Der Zusatzbedarf ist schon lange bekannt
2015 war nach den Sommerferien klar, dass sich Bremen auf einen großen Flüchtlingsstrom einzustellen hat. Das Sozialressort rechnete schon damals für die Stadtgemeinde Bremen mit ca. 11000 Personen bis zum Jahresende (davon ca. 3000 unbegleiteten Minderjährigen). Damit war an fünf Fingern auszurechnen, dass die Schulen zum einen eine ausreichende Zahl von Vorkursen würden einrichten müssen, und zum anderen im Schuljahr 2016/17 die Integration von ca. 2600 - 3000 SchülerInnen in das Regelschulsystem anstehen würde.
Beim Bedarf an Vorkursen rechnete die GEW für das ganze Jahr 2015 mit bis zu 250. Mit Stand vom 20.11.15 bestanden an den Bremer Schulen 93 solcher Kurse. Das bedeutet, dass immer noch viele Kinder und Jugendliche in den Unterkünften auf eine Einschulung warten, obwohl im Senatspapier steht: „Die Schulpflicht gilt in Bremen bereits in der Erstaufnahmeeinrichtung und unabhängig von der Art der Unterkunft." Einschränkend heißt es dann: „Allerdings ist zu beachten, dass die schulische Integration umso schwieriger wird, je instabiler die Unterbringungssituation (z.B. in Zelten und Turnhallen) ist. Angesichts der wachsenden Zahlen muss auch das schulische Erstversorgungsangebot nach dem sog. Hauslehrermodell ausgebaut werden." Mit dieser Aussage wird offen ausgesprochen, dass die Erstversorgung bisher nicht ausreicht.
Bisher keine Finanz- und Personalplanung
Betrachten wir nun, was im kommenden Schuljahr auf uns zukommt: Die Schüler/Lehrer-Relation in Bremen ist bedeutend schlechter als in den anderen Stadtstaaten und auch den meisten Flächenstaaten. Nach der Wahl hat Bürgermeister Karsten Sieling auf die vielen aus der Unterversorgung resultierenden Proteste reagiert und die zusätzliche Einstellung von 200 LehrerInnen versprochen. Laut Eckwertebeschluss des Senats für den Doppelhaushalt 2015/16 vom 29.09.15 sollen 120 davon im Stellenplan erscheinen und 80 durch einen „Flexibilisierungsfonds" vorläufig finanziert werden - mit der Verpflichtung des Bildungsressorts, diese Stellen an anderer Stelle wieder einzusparen. Mit 200 Stellen wäre der Rückstand gegenüber Hamburg und Berlin etwa zur Hälfte ausgeglichen - wenn jetzt nicht mit den Flüchtlingen bis zu 3000 SchülerInnen hinzukämen! Und für diese zusätzlichen SchülerInnen liegt bisher keinerlei Finanz- und Personalplanung vor. Nach Redaktionsschluss dieser BLZ findet eine Senatsklausur statt, und die Senatorin für Kinder und Bildung hat versprochen, danach nähere Auskünfte geben zu können.