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Informatik

Der Trend zur Privatisierung

Informatikunterricht außerhalb der Schulen – der richtige Weg?

Kurz zu mir: Ich habe Programmieren außerhalb der Schule gelernt. Von meinem Konfirmationsgeld erwarb ich als Jugendlicher einen eigenen Computer. Auch wenn ich diesen zunächst für wenig anderes als Computerspiele verwendete, stellte diese - für mein jugendliches Ich recht große – Investition das Mittel dar, mit dem ich in der Lage war, zu programmieren. Darüber hinaus hatte ich so auch den Zugang zu einer Fülle kostenloser digitaler Lernmittel. Auch wenn ich nur sporadisch meine ersten Schritte in dieser neuen digitalen Welt tat, erreichte ich ein passables Niveau, so dass ich sogar Geld mit meinen Programmierkenntnissen verdiene – und zwar obwohl ich eigentlich eine Gesellschaftswissenschaft studiere.

Monopolisierung

Viele Angebote zum Erlernen von Programmiersprachen – so scheint es mir – wenden sich besonders an Quereinsteiger, die sich angesichts der hohen Anzahl oft gut bezahlter Stellen in der expandierenden Informatikbranche von Online-Kursen einen Karrierewechsel bzw. den Einstieg in eben diese Branche erhoffen. Aber natürlich sind nicht alle diese Angebote kostenlos oder gut. Das Angebot ist entsprechend der Nachfrage vielzählig, doch betreten auch einige größere Anbieter den Markt, wie Google oder Meta (Facebook). Wer nicht an einer staatlichen Fachhochschule oder Universität lernen möchte oder kann, soll mit diesen Angeboten am heimischen Rechner beispielsweise zum Data Engineer werden können. Google und Meta übernehmen sogar selbst einen Teil ihrer eigenen "Online-Studenten''. Das gibt ihnen natürlich auch die Möglichkeit, das Curriculum auf ihre eigenen Bedürfnisse maßzuschneidern. Das Absolvieren dieser Kurse, welche Google und Meta in Kooperation mit der Lernplattform Coursera anbieten, dient als Ergänzung, aber teilweise – mit genügend Erfahrung verbunden – sogar als Ersatz eines abgeschlossenen Studiums. Die Angebote solcher Großkonzerne initiieren so womöglich einen Schub hin zur Privatisierung und Monopolisierung der Ausbildung entsprechender Fachkräfte.

Hoher Stellenwert

Dieser Text soll ein Denkanstoß sein, wie wir Informatikunterricht und dessen – meiner Ansicht nach steigenden – Stellenwert bewerten. Die vielen privaten Angebote zeigen in jedem Fall einen Bedarf für IT-Kenntnisse auf. Zudem vermag ein Grundverständnis – beispielsweise von Data Science – auch zu einem aufgeklärten und dadurch sichereren Umgang mit dem Schutz der eigenen Daten sowie der Nutzung des Internets verhelfen. Sollte Schüler:innen deshalb nicht mehr Wissen auf diesem Gebiet vermittelt werden - auch vor dem Hintergrund, dass ein Verzicht das Fach auszubauen, letztendlich nur der Übertragung dieser Aufgabe an private Anbieter gleichkommen mag?

Anbieter warten nicht

Auch die soziale Komponente sei hier zu erwähnen. Denn auch wenn es kostenlose digitale Lernmittel gibt, ist die Nutzung privater Angebote – neben eventuellen Kosten für die Kurse selbst – für gewöhnlich daran gebunden, dass den Lernenden gewisse Ressourcen bereitstehen, um sie wahrzunehmen. Die Schulen könnten hier sozial gerechteres Lernen ermöglichen. Ein betont guter Informatikunterricht, der Schüler:innen ein solides Grundwissen vermittelt, ist nicht unbedingt leicht umzusetzen, auch weil es hier ebenso an Lehrkräften mangelt. Das Schulwesen hat zudem viele und auch größere Probleme, weshalb dieses Thema oft hintenansteht; doch es sollte dennoch erwähnt werden, dass es da hinten noch immer steht und auf eine Lösung wartet. Während die Probleme an Schulen auf Lösungen warten, werden private Anbieter nicht mit warten.