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Bremer Erklaerung

Am 15. September 2010 fand unter dem Titel „Bildung - Subjekt - Gesellschaft“ an der Universität Bremen der 2. Bremer Kinder- und Jugendhilfetag statt. Diese Veranstaltung, an der knapp 120 Kolleginnen und Kollegen aus weiten Teilen der Bundesrepublik teilgenommen haben, die in den Bereichen Soziale Arbeit, Hochschulen, Schule, Verbände, Verwaltung und Gewerkschaften tätig sind, wurde vom Arbeitskreis kritische Soziale Arbeit (AKS) in Kooperation mit dem Bremer Institut für Soziale Arbeit + Entwicklung (BISA+E), der GEW sowie der Universität Bremen organisiert und durchgeführt. Wesentliche Ergebnisse der Vorträge und Diskussionen werden in einer „Bremer Erklärung“ zusammengefasst:

„Seit Jahren wird über „Bildung“ diskutiert, werden Bildungsbenachteiligte bedauert, werden Bildungsgipfel einberufen, wird unterstellt, dass Bildung für den Wirtschaftsstandort eine relevante Größe sei. Was „Bildung“ nun aber ist, was man/frau sich darunter vorzustellen hat, wem Bildung nützt oder auch schadet, welcher Bildungsbegriff jeweils zugrunde gelegt oder auch unterdrückt wird, bleibt nach wie vor ein Geheimnis, auch wenn regelmäßig der Eindruck erweckt wird, dass „Bildung“ eine eindeutige, kaum verhandelbare Kategorie ist. – (...)
Bildung bzw. die Ermöglichung von Bildungsprozessen ist nur eine Facette sozialpädagogischen und sozialarbeiterischen Handelns im Kontext der Kinder- und Jugendhilfe. Und das bedeutet auch: die Kinder- und Jugendhilfe bezieht sich zur Begründung pädagogischer Praxis im Kontext der Ermöglichung von Bildungsprozessen, auf einen selbst bestimmten Bildungsbegriff, der sich von hegemonialen Bildungsvorstellungen auch anderer pädagogischer Institutionen – beispielsweise der Schulen – erheblich unterscheiden darf, oder besser: unterscheiden muss.
Dem liegt ein Verständnis von Bildungsprozessen zugrunde, das konkrete gesellschaftliche Bedingungen und somit auch Ungleichheitsverhältnisse grundsätzlich in Rechnung stellt. Bedeutend zu reduziert sind also jene regelmäßig in (sozial-)pädagogischen und sozialarbeiterischen Praxen und Institutionen anzutreffenden Erziehungs- und Bildungsprozesse, die - isoliert von den jeweiligen gesellschaftlich-historischen Verhältnissen und politischen/ wirtschaftlichen Interessenkonstellationen - pädagogisches Handeln auf ein Interaktionsverhältnis von Pädagogen und „Zöglingen“ reduzieren und in der Konsequenz jungen Menschen lediglich einen Objektstatus zugestehen.
Einem kritischen Verständnis folgend, zielt Bildung auf die geistige Erschließung von Welt, und nicht auf Untertanenproduktion. Sie ist auf den Aufbau und die Veränderung von Bewusstsein orientiert. Im Vorgang der Bildung ist jungen Menschen entsprechend Raum dafür zu geben, in ein aktives und kritisches geistiges Verhältnis zu den sie umgebenden gesellschaftlichen Lebensbedingungen zu treten; aber ebenfalls zu dem zu Lernenden, mit dem sie regelmäßig in pädagogischen Institutionen konfrontiert werden. (...)

Der vollständige Text der Erklärung sowie der GEW-Beitrag von Christian Gloede sind als Download angehängt.