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Gedenkstätte Esterwegen

Da ich 1997 im alten Dokumentations- und Informationszentrum Emslandlager (DIZ) in Papenburg ein Praktikum absolviert hatte, war ich schon länger sehr gespannt auf die Neuauflage in Esterwegen, die es schon über ein Jahr gibt. Weil die GEW-Seniorengruppe ihren Bus nicht vollbekam, gehörte auch ich – noch nicht Rentner - zur 33-köpfigen Gruppe, die am 21. Mai den Tag dort verbrachte.

Das einzige neu erbaute Gebäude ist die Eingangshalle zwischen zwei umgebauten Magazin-Hallen, die vorher der Bundeswehr dienten. Neben der Kasse und vielen zu verkaufenden Büchern, CD’s und DVD’s zum Thema ist hier ein Überblick über die 15 Emslandlager sowie ein Modell des Lagers Esterwegen zu sehen. Auf einer Seite sieht man auf einen langen, rostigen Stahl-Steg, der zum Blick in die Moorlandschaft, wo die Gefangenen Schwerstarbeit verrichten mussten, führt, auf der anderen Seite ist das ehemalige Lagergelände.
Im ersten, kurzen Teil stellte Kurt Buck, Leiter der Einrichtung, deren Entstehung nach dem 2. Weltkrieg dar. Während Kurt uns den ganzen Tag äußerst kompetent und zugewandt begleitete und auf jede Frage einging, hier meine einzige Negativ-Kritik: Der Kampf um die erste Gedenkstätte, immerhin von den siebziger bis in die neunziger Jahre, kam zu kurz.

Im zweiten Block, ebenfalls im Seminarraum 2, gab es Fotos und Vortrag über die vielschichtige und wechselvolle Geschichte der 15 Lager im Emsland von 1933-1945: KZ, Justizanstalten, Kriegsgefangenen-Lager, Displaced Persons … Fragen konnten jederzeit gestellt werden.
Nach der guten Erbsensuppe mit Bockwurst mittags in der eigenen Cafeteria ging es gemeinsam auf das ehemalige Lagergelände. Da von den Original-Bauten nichts erhalten geblieben ist, war man auf Symbolik angewiesen. Wo damals Mauern und Stacheldraht einschlossen, stehen jetzt rostige, 2,50 m hohe Stahlwände. Zentrale Achse ist die ehemalige, neu gepflasterte Lagerstraße. An einigen Stellen ist der Original-Belag zu sehen. Die ehemaligen Baracken sind durch dicht gepflanzte Bäume kenntlich gemacht. Der übrige Boden ist mit braunem Lava-Kies bedeckt, was an Torf erinnert. Schorse Gumperts Gedenksteine an Carl von Ossietzky und alle anderen dortigen Häftlinge, die lange Zeit allein gegen das Vergessen dort standen, stehen weiterhin am früheren Haupttor.
Nach einer kurzen Einführung ging jeder für sich durch die Haupt- (Fotos, Texte, Gegenstände, Interviews mit ehemaligen Häftlingen) und die Sonderausausstellung (Zeichnungen des ehemaligen Häftlings Ernst Walsken).
Zum Abschluss wurde noch der einige Kilometer entfernte Lagerfriedhof besichtigt.
Ein rundum gelungener, zur Nachahmung empfohlener „Ausflug“!