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Ausstellung „Neofaschismus in Deutschland“ in Bremen

Die taz greift in ihrer Wochenendausgabe vom 16./17. Oktober 2010 die Frage auf „Rückt die Republik nach rechts?“ Dass Politiker die Integrationsdebatte rechtspopulistisch aufheizen und sich die Idee vom „nützlichen Menschen“ breit macht, spricht eine deutliche Sprache. Über 100 Todesopfer neofaschistischer Gewalt seit 1990, diese Zahl ist alarmierend. Doch wo ist der rechte Rand und wie weit reicht er in die so genannte Mitte der Gesellschaft?

Die eingangs gestellte Frage belegt die Aktualität des Themas Neofaschismus. Die unten angegebene Opferzahl verweist auf eine Problematik in Kontinuität.

Beidem gerecht wird eine Ausstellung, die die VVN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten) mit Unterstützung von ver.di Nord konzipiert hat. Unter dem Titel „Neofaschismus in Deutschland“ wandert sie durch die Groß- und Kleinstädte der Republik. Sie gastiert in Rathäusern, Schulen und Bürgerzentren. Verschiedene DGB-Gliederungen und die Bremer VVN-BdA holen diese Ausstellung Anfang kommenden Jahres nach Bremen.
Auf 26 Tafeln informiert sie über Ideologie und Praxis des Neofaschismus und benennt Ursachen für die Ausbreitung rassistischen und nationalistischen Denkens beziehungsweise Handelns. Sie will dazu beitragen, dass Neofaschismus nicht auf Dauer zum deutschen Alltag gehört und sich die Geschichte an dieser Stelle nicht wiederholt.

Verschiedene Themenkomplexe bieten einen Überblick zur Situation in Deutschland und bringen die Besucher_innen auf einen aktuellen Stand, denn wer heute noch glaubt, Neofaschisten seien an Glatze und Springerstiefeln zu erkennen, hat weit gefehlt.
Das rechte Spektrum ist heterogen und reicht von Parteibiedermännern bis zu den „Autonomen Nationalisten“, die Stylecodes aus der linken Szene adaptieren und zu ihren Zwecken ummodellieren.
Sie alle eint das Ideologem der „Volksgemeinschaft“. Wie die Rechten die soziale Frage missbrauchen und unter welchen Slogans sie ihre Aufmärsche initiieren, wird übersichtlich präsentiert und entlarvt die grausame Vereinfachung komplexer Zusammenhänge.
Den rechten Grauzonen und deren Tolerierung in der Bundesrepublik widmet sich ein weiterer Teil der Ausstellung. Er geht über genuinen Neofaschismus hinaus und setzt sich mit den gesellschaftlichen Erscheinungen auseinander, in deren Zusammenhang er Breitenwirksamkeit erzielen kann. Der Bund der Vertriebenen, Burschenschaften und rechtskonservative Medien werden unter die Lupe genommen.
Die Ausstellung ist folglich mehr als eine reine Schau auf den Neofaschismus. Dass der Begriff „Neofaschismus“ durchgehend verwendet wird, ist absichtsvoll, da er im Gegensatz zu „Rechtsextremismus“ auf eine geschichtliche Verortung abzielt. Nicht nur historisch Interessierte werden von den kontinuierlichen Verweisen und Vergleichslinien zum historischen Nationalsozialismus angetan sein. Sie wirken als besondere Augenöffner.
Abgerundet wird die Ausstellung von den Tafeln unter dem Titel „Gegenstrategien“.
Information und Bildung sind nachweislich die besten Werkzeuge, um unsere Gesellschaft wachzurütteln und vor den Gefahren des Rechtsextremismus und Neofaschismus zu warnen. Nur so kann die Ausbreitung von rassistischem, nationalistischem und fremdenfeindlichem Gedankengut verhindert werden.
Damit junge Menschen vor rechten Versatzstücken gefeit sind und sich für eine tolerantere und lebenswertere Gesellschaft einsetzen, sollten ihre Blicke geschärft sein. Bei dieser Schärfung des Blicks sollten Schulen und andere Bildungseinrichtungen zusammenarbeiten. Die Ausstellung und ihr Begleitprogramm bieten einen möglichen Ansatzpunkt zu einer solchen Kooperation.
Ein Besuch der Ausstellung empfiehlt sich mit Schüler_innen ab der Mittelstufe.

Kontakt:

„Neofaschismus in Deutschland“ | 17. Januar 2011 bis 7. Februar 2011 | im Foyer des DGB-Hauses | Bahnhofsplatz 22-28;
Montag-Donnerstag 9-18 Uhr | Freitag 9-14 Uhr.

Gruppenspezifische Führungen durch die Ausstellung können vereinbart werden unter 0421-3357621 oder per email: maren.hauck [at] dgb.de
Unterrichtsmaterial oder didaktische Handreichungen stehen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zur Verfügung.
Das Begleitprogramm zur Ausstellung findet sich im Flyer, der ab Mitte Dezember ausliegen wird.

Kontakt
Karsten Krüger
Schriftleiter des Bildungsmagaz!ns
Adresse Bahnhofsplatz 22-28
28195 Bremen
Telefon:  0421-33764-39
Mobil:  0173 6831678