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Moment Mal

Das Elend mit den Klassenfahrten

Bildungsbehörde streut Sand ins Getriebe

Foto: L. Krieger

Die Senatorin für Kinder und Bildung befürwortet Klassen- und Kursfahrten an ihren Schulen, zumindest theoretisch. Praktisch stellt sich allerdings die Frage, ob ihre Behörde eigentlich in der Lage ist, die nötige Infrastruktur dafür zur Verfügung zu stellen. Oder ob sie es zumindest schafft, den Leuten, die solche Fahrten organisieren, keine Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Was die Begleitpersonen betraf, so wurden deren Kosten lange Zeit als Privatvergnügen betrachtet, wofür sie selbst aufkommen durften. Dem hat, wie so oft, ein Gerichtsurteil ein Ende gemacht. Noch immer jedoch müssen die organisierenden Lehrkräfte auf ihre Privatkonten zurückgreifen, um nötige Zahlungen abzuwickeln. Ein einigermaßen unprofessioneller Zustand, der wohl in keinem anderen Bereich denkbar wäre. Man stelle sich eine Exkursion bei Siemens oder im Finanzamt vor, die übers persönliche Girokonto der Zuständigen abgewickelt wird. Alternativ übernehmen Reiseagenturen den Geldeinzug, lassen sich dies freilich von den Mitfahrenden, Eltern oder dem Staat bezahlen. Die Behörde hat versprochen, eine Lösung bereitzustellen. Die Beschäftigten warten bislang – natürlich – vergebens. Findige Organisationstalente hofften, die Konten von Schulvereinen nutzen zu können – was ihnen nunmehr verboten wurde. Jetzt ist auch die letzte Verlässlichkeit gestrichen: Zumindest die Reiserücktrittsversicherung konnte im Rahmen eines vom Bildungsressort geschlossenen Vertrages mit einem privaten Anbieter einheitlich erledigt werden. Der Vertrag wurde gekündigt. Ersatz gibt es – natürlich – nicht. Das behördliche Agieren folgt einem Muster. Die Organisation solcher staatlich erwünschten Fahrten wird gewissermaßen „privatisiert“, der individuellen Findigkeit und Erfahrung von Beschäftigten überlassen. Während man nicht in der Lage ist, einen praktikablen institutionellen Rahmen zu liefern, hat man gleichwohl die Verve, bewährte Notlösungen zu torpedieren. Reagiert wird erst auf Gerichtsurteile und skandalisierende Pressemeldungen. Ein mittelgroßer Skandal wäre jetzt kommod, mit aufgeregter Sondersitzung der Bildungsdeputation. Leicht lässt sich prophezeien, dass innerhalb von Wochen Lösungen gefunden wären.