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Arbeitsbelastung

Arbeitszeit reicht vorne und hinten nicht

Viele Schulbeschäftigte können bei Vollzeit ihr Pensum nicht schaffen

Foto: Inge Kleemann

Ende April traf sich, nach langer Zeit, vor den digitalen „Kacheln" der Arbeitskreis Arbeitszeit, ganztägig und in Präsenz. Die 13 anwesenden Mitstreiter*innen diskutierten ihre Erfahrungen und Arbeitsbedingungen, in Kleingruppen und professionsübergreifend. Dabei flossen neben den Perspektiven der jeweiligen Berufsgruppen und Schulstufen auch die verschiedenen Erfahrungen aus Bremen und Bremerhaven in die Diskussion mit ein. Erste Ergebnisse des Arbeitskreises werden unten dargestellt, ein weiteres Treffen ist in Planung.

Kooperationszeit fehlt

Auch wenn die formalen Arbeitszeitmodelle der beiden Städte und der Berufsgruppen – Zeitstunden des nichtunterrichtenden pädagogischen Personals und Deputatsstunden der Lehrkräfte – unterschiedlich sind, konnte übereinstimmend festgestellt werden, dass bei allen Professionen die Zeiten für die nicht direkte Arbeit mit den Schüler:innen viel zu knapp bemessen werden. Insbesondere die wichtige Zeit für Kooperation, von der nicht nur eine gelingende Inklusion abhängt, wird durch die verschiedenen Arbeitszeitmodelle nicht ansatzweise hinreichend berücksichtigt.

Zuweisungsrichtlinie nötig

Um hier weiterzukommen wollen wir für das nicht unterrichtende pädagogische Personal eine Definition der Tätigkeiten, die nicht im direkten pädagogischen Kontakt entstehen, also mittelbar sind, vornehmen. Ein erster Entwurf für diese Tätigkeiten für die Erzieher:innen liegt bereits vor; in einem weiteren Schritt müssen diese dann mit Zeiten hinterlegt werden. Auch bei den Sozialarbeiter:innen müssen diese Tätigkeiten beschrieben und zeitlich hinterlegt werden. Für die Schulsozialarbeit benötigt es zudem eine Landeszuweisungsrichtlinie, u.a. unter Berücksichtigung von Schüler:innenzahlen und Sozialindikatoren, damit alle Schulen ausgestattet werden.

Fortbildungen wichtig

Von den anwesenden Erzieher:innen wurde angemerkt, wie wichtig gute Fortbildungen sind, um ein gutes Professionsverständnis bzgl. ihrer Tätigkeit in Schule zu haben und auch um die eigenen Rechte zu kennen. Das Wissen aus den Fortbildungen kann das Personal darin unterstützen, nicht ständig für Tätigkeiten eingesetzt zu werden, die nicht mehr viel mit dem originären erzieherischen Auftrag zu tun haben. Denn viele berichten davon, dass sie sehr häufig für die Betreuung bei Unterrichtsausfall eingesetzt werden. Die Anwesenden fordern für diese Situationen eine Faktorisierung ihrer Arbeitszeit, die eine entsprechende Vorbereitungszeit mitberechnet.

Schulleitungen doppelbelastet

Auch den Schulleitungen fehlt es massiv an Zeit, um ihre vielfältigen Aufgaben gut bewältigen zu können. Besonders in den Grundschulen sind noch sehr viele Schulleitungsmitglieder als Klassenleitungen tätig und haben auch dadurch viel zu wenig Zeit für ihre leitenden Aufgaben. Diese Doppelbelastung durch Klassenleitung und Schulleitung muss unterbunden und in der Zuweisungsrichtlinie entsprechend hinterlegt werden. Insbesondere Schulleitungen der allgemeinbildenden Schulen benötigen mehr Leitungszeit. Auch sollten die Tätigkeiten von Schulleitungen dahingehend geprüft werden, welche Tätigkeiten von Schulleitungen an Verwaltungskräfte abgegeben werden könnten, deren Stellen hierfür aufzuwerten sind.

Im Bereich der Lehrkräfte wurde ganz klar gefordert, dass die Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung um zwei Stunden von 1997 zurückzunehmen ist. Darüber hinaus benötigt es eine Senkung des Deputats, um Zeiten für Kooperation für eine gelingende Inklusion zu haben.

Attraktivität steigern

Für alle Berufsgruppen gilt. Die zeitlichen Rahmenbedingungen müssen so gestaltet werden, dass die Arbeit auch in Vollzeit machbar ist. Denn ohne eindeutige Signale, dass die Arbeit wieder attraktiver wird, lassen sich kaum Fachkräfte in das Land Bremen locken.