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Bremischer Gewerkschaftstag

Arbeitszeit, Frauenreferat, Lehrkräftemangel Die Themen und Diskussionen des diesjährigen bremischen Gewerkschaftstages

Am 26./27. Oktober fand der diesjährige Gewerkschaftstag des GEW-Landesverbandes Bremen statt. Der Gewerkschaftstag vor einem Jahr war von Diskussionen über die steigende Arbeitsbelastung und über die Unterrepräsentanz von Frauen in den GEW-Gremien geprägt gewesen. Hieran anknüpfend waren in diesem Jahr die Themen gesetzt.

Am ersten Tag referierte Eberhard Brandt über die niedersächsische Arbeitszeit-Untersuchung, die die GEW bei der Uni Göttingen in Auftrag gegeben hatte. In dieser bisher einmaligen Studie haben 2108 Lehrkräfte ein Vierteljahr lang ihre Arbeitszeiten online dokumentiert. In allen Schularten und Schulstufen liegt die reale Arbeitszeit über dem vorgeschriebenen Maß. Die zusätzliche Befragung nach dem „Index Gute Arbeit“ des DGB hat ergeben, dass besonderes die Arbeitsintensität ein Problem ist. Neun von zehn Lehrern erleben oft oder sehr häufig Zeitdruck, drei Viertel müssen Abstriche bei der Qualität der Arbeit machen, um sie zu schaffen. Das machen sie nicht freiwillig: Über 80 % der Lehrkräfte empfinden dieses Runterschrauben als (eher) starke Belastung. Gleichzeitig haben 95% eine außerordentliche Identifikation mit ihrem Beruf.

Die Ergebnisse dieser Studie wiegen umso schwerer, als das OVG Lüneburg in seinem Urteil gegen die Arbeitszeitverlängerung in Niedersachsen festgestellt hat, dass die Selbstaufschreibung von BeamtInnen ein zulässiges Mittel der Arbeitszeiterfassung ist. Im Anschluss wurden zwei Anträge für weitere Aktivitäten im Lande Bremen verabschiedet, die (wie alle Beschlüsse des Gewerkschaftstages) auf der Homepage der GEW Bremen nachzulesen sind. Die Ergebnisse der Arbeitszeit-Studie sind ausführlich auf der Homepage der GEW Niedersachsen dokumentiert.

Am zweiten Tag berichtete Frauke Gützkow vom GEW-Hauptvorstand über die Initiative „Bildung. Weiter denken!“ und hier insbesondere über die Aktion „Ja 13 – weil Grundschullehrerinnen es verdienen“. Sie soll mit verschiedenen Aktionsschwerpunkten bis zur Bundestagswahl 2017 öffentliche Aufmerksamkeit auf die Unterfinanzierung der Bildung in Deutschland lenken. (Das Rechtsgutachten „zur mittelbaren Geschlechtsdiskriminierung bei der Besoldung von Grundschullehrkräften nach A 12“ wurde am 16. November von einer Delegation der GEW Bremen an die Bremer Senatorin und derzeitigen KMK-Präsidentin Claudia Bogedan überreicht.)

Die anschließende Diskussion über eine bessere Frauenförderung im Landesverband Bremen war durch Anträge einer Frauenversammlung vorbereitet worden (s. hierzu auch hier..). In die Satzung wurde das Ziel der Geschlechterdemokratie aufgenommen. Alle Arbeitskreise wurden aufgerufen, Team-Modelle für Leitungsfunktionen zu erproben. Außerdem wurde ein Frauenreferat eingerichtet.

Ein drängendes Thema war am zweiten Tag nicht zuletzt der Lehrkräftemangel und der Einsatz von Bachelor-AbsolventInnen als Vertretungslehrkraft. Das weitere Vorgehen der Personalräte gegen diesen Missstand wurde intensiv beraten. Der Beschluss des Gewerkschaftstages unterstützt den PR Schulen Bremen in der Absicht, den weiteren Einsatz von Studierenden ab Februar abzulehnen, wenn bis dahin keine wirksamen Maßnahmen gegen den Mangel an fertig Ausgebildeten ergriffen werden. Dabei geht an erster Stelle um die Wiederaufstockung der Referendariatsplätze. Diese Forderung wurde Staatsrat Frank Pietrzok, der zu einem Grußwort gekommen war, deutlich gemacht. (hierzu auch den Bericht über die Personalversammlung der Lehrkräfte am 30. November siehe hier..).

Zum Schluss verabschiedete der Gewerkschaftstag eine Solidaritätserklärung die für KollegInnen der türkischen Partnergewerkschaft Egitim Sen, von denen Tausende vom Dienst suspendiert wurden. Eine Veranstaltung im Bremer Gewerkschaftshaus mit der Vorsitzenden Sakine Yilmaz, die sich in Deutschland im Exil befindet, hat am 03. November stattgefunden (siehe: hier..).