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Debatte

Angebote annehmen oder ausgrenzt sein?

Stellungnahmen zur Corona-Impfpolitik

Garfik: www.vectorstock.com/huza

Nehmt die Angebote an | Stellungnahme 1 zur Corona-Impfpolitik

Von Elke Suhr

Die GEW Bremen kritisiert die Entscheidung, Impfunwilligen in Quarantäne keine Entschädigung mehr zu zahlen. Druck auf Ungeimpfte wird nicht dazu führen, die Impfrate zu erhöhen, spaltet aber die Kollegien in den Einrichtungen. Auch die Gesellschaft wird durch diese Regelung weiter gespalten. Menschen im Niedriglohnsektor könnten dadurch an ihre Existenzgrenzen kommen. Somit besteht die Gefahr, dass diese infiziert zur Arbeit gehen und wiederum andere gefährden. Wir rufen die Politik dazu auf, machbare Lösungen zu finden, die keine neuen arbeitsrechtlichen Fragen aufwerfen. Arbeitsschutzmaßnahmen müssen konsequent umgesetzt werden. Die Verantwortung für den Kampf gegen die Pandemie darf nicht auf die Beschäftigten geschoben werden.

Es gibt keine einfachen Lösungen in dieser Pandemie, wissenschaftliche Erkenntnisse verändern sich fortlaufend. Als GEW hoffen wir, dass erneute Schulschließungen vermieden werden können, aus Solidarität mit den Kindern, Jugendlichen und deren Familien und plädieren deshalb an alle Erwachsenen, Impfangebote wahrzunehmen. Bevor Schutzmaßnahmen aufgehoben werden, müssen alle die Chance haben, einen vollen Impfschutz aufzubauen. Bei Jugendlichen ist das frühestens im November erreicht. Falls die Impfung für Kinder zugelassen wird, muss dies auch für Kinder gelten. Die Impfentscheidung muss dann weiter bei den Eltern liegen. Diese Wahlmöglichkeit wird aber im Augenblick durch fehlende Schutzmaßnahmen in den Einrichtungen unterlaufen. 

Ausgegrenzt! | Stellungnahme 2 zur Corona-Impfpolitik

Von Gunnar Weber, Elke Henocque und Angelika Hofner im Namen von 22 weiteren Kolleginnen und Kollegen

Die Frage, die uns umtreibt ist, wie es sein kann, dass die Entscheidung, ein freiwilliges Impfangebot nicht anzunehmen, zum Ausschlusskriterium sozialer und gesellschaftlicher Teilhabe wird und welche Rolle wir als Schulen und als Kolleg*innen in diesem Prozess spielen wollen.

Wer hätte vor Corona für möglich gehalten, dass der Status „geimpft“ bzw. „ungeimpft“ ein stigmatisierendes Distinktionsmerkmal werden könnte? Also, was geschieht hier? Verurteilung, Schuldzuweisung und Ausgrenzung durch, mal mehr mal weniger, nahestehende Menschen. Der soziale Riss verläuft mitten durch Familien, Freundes- und Bekanntenkreise sowie Belegschaften und Kollegien. Es handelt sich um ein gesamtgesellschaftliches Problem. Die Frage danach, wie wir zukünftig leben wollen, beschäftigt uns als professionelle Pädagog:innen im Besonderen und ganz zentral in unseren beruflichen Kontexten, in denen wir verantwortungsvolle Beziehungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen leisten wollen.

Hier müssen wir unserem Auftrag gerecht werden und dürfen uns nicht an einer Politik beteiligen, die den Druck auf jene erhöhen soll, die sich nicht freiwillig für eine freiwillige Impfung entscheiden. Wir müssen also auch die Schüler:innen und Kolleg:innen schützen und unterstützen, die nicht der derzeitigen Mehrheit angehören. Wir machen uns Sorgen um Kinder und Jugendliche, die dem vielfachen Druck durch Impfung aus dem Weg gehen wollen, obwohl sich immer mehr Ärzt:innen und Wissenschaftler:innen kritisch zur Impfung von Kindern und Jugendlichen äußern, da diese Gruppe eher durch die Impfung als durch Covid 19 gefährdet ist.

Wir erwarten, dass kein Druck auf Schüler:innen und Kolleg:innen von Seiten der Personalvertretungen und der GEW ausgeübt wird, sondern dass - im Gegenteil - politischer und rechtlicher Schutz gegen den Druck von Behörde und Politik geleistet wird. Wir dürfen uns nicht zu Wachhunden und Erfüllungsgehilfen einer Corona-Politik machen, die unsere Gesellschaft entzweit und einzelne Bevölkerungsgruppen an den Rand drängt, sondern müssen uns gemeinsam und solidarisch gegen diese Politik der Spaltung zur Wehr setzen. Solidarische Grüße