Schwerpunkt
„Arbeitsbelastung muss reduziert werden״
Maike Wiedwald arbeitet als stellvertretende Schulleiterin
Die Corona-Pandemie hat uns wohl alle verändert. Bei mir verstärkte sich der Wunsch, aus Hessen in den Norden zurückzukehren. Hier lebt der größte Teil meiner Familie, und so wurde schließlich Bremen zu meinem Wohn- und Arbeitsort. Veränderungen sind für mich nichts Neues. In Hessen war ich Lehrerin an einer Gesamtschule und gleichzeitig im Vorsitzendenteam der GEW Hessen. Bremen war immer mehr als ein kleiner Stadtstaat im Norden: Bei der Umsetzung von Inklusion ist Bremen bundesweit spitze. Und auch mit dem Schulkonsens geht Bremen einen besonderen Weg in der Schulstruktur, während sich in Hessen nichts bewegte: Das Festhalten am dreigliedrigen Schulsystem verstärkt Bildungsungleichheit, statt sozial bedingte Nachteile abzubauen. Deshalb nahm ich das Angebot zum Wechsel nach Bremen an. Hier wurde ich vor gut drei Jahren Pressesprecherin der Senatorin für Kinder und Bildung mit der Chance, den bildungspolitischen Weg Bremens mitzugestalten. Neugier ist wohl eines meiner Wesensmerkmale, und die fast zweijährige Tätigkeit bei der Senatorin für Kinder und Bildung bot mir tiefe Einblick in die Bremer Bildungslandschaft. Und die möchte ich nicht missen!
Zurück in die Schule
Aber zugleich fehlte etwas, der tägliche Dialog mit den Schüler:innen, das Unterrichten und der lebendige Austausch im Kollegium und mit allen, die in einer Schule arbeiten. Mich zog es also zurück in die Schule.
Jetzt engagiere ich mich als stellvertretende Schulleiterin des Gymnasiums Links der Weser. Ehemalige Kolleg:innen haben mich gefragt, warum ich mich an ein Gymnasium beworben habe. Wer mich kennt, weiß, dass ich für den Sport brenne. Deshalb war die Verbindung von Sport und Schule, die hier eine große Rolle spielt, sehr wichtig für diese Entscheidung. Aber genauso beeindruckt hat mich der Anspruch der Schule, Chancengleichheit, Integration, individuelle Förderung und Durchlässigkeit in den Mittelpunkt zu stellen – und zwar unabhängig von sozialer Herkunft, Nationalität und Kultur. Das Gymnasium Links der Weser führt in acht und in neun Jahren zum Abitur. Die Schule kann also am Ende der Sekundarstufe I allen Schüler:innen alle Schulabschlüsse anbieten. Mit der gesamten Schulgemeinde diskutieren wir über möglichst gute Wege, um diese Ziele zu erreichen.
Und was sagt das Herz der Gewerkschafterin?
Auch in einer stellvertretenden Schulleiterin schlägt es weiter. Ich sehe, was sich an den Schulen, auch in Bremen, verändern muss. Der bauliche Zustand vieler Schulen muss verbessert und die Arbeitsbelastung der Lehrkräfte reduziert werden. Aber die Hände in den Schoß zu legen, war nie mein Ding: Diese Bremer Bildungslandschaft mitzugestalten und Kinder und Jugendliche dabei zu unterstützen, ihren Weg zu finden und die Schule mit einem möglichst guten Abschluss zu verlassen, macht einfach Spaß. Ganz besonders, wenn man ihnen das Gefühl geben kann, gewachsen zu sein, gelernt zu haben und geachtet zu werden.
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