Schwerpunkt
20.000 Euro Studiengebühren pro Jahr
An der privaten Jacobs University Bremen gibt es seit Ende 2021 neue Strukturen
Die Jacobs University Bremen – im Jahr 2001 gegründet, um erstmals in Deutschland wissenschaftlichen Nachwuchs ganz auf privatwirtschaftlicher Basis auszubilden. Das ging in der Vergangenheit nach hinten los, die Uni stand mehrmals vor dem Aus. Damit soll es jetzt vorbei sein: Seit Mitte Dezember 2021 ist das renommierte Schaffhausen Institute of Technology (SIT) Mehrheitsgesellschafter an der gemeinnützigen Trägergesellschaft. Auch einen neuen Präsidenten gibt es. Professor Dr. Fabio Pammolli kommt von der Polytechnischen Universität Mailand und ist Fachmann für Wirtschaft und Management. An Pammolli dürfte es liegen, in den kommenden Jahren das umzusetzen, was der eigentliche starke Mann im Hintergrund und Aufsichtsratsvorsitzende der Jacobs University ersonnen hat oder noch tut. Sein Name: Dr. Serguei Beloussov. Der gebürtige Russe mit Pass des Stadtstaates Singapur ist Gründer und Geschäftsführer des SIT.
Es wird technologischer
Für Beloussov ist die kleine Bremer Uni ein wichtiger Zukunftsbaustein, daran lässt er keinen Zweifel. Seine Vision: Mehr Studienangebote und natürlich mehr Studierende. Zum Stand der Planungen sagt Sprecher Heiko Lammert: „Es sind bereits für das neue akademische Jahr 2022/23 neue Bachelor- und Master-Studiengänge sowie Nebenfächer im Bereich Computer Science/Data Science geplant und vorgesehen.“ Er ergänzt: Dabei wird es auch zu gemeinsamen Angeboten mit dem SIT kommen.“ Dass das SIT die Zukunft der Jacobs University bestimmt, war schon im September 2021 klar, als Vertreter des Senats und Beloussov den Vertrag zur Übernahme der Anteile unterschrieben. Diese waren beim vom Land gegründeten „Verein zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung“ geparkt. Hintergrund: Im Jahr 2020 hat die Jacobs Foundation als bisherige Mehrheitsgesellschafterin verkündet, sich aus der Trägerschaft zurückzuziehen – nicht jedoch ohne das bis einschließlich 2027 zugesagte Fördergeld in Höhe von 60 Millionen Euro zu zahlen.
Land Bremen zieht sich zurück
Im Vertrag ist ebenfalls festgehalten, dass das kleine Bundesland der Wissenschafts- und Forschungsstätte nicht mehr aus der Klemme helfen wird, sollte es in wirtschaftliche Schieflage geraten. So hatte Bremen schon 2018 ein Darlehen aus den ersten Jahren der Uni in Höhe von 45,9 Millionen Euro übernommen. Insgesamt flossen weit mehr als 200 Millionen Euro an Landesmitteln, außerdem Gelder aus der Hochschulbauförderung des Bundes. Dies heißt jedoch nicht, dass das Land aus der Förderung aussteigt. Dies dürfte jedoch eher im Rahmen geschehen, wie es auch für die anderen Hochschulen des Landes geschieht. Zudem hat Bremen über den „Verein zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung“ als Minderheitsgesellschafter weiterhin einen Fuß in der Tür der Jacobs University – Vorsitzender des Vereins ist der Staatsrat vom Wissenschafts- und Häfenressort, Tim Cordßen-Ryglewski.
Bald mehr Studierende?
Eines der Ziele des SIT-Chefs und Uni-Aufsichtsratsvorsitzenden Beloussov ist es auch, mehr Studierende in den Bremer Norden zu holen. Dazu kann Sprecher Lammert noch nichts sagen. Er äußert sich nur zu den aktuellen Zahlen. Demnach mehren aktuell über 1.600 Studierende aus 118 Nationen in Grohn ihr Wissen. „Etwa ein Drittel der Studierenden stammt aus Asien, vor allem aus Indien, China, Pakistan und Nepal“, erklärt Lammert. Studierende aus Deutschland machten unter den europäischen Ländern mit 16 Prozent den größten Anteil aus.
Günstig ist das Studium im Vergleich zu einer herkömmlichen staatlichen Universität oder Hochschule nicht. So belaufen sich die Studiengebühren aktuell für ein zwei Semester entsprechendes akademisches Jahr sowohl für das dreijährige Bachelor- als auch für ein zweijähriges Master-Programm auf 20.000 Euro. Trotz der Gebühren mussten im Jahr 2014 insgesamt 60 Angestellte entlassen werden. Wer noch nicht weiß, ob und was sie oder er studieren möchte, kann im Rahmen eines Orientierungsjahres in verschiedene Studienfächer hineinschnuppern. Dies „International Foundation Year“ kostet für das ganze akademische Jahr 12.000 Euro. In den Gebühren sind noch nicht die Zimmermiete und die Verpflegung eingerechnet. „Room & Board“, so der Uni-Jargon, schlagen im Wesentlichen für die Bachelor-Studierenden mit 9.000 Euro zu Buche. Viele Master-Studierende leben in der Regel nicht auf dem Campus.