SWK-Empfehlungen
Auch Atmen hilft nicht
Vom Unsinn der SWK-Empfehlungen zum Lehrkräftemangel
Jüngst veröffentlichte die ständige wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz, kurz SWK, eine Stellungnahme zum akuten Lehrkräftemangel und schlug vor, dass Lehrkräfte mehr Stunden vor größeren Lerngruppen unterrichten sollten und Teilzeit eingeschränkt wird. Dabei schien der SWK bewusst zu sein, dass dies zu einer weiteren Überlastung des Personals führen würde. Immerhin verwies sie selber auf entsprechende Studien, in denen ein Großteil des befragten Personals von körperlicher und knapp die Hälfte von mentaler Erschöpfung berichtete. Das reichte aber nicht, um sie von dem Unsinn ihrer eigenen Empfehlung zu überzeugen. Stattdessen empfiehlt sie zum Ausgleich individualisierte Maßnahmen und zeigt dadurch, dass sie auch die Grundsätze des Arbeitsschutzes nicht verstanden haben. Achtsamkeitstraining in Form von Meditation, Atemübungen und Visualisierungsübungen auf der Basis internetbasierter eMental-Health-Angebote sollen das Elend richten.
Das andere Achtsamkeitstraining
Wir haben es ausprobiert und nein, außer einer momentären Entspannung verringert sich die Arbeitsbelastung dadurch nicht. Deshalb schlagen wir ein anderes Achtsamkeitstraining vor: An die Ebene der politisch Verantwortlichen geht die Aufforderung, Achtsamkeit mit den Beschäftigten im öffentlichen Dienst zu üben, durch gute Arbeitsbedingungen (zum Beispiel durch eine Reduzierung der Pflichtstunden, mindestens auf den Stand von 1997), Anforderungen, die an die Realität angepasst sind und gute Bezahlung (also mindestens 10,5 Prozent). An die Schulen selber geht der Appell, Achtsamkeit zu üben im Umgang mit den eigenen Kolleg*innen, die Professionalität der jeweils anderen zu achten, um in einem gesunden Miteinander zu arbeiten. Die Gesundheit des eigenen Personals sollte durch eine Vermeidung von Springstunden und der übermäßigen Beanspruchung der Vertretungsregel geachtet werden. In diesem Zusammenhang war es zumindest erfreulich, dass sich Senatorin Sascha Aulepp gegen die Erhöhung der Klassenfrequenzen bzw. Wochenstunden ausgesprochen hat.