Der (un)aufhaltsame Aufstieg Trumps ist nur das letzte Glied einer Kette weltweiter rechtspopulischer Erfolge. Von Pegida über Marine le Pen bis hin zu der Kampagne der Brexiteers in Großbritannien: Rechte Parolen sind auf dem Vormarsch. Eine Öffentlichkeit, die nach eigenem Anspruch der Aufklärung verpflichtet ist, müsste zuallererst versuchen, der Logik und den gesellschaftlichen Bedingungen des rechten Gedankenguts auf die Spur zu kommen. Daraus ließen sich eventuell die vielbeschworenen Gegenstrategien ableiten. Indessen scheint der liberale Mainstream selbst im Bann des verhassten Rechtspopulismus zu stehen, wie im Folgenden an der Präsidentschaftswahl in den USA gezeigt wird.
Die Angst vor dem Untergang
Nach dem Wahlerfolg der republikanischen Partei bei den Präsidentschaftswahlen erging sich ein nicht geringer Teil der europäischen Öffentlichkeit in Weltuntergangsfantasien. Sie auf den Punkt zu bringen, oblag wieder einmal dem Spiegel. Auf seinem Titelbild war das Gesicht Trumps zu sehen, das als riesiger Komet auf eine vergleichsweise mickrig wirkende Erde zurast. Wie üblich bei einer Zeitschrift, der jeglicher Populismus fremd ist, sind die Gesichtszüge des Geschäftsmannes in denkbar unvorteilhafter Form dargestellt. Die Aussage war jedenfalls überdeutlich: Buchstäblich aus dem Nichts taucht diese Person auf, die den Untergang der Welt herbeiführen will, eine negative Kraft par exellence, ein säkularer Satan sozusagen. Die unschuldige Welt ist das Opfer einer außerterrestrischen Bedrohung. Trumps Strategie der totalen Personalisierung, die Selbststilisierung als politischer Außenseiter hat also auch bei seinen Gegnern verfangen.
Die amerikanische Gleichung: Kapitalerfolg = Erfolgskompetenz
Denn seine exzessive Wahlkampfstrategie zielte darauf, sich den Unzufriedenen als neuer Messias zu präsentieren. Ideologisch lag dem offenbar die Vorstellung zugrunde, ein großes Vermögen erworben zu haben sei der Inbegriff gesellschaftlichen Erfolges und setze eine beispiellose Schläue voraus, die ihren Träger auch für politische Ämter qualifiziere. Zwar hat er nicht wirklich als Tellerwäscher angefangen, dennoch ist es ihm gelungen, sich als Verkörperung des amerikanischen Traums zu inszenieren. In diesem Geist konterte sein Team auf die Enthüllung jahrzehntelanger Steuervermeidung, es sei doch „smart“ für einen Geschäftsmann, Kosten zu sparen, mit welchen Mitteln auch immer. Offenbar muss diese Logik auch im Kopf seiner Parteigänger am Werk gewesen sein: Wer so rücksichtslos und vermeintlich effizient den Erfolg des eigenen Unternehmens voranbringt, was könnte der erst erreichen, sofern er diese mit seiner Person verwachsene „Erfolgskompetenz“ in den Dienst der Erneuerung amerikanischer Macht stellt.