„Bei Sporthallen in Bremen besteht ein Sanierungsstau.“ So erwartet wie besorgniserregend beginnt ein Expertenbericht der Bildungsbehörde von Anfang April diesen Jahres. Sanierungsstau heißt in diesem Fall, dass viele SchülerInnen und Lehrkräfte oft lange beziehungsweise auf unbestimmte Zeit warten müssen, bis ihre Hallen wieder nutzbar sind oder wieder im vollem Umfang zur Verfügung stehen. Die Situation bei Schwimmbädern und Sportplätzen sieht ähnlich aus. Das Sporthallenmanagement des Landessportbundes Bremen (LSB) – nach einer Kooperationsvereinbarung zwischen der Bildungssenatorin, dem Sportamt Bremen und dem LSB für die Verwaltung der Sporthallen zuständig - beschreibt den derzeitigen Zustand der Anlagen sogar noch drastischer: Es wurde sogar ein „fataler Sanierungsstau, besonders bei sanitären Einrichtungen“ festgestellt. Die LSB-Studie sagt weiter aus, dass die Lage bei den Schulturnhallen im Vergleich zu den Hallen, die vor allem von den Vereinen genutzt werden, noch besorgniserregender ist.
Einer der Hauptgründe für den hohen Sanierungsbedarf ist das Alter vieler Sportstätten, so der LSB. „Es gibt nur wenige Neubauten. Viele Sporthallen sind einfach runter“, sagt Präsidentin Karoline Müller. Die Pressestelle der Behörde erklärt dazu: „Viele unserer Schulgebäude stammen aus den 60er und 70er Jahren. An Bremer Schulen und Turnhallen finden kontinuierlich Instandsetzungs- und Bauunterhaltungsarbeiten statt. Aufgrund von organisatorischen und finanziellen Rahmenbedingungen können jedoch nicht alle notwendigen Maßnahmen zeitgleich durchgeführt werden.“ Das Ergebnis ist derzeit: Der Sanierungsstau wird – leider - nicht kleiner.
Nach Zahlen aus dem Rembertiring verfügen 138 Schulen in der Stadtgemeinde Bremen über eine eigene Turn- oder Sporthalle. Etwa zwei Drittel davon sind separate Gebäude, die übrigen Hallen sind im Schulgebäude integriert. Außerdem werden weitere zwölf Sporthallen auf Bezirkssportanlagen des Sportamtes und 16 angemietete Vereinssporthallen für den Sportunterricht genutzt. Für die Experten der GEW-Sportkommission sind die aufgeführten Sportstätten dennoch nicht ausreichend, da viele Bremer Schulen keine eigenen Turnhallen für den Sportunterricht nutzen können und auf Kooperationen mit anderen Schulen angewiesen sind. Besonders in den westlichen Stadtteilen gibt es viele Schulstandorte, aber im Vergleich nur wenige Sporthallen. Teilweise müssen die SchülerInnen dort lange Wegstrecken auf sich nehmen, um zum Sportunterricht zu kommen. So wie mehrere Klassen der Allgemeinen Berufsschule in Walle, die in den vergangenen Jahren den Kraftraum der Universität nutzen mussten, um überhaupt Sportunterricht haben zu können. Nach Einschätzung der Sportkommission sind auch viele Schulhöfe nicht für Bewegungen geeignet. Kritik äußern die Mitglieder auch am mangelhaften Zustand einige Sportplätze. „Glasscherben in der Sprunggrube oder in die Jahre gekommene Aschenbahnen laden nicht gerade zum Sportreiben ein.“
Der bauliche Zustand und die Betriebsbereitschaft der Turn- und Sporthallen wird alle zwei bis drei Jahre durch Immobilien Bremen festgestellt. Hierbei werden primär bauliche und sicherheitsrelevante Aspekte untersucht (Brandschutz, Statik, Substanzverlust, Verschleiß, Unfallgefahr, Schadstoffe, Auflagen und Vorschriften). Außerdem werden energetische Maßnahmen erwogen. Dafür stehen Immobilien Bremen, dem Eigentümer der Sportstätten, jährlich nach Zahlen aus der Bildungsbehörde rund 36 Millionen Euro zur Verfügung. Allerdings wird das Geld nicht nur für Sporthallen, sondern unter anderem auch für Bürogebäude, Polizeireviere, Schulen und Kindergärten verwendet. Wieviel Geld wirklich in die Sanierung von Turn- und Sporthallen fließt, bleibt unklar. Bei den aktuellen rot-grünen Koalitionsverhandlungen wurde beschlossen, dass der Sportstätten-Fonds mit einem Umfang von 1,4 bis 1,5 Millionen Euro fortgeschrieben werden soll.
Dringender Handlungsbedarf besteht für den LSB vor allem bei defekten oder nur bedingt verwendbaren Sportgeräten. Da sind viele „Graupen“ dabei, sagt Müller. Um die dringenden Probleme besser in den Griff zu bekommen, fordert der LSB eine zentrale Organisation und ein übergreifendes Programm. Nach Angaben aus der Bildungsbehörde sind notwendige Reparaturen aus den Schulbudgets zu finanzieren; Schulen, die Schulsporthallen haben, erhalten für diesen Zweck eine gesonderte Zuweisung im Lehr- und Lernmittelbudget.