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GEW fordert bessere Ausstattung der Oberschulen und „Eine Schule für alle“

Elternwahl zeigt: das Zweisäulenmodell fördert die Selektion und behindert die Inklusion

Bremen – Die Anwahl-Zahlen für die kommenden Fünftklässler liegen vor, ebenso wie die für die gymnasialen Oberstufen. „Die damit verbundenen Entscheidungen sorgen nicht nur Zufriedenheit bei Eltern, Schülern und den Schulen, sondern auch für eine ganze Menge Frust und vor allem für bildungspolitische Ungerechtigkeiten“, so kommentiert Petra Lichtenberg, Landesvorstandssprecherin der GEW Bremen, das vorliegende Ergebnis. 

Alle Gymnasien und einige Oberschulen mit angegliederten gymnasialen Oberstufen wurden bei der „Erstwahl“ überproportional hoch angewählt und werden Schüler abweisen müssen. Die meisten Oberschulen – mit und ohne Oberstufe –  könnten durch die Erstwahl nicht mal ihre vorhandenen Schulplätze abdecken. „Das ist ein deutliches Zeichen dafür, dass das Zweisäulenmodell mit Gymnasien auf der einen Seite und Oberschulen auf der anderen so nicht funktioniert. Alle Eltern wollen berechtigterweise die bestmögliche Bildung für ihre Kinder. Aber das Zweisäulensystem fördert eine soziale Entmischung. Während sich an den Gymnasien und einigen Privatschulen überproportional leistungsstarke Schüler oder solche aus bildungsnahen Familien sammeln, fehlen diese an vielen Oberschulen– vor allem in den Randlagen der Stadt und in den sozialen Brennpunkten. Bestmögliche Bildung für alle wird hier systemisch verhindert, denn eine ausgewogene Klassenzusammensetzung ist Grundvoraussetzung für gute Lernbedingungen, die auch soziales Lernen einschließen.

Wenn die Inklusion von der Bremer Regierung ernst gemeint ist, dann muss sie das gemeinsame Lernen aller Kinder anstreben“, so Lichtenberg weiter. Die gut angewählten Oberschulen haben aus unterschiedlichen Gründen ein gutes Image bei den Eltern – ein günstiger Standort, gute räumliche Bedingungen, ein über viele Jahre gewachsenes Konzept und eine Oberstufe. Die meisten Oberschulen seien aber inzwischen die Verlierer des Systems, obwohl in den Schulen eine hochengagierte, gute Arbeit gemacht werde, erläutert Lichtenberg. „In diesen Schulen lernen viele arme Kinder, viele Kinder mit Migrationshintergrund, Kinder mit Behinderungen, mit Verhaltensproblemen – und sie werden von immer mehr bildungsnahen Elternhäusern gemieden. Sie setzen die Inklusion um, aber die Inklusion in einem exklusiven Schulmodell funktioniert nicht. Die öffentliche Bewertung, diese Schulen müssten bessere Konzepte erarbeiten, ist zynisch.“ Um einer schulischen Ghettobildung entgegen zu wirken, brauchen diese Schulen eine überproportional gute Ausstattung – vor allem im personellen und räumlichen Bereich.

Auch die Anwahl der gymnasialen Oberstufen ist an einigen Stellen mit Unmut verbunden – sowohl bei den SchülerInnen und Schülern, die jetzt „umberaten“ werden, als auch an den Schulen, die weniger Klassen einrichten dürfen als geplant. Die Oberschule Lerchenstraße wird gar keine Oberstufen-Schüler aufnehmen, die Oberstufe der Oberschule Kurt-Schumacher-Allee einen Klassenverband weniger. Davon profitieren andere Schulen. „An den Oberschulen KSA und Lerchenstraße sind die Kollegen frustriert, sie haben viel Arbeit in die Entwicklung der Konzepte und Profile gesteckt. Außerdem werden diese Oberschulen in ihrer Akzeptanz und Attraktivität geschwächt – damit sind wir wieder bei der Kritik am Zweisäulenmodell. Das Konzept der vielen kleinen Oberstufen an den Oberschulen war eine politische Fehlentscheidung, die viele Ressourcen verschlungen hat und Schülern gleichzeitig Bildungschancen nimmt, da kleine Oberstufen nur ein beschränktes Fächerangebot machen können“, so Lichtenberg abschließen.