, dass gemachte Zusagen von Schulleitern nicht eingehalten werden können. Aber es ist ja nicht nur das: Die nicht vollständige Anpassung der Beamtengehälter nach der letzten Tarifrunde oder die angebliche Erhöhung des Eigenanteils der Beihilfe lassen einige unter Umständen schon fragen: Will ich wirklich so einen Arbeitgeber haben?

Was braucht ihr an Unterstützung?

Wir würden uns wünschen, dass noch mehr Lehrer in den Kollegien den Referendaren ihr Wissen und auch ihr Material zur Verfügung stellen und sie an ihrem Unterricht teilnehmen lassen, damit letztlich alle davon profitieren können.

Die Fragen stellte Jürgen Burger