Dass eine Schule, in der vielfältiger und selbständig gelernt, inklusiv unterrichtet und im Ganztag gelebt werden soll, in der die Pädagogen in Teams arbeiten wollen und sollen, dass diese Schule eine andere Struktur, Anzahl und Kompetenz von Personal erfordert, wird kaum noch in Frage gestellt. Welche Bedeutung für das Gelingen dem gegenüber ein Schulbau in hoher Qualität, eine lernförderliche Umgebung hat, wird noch nicht in gleicher Weise berücksichtigt.
Standen im Vordergrund baulicher Maßnahmen in den letzten Jahrzehnten häufig Themen wie Sanierung, Energieeffizienz und Brandschutz, so drängen sich spätestens mit den Anforderungen Ganztag und Inklusion immer mehr Fragen danach auf, wie gute Lern-, Lebens- und Arbeitsräume in der Schule gestaltet sein sollten, wie die Schule in die Quartiers- bzw. Stadteilentwicklung eingebunden werden kann.
Für den Schulneubau, aber auch für Umbaumaßnahmen ist dabei ein konzeptionelles Herangehen unerlässlich, wie es derzeit als „pädagogische Architektur“ beschrieben wird. Schulen benötigen „eine Architektur, die ihre Organisation und gestalterische Kraft aus einer pädagogischen Konzeption heraus entwickelt; eine Pädagogik, die sich die Räume, in und mit denen sie arbeitet, zu eigen macht und sie einbezieht; einen Prozess, der die am Lernen und Lehren Beteiligten befähigt, die Formen des Lernens und Lehrens mitzugestalten.“ (Aus: Pädagogische Architektur, Montag Stiftungen, 2007)
Schul(um)bau: Zukunftsfähig und nachhaltig
Zeitgemäßer Schulbau bietet auch Werkstätten und Studios für vielgestaltiges Lernen (1), eine hohe Aufenthaltsqualität für Schülerinnen und Schüler, aber auch für die dort Beschäftigten und für externe Nutzer (2). Besondere Raum- und Ausstattungsangebote werden für Schüler mit Unterstützungsbedarfen vorgehalten (3). Bei der Einrichtung von Arbeitsplätzen für die pädagogischen Mitarbeiter gelten Grundsätze professioneller Büroausstattung.
Für die Beteiligten lohnt sich durchaus der Blick in die Historie der Schularchitektur. Schulen in Deutschland waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts überwiegend im „Kasernenstil“ gebaut. Nicht wenige davon finden wir noch heute im Gebäudebestand unserer Schullandschaft. Aber es gab auch in diesem Zeitraum beispielhafte Schulbauten, die ihrer Zeit weit voraus waren. So stand für den Architekten Jan Duiker bereits Ende der 20er Jahre das Ideal einer „gesunden Schule“ im Fokus. Seine Openlucht-Schule in Amsterdam, die mitten in ein enges Wohnquartier platziert wurde, bietet bis heute den Schülern nicht nur Licht, Luft und freie Bewegung, sondern auch damals schon Raum für eigenständiges Lernen. Ein weiterer Meilenstein ist die Crow Island Schule (1940, Illinois, USA) der Architekten Saarinen, die eingebettet in eine parkähnliche Landschaft für jede Klasse über direkte Zugänge nach außen und integrierte Gemeinschaftsräumen verfügt. In dem in den 50er Jahren von Hans Scharoun entworfenen Geschwister-Scholl-Gymnasium in Lünen finden sich bereits angemessene Lernräume für die unterschiedlichen Altersgruppen. Alle genannten Schulen sind heute noch in der Nutzung.
Erfreulicherweise findet man inzwischen viele gute Schulbauten auch in Deutschland, unter anderem verzeichnet auf der Seite der Montag Stiftungen unter http://www.lernraeume-aktuell.de/startseite.html. Einen guten Überblick über bremische Schulen bietet Eberhard Syrings Veröffentlichung „Bremen und seine Bauten“ (4).