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„Den Kopf nicht in den Sand stecken“

Interview mit Schulsozialarbeiterin Susanne Carstensen

Die GEW ist eine Mitmachgewerkschaft. Wie engagierst du dich?

Ich unterstütze die GEW mit meinem Mitgliedsbeitrag, damit aus deinen und meinen Interessen unsere gemeinsamen werden können. So kann ich mich aktiv für unsere gesellschaftliche Zukunft einsetzen. In der GEW gibt es verschiedene Arbeitsgruppen, die das Blickfeld erweitern. Mir  liegt natürlich die Schulsozialarbeit am Herzen. Ich glaube, dass es in der Bildungslandschaft wichtig ist, für Qualität zu streiten. Auch unsere Schülerinnen und Schüler sollen sehen und spüren, dass wir für sie eintreten. Für unsere eigenen Arbeitsbedingungen zu kämpfen bedeutet für mich in der derzeitigen Bremerhavener Schulentwicklungsplanung, angemessen Zeit zu haben für die Arbeit, die erfolgreich ist. Davon sind wir weit entfernt. Ganz nach Brecht: wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

In welchen Bereichen braucht die GEW ein noch stärkeres Engagement seiner Mitglieder?

Viele Kollegen/innen arbeiten durch die Umsetzung der derzeitigen Schulentwicklung  am persönlich leistbaren Limit. Es ist schwierig, den Kopf nicht in den Sand zu stecken. Jedoch wünsche ich mir etwas mehr Engagement von den KollegInnen für den Einsatz und die Stärkung unserer Personalvertretung. Wir sollten für unsere Werte einstehen. Für die Betriebsgruppen in den Schulen würde ich mir mehr Interesse wünschen.

Gab es ein Schlüsselerlebnis, wo Du gedacht hast "Ja, hier lohnt es sich zu engagieren"?

Es gab eine Situation, in der ich die Stärke der GEW und den Personalrat als nötige Rückendeckung und wichtigen Informations- und Aufklärungspartner genießen durfte. Das hat mich beeindruckt. Ich möchte mich für meine Kolleginnen und Kollegen einsetzen.

Wie wird sich das Engagement der GEW-Mitglieder im Laufe der nächsten Jahrzehnte entwickeln?

Die GEW engagiert sich für die Entwicklung und den Ausbau eines starken demokratischen öffentlichen Bildungswesens. Es muss eine grundsätzlich bessere finanzielle Ausstattung des Bildungssystems her. Dem gegenwärtigen System mangelt es an Gerechtigkeit. Wenn das weiterhin so bleibt, hoffe ich, dass, wenn die "alten Kämpfer" gehen, die neuen KollegInnen für eine bessere Zukunft unserer Schulen eintreten und sich stärker engagieren – auch in der GEW.

Das Durchschnittsalter in vielen Gewerkschaften ist hoch. Was kann/muss getan werden, damit die GEW wieder "jünger" wird?

Die Arbeitsbedingungen müssen sich verändern, der Druck ist hoch in den Schulen. Wenn junge motivierte Menschen voller Elan in die Schulen kommen und nach ein paar Wochen kein Lächeln mehr zu sehen ist, dann braucht es schon fast Aladins Wunderlampe, um ihre Energie wieder aufzufüllen. Die neuen Kollegen brauchen Unterstützung und Mentoren… Die alten müssen den jungen KollegInnen Mut machen, ihnen aufzeigen, warum es sich lohnt, gegebenenfalls auch auf die Straße zu gehen. Es ist wichtig, für gemeinsame Interessen gemeinsam einzustehen.