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Arbeitszeit wird das bestimmende Thema der nächsten Tarifkampfgeneration sein!

Solidaritätserklärung zum 24-Stunden-Streik der IG Metall

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich überbringe euch die solidarischen Grüße der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Landesverband Bremen, verbunden mit der herzlichen Bitte um einen großen Erfolg!

Ihr traut euch gerade einen Streik, der in seiner Wirkung weit über die Belegschaften eurer Betriebe hinaus geht und ein gesellschaftliches Grundbedürfnis nach mehr Zeitsouveränität zum zentralen Thema macht. Arbeitszeit wird das bestimmende Thema der nächsten Tarifkampfgeneration sein! Auch Arbeitszeit ist unsere Zeit! In einer Zeit, wo Unternehmen kaum noch wissen, wohin mit ihren Überschüssen und Gewinnen zeigt ihr Wege auf, Arbeit zu flexibilisieren und dennoch die Interessen der Beschäftigten dabei ins Zentrum zu rücken!

Ihr fordert eben nicht nur die (notwendige und längst verdiente, weil erwirtschaftete) Teilhabe an den Profiten, sondern ihr verbindet diese in euren Forderungen mit einem Anspruch auf Vereinbarung von Leben und Arbeit oder Familie und Beruf. Damit greift ihr massiv in die Selbstregulierungsansprüche der Arbeitgeber ein – das macht ihnen Angst. Deshalb versuchen sie mit allen Mitteln, euch klein zu kriegen. Aber ihr werdet euch auch durch noch so große und aberwitzige Regressansprüche der Unternehmensverbände nicht kleinkriegen lassen!

Auch im Jahr des 200. Geburtstages von Karl Marx haben wir noch keine gerechte Verteilung zwischen Kapital und Arbeit hingekriegt, die Verteilungswaage ist nach wie vor im Ungleichgewicht und angesichts zunehmender Gewinne bei gleichzeitigen Steuerentlastungen oder legaler Steuerflucht wird es immer schwieriger, das vorhandene Geld den Wertschöpfenden und ihren Bedürfnissen nach Bildung, Arbeit und sozialer Gerechtigkeit zukommen zu lassen.

Mit euren Forderungen und den angesichts der Verweigerungshaltung der Arbeitgeber notwendigen Streiks macht ihr Mut: Lasst euch nicht alles bieten, setzt euch für eure Interessen ein, Solidarität kann etwas bewegen – diese Botschaft sendet ihr nicht nur in eure Betriebe, sondern in die Gesellschaft; damit tragt ihr zur Demokratisierung bei und nicht zuletzt zur Bildung in diesem Land, die angesichts eines dramatischen Fachkräftemangels in einem Desaster zu versinken droht.

Zehntausende von Lehrerinnen und Lehrern, von Erzieherinnen und Erziehern fehlen in den Schulen und Kitas mit steigender Tendenz – eine ungeheuer große Zahl von Beschäftigten hat aufgrund von Belastung ihre Arbeitszeit reduziert. Auch wir wollen Arbeitsbedingungen, die es ermöglichen, gesund zu bleiben und Beruf mit den jeweiligen Lebensformen zu vereinbaren, zu denen Kinderzeiten wie Pflegezeiten gehören.

Auch daher schauen wir mit großer Solidarität auf euren Arbeitskampf! Ihr legt den Grundstein für eine neue tarifliche Zeitrechnung. Damit gewinnt ihr hoffentlich nicht nur den Arbeitskampf, sondern auch viele neue Mitglieder.

Die GEW steht in diesem Kampf an eurer Seite!
Mit solidarischen und herzlichen Grüßen,

Christian Gloede, Landesvorstandssprecher

Plakat zur 35-Stunden-Woche | Mitte 1980er