Das Berufsverbot blieb ihm im Gegensatz zu anderen aber erspart. Nach seinen Studienjahren in Hamburg, wo er im Vorstand des SHB ( Sozialistischer Hochschulbund ) aktiv war, engagierte er sich In Bremen in der GEW und sorgte maßgeblich mit dafür, daß nach dem Rückzug des langjährigen Vorsitzenden Hans Stelljes ein „linker“ Vorstand gebildet werden konnte, in dem ich Vorsitzende wurde.
In der Vorstandsarbeit habe ich André als zuverlässigen und beharrlichen Teamkollegen und Mitstreiter schätzen gelernt. Er hatte eine positive Art, auf Probleme und auf Menschen zu zu gehen, fand in schwierigen Situationen immer noch einen Ausweg, gab Misserfolgen noch einen positiven touch und war in Auseinandersetzungen bei aller Festigkeit in der Sache doch immer versöhnlich im Ton – auch und gerade gegenüber denen, die wir als unsere Gegner ansahen – in SPD, Senat, und Behörde. Seine SPD-Mitgliedschaft wussten wir umso mehr zu schätzen, als uns, vor allem mir, als politischen Außenseitern Misstrauen und Ablehnung von der anderen Seite entgegen schlugen. Als Pressereferent des Vorstands war André für den „Verkauf“ der GEW-Politik in die Öffentlichkeit zuständig und hat auch dort Türen geöffnet
1984 wechselte André auf Wunsch des GEW Vorstands in den Personalrat und wurde dessen Vorsitzender. In seine Zeit fällt vor allem das gemeinsame Bemühen von GEW und Personalrat, trotz des herrschenden Einstellungsstopps Arbeitsplätze an den Schulen zu schaffen. Die Aktion Stundenermäßigung statt Funktionsstellen brachte André als dem Verantwortlichen neben Lob auch wütenden Protest von Lehrern ein, die sich um ihre Aufstiegsmöglichkeiten gebracht sahen. Der Erfolg des Personalrats, freiwillige Arbeitszeitverkürzung von Lehrern zu Neueinstellungen zu nutzen und dies in einem Abkommen mit dem Bildungssenator festzuschreiben, wurde vom Finanzsenator kassiert. Mehr Erfolg brachte der gemeinsame Kampf von Personalrat und GEW für den Erhalt der sozialpädagogischen Arbeit an den Schulen – aus heutiger Sicht ein wegweisender Schritt.
Nach seiner Tätigkeit in Personalrat wechselte André in die Behörde– ein Weg, den viele aktive GEW-Funktionäre vor ihm und nach ihm gegangen sind, und der ihm wie vielen vor und nach ihm von einem Teil der GEW als „Verrat“ übel genommen wurde. André selbst hat seinen Schritt wohl weder als Seitenwechsel noch als Verrat gesehen sondern als Verwirklichung seiner Ziele in einem anderen Tätigkeitsbereich.
Allerdings ging er im Behördenalltag nach meinem Eindruck ein wenig unter, er wirkte, wie man so sagt, „im Stillen“, konnte Kollegen aufgrund seiner Verbindungen und Zugänge raten und helfen. Loyal gegenüber den Senatorinnen und Senatoren, für die er tätig war, hatte er in einer Zeit teilweise heftiger Auseinandersetzungen zwischen GEW und Bildungssenator/innen, eine zumindest von außen gesehen undankbare Aufgabe.
Nach seiner Pensionierung blieben ihm nur wenige Jahre zur Erfüllung seines Traums vom Leben im eigenen Haus auf dem Land, dann meldete sich eine heimtückische Krankheit, die ihn immer mehr einschränkte. Im Januar 2014 ist André gestorben.
André Schulz
Er war der einzige Sozialdemokrat, der sich im sozialdemokratisch regierten Bremen vor seiner Einstellung in den Schuldienst einer Anhörung zur Überprüfung seiner Verfassungstreue unterziehen musste.
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